«Too Expensive»

Audis USA-Werbetour für den Diesel

Wie anderswo auch würden sich die Amerikaner gern ein neues Auto leisten. Doch allein, es plagen sie momentan jede Menge andere Sorgen. Da bleibt es eher bei der alten Möhre.

Von Helmut Weinand

Charles Frazier aus Cleveland im US-Bundesstatt Ohio wird sich in den nächsten Jahren kein neues Auto kaufen. Keinen SUV-Schluckspecht, wie ihn seine Nachbarn aus alter Tradition noch fahren, und auch keinen Mittelklassewagen in Golf-Größe, auf den viele Amerikaner aus ökonomischen Gründen gerne umsatteln würden. Es fehlt einfach das Geld für große Ausgaben. Die Zeiten sind nicht danach.

Audi tourt durch die USA

Charles steht an einer Shell-Tankstelle in einem Vorort der nordamerikanischen Universitätsstadt Cleveland am Erie See. Bewundernd schaut der fünfzigjährige Elektriker auf die Flotte von über 30 nagelneuen Audi-Fahrzeugen vom A3 bis zum Q7, die im Rahmen einer Werbetour für den Dieselmotor in den USA unterwegs sind. «Good cars» (gute Autos), lautet Fraziers Urteil und er betrachtet fachmännisch die silbernen Karossen aus Germany. Aber, so bedauert er, «too expensive» - zu teuer. Die Preisliste von Audi in den USA beginnt bei 27 000 Dollar oder rund 20 000 Euro für den A3 mit 2,0-Liter-Benzinmotor.

Argumente gegen Toyota

Natürlich erkundigt Frazier sich nach der TDI-Technik. Geduldig lässt er sich erklären, dass man mit diesen Motoren und sechs Litern Diesel über 60 Meilen (rund 100 Kilometer) weit kommt und dass modernste Abgasreinigungstechnik den Schadstoffausstoß auf ein Minimum reduziert. Und er hört sich an, dass die deutschen Techniker überzeugt sind, in Sachen Umweltschutz bessere Arbeit geleistet zu haben als die Hybrid-Experten von Toyota, die den amerikanischen Markt mit dem Prius im Sturm erobert haben.

Klamme Haushaltskassen

Charles findet vieles überzeugend. Doch die Dollars, die sein kleiner Zwei-Mann-Betrieb einbringt, wird er in erster Linie zum Lebensunterhalt verwenden. Richtig zufrieden sind Amerikaner wie Charles Frazier gegenwärtig nur mit Entwicklung der Spritpreise. Sie fallen an den Tankstellen wie die Kurse an der Börse. Eine Galone Benzin (rund 3,8 Liter) kostet jetzt umgerechnet 2,60 Euro. Dies ergibt einen für deutsche Verhältnisse traumhaften Literpreis von 0,70 Euro. Der Diesel kostet rund 15 Prozent mehr. Das schiebt die anderen Sorgen jedoch keineswegs in den Hintergrund. Die Zeit für die US-Automobilindustrie und auch die Importeure wird daher hart bleiben. Egal, ob sie Benzin-Autos, Diesel- oder Hybrid-Fahrzeuge anbieten. (mid)

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