Staatshilfen wahrscheinlicher geworden

Opel-Chef Reilly

Opel-Chef Nick Reilly ist zuversichtlich, dass der Autobauer Staatshilfen bekomme werde. Bundeswirtschaftsminister Brüderle will sich indes noch nicht festlegen.

Der Autobauer Opel ist nach eigener Einschätzung deutscher Milliardenhilfe einen entscheidenden Schritt näher gekommen. Das Unternehmen gelte nun auch in der Berliner Politik als Opfer der Wirtschaftskrise, sagte Opel-Chef Nick Reilly der Wochenzeitung "Die Zeit".

"Opel wurde von der Krise zu einem ungünstigen Zeitpunkt getroffen. Ohne die Krise wäre die Existenz von Opel nicht gefährdet gewesen", sagte der Brite. Genau das war in den Gesprächen mit der Bundesregierung lange umstritten. Von dieser Frage hängt unter anderem ab, ob Staatshilfen fließen dürfen.

Vor der Krise profitabel

Ein Opel-Sprecher erklärte am Mittwoch: "Pro-forma-Zahlen haben gezeigt, dass die Marke Opel vor der Krise profitabel war." Ob nun auch Geld fließe, sei noch nicht entschieden. Das liege in der Hand der Politik beziehungsweise des Bürgschaftsausschusses. Die Tochter des US-Autokonzerns General Motors (GM) strebt für seine Sanierung Staatshilfen von insgesamt 1,8 Milliarden Euro an, davon allein 1,3 Milliarden Euro aus Deutschland. GM selbst will 1,9 Milliarden Euro in die Opel-Rettung stecken - teils als Eigenkapital, teils in Form von Krediten.

In der "Zeit" verteidigte Reilly, dass GM die Opel-Sanierung nicht komplett selbst stemmt: "Opel ist auch ein europäisches und ein deutsches Unternehmen ­ mit mehreren Zehntausend Arbeitsplätzen in ganz Europa. Da sollte es möglich sein, in einer schwierigen Situation staatliche Hilfe in Europa in Anspruch zu nehmen."

In den Verhandlungen mit der deutschen Politik seien noch zwei Fragen offen, erklärte der Opel-Chef: "Wir müssen eine federführende Bank für den Kredit in Deutschland finden ­ und klären, in welcher Reihenfolge Kredite später zurückgezahlt werden." Boden gutmachen will der Autohersteller auch mit neuen Modellen, etwa einem Kleinstwagen. In etwa zwei bis drei Jahren soll nach Reillys Vorstellungen ein Opel-Mini auf dem Markt sein.

Brüderle: Alles offen

Nach Darstellung von Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) sidn Staatshiöfen für Opel weiter offen. Der Klärungsprozess sei noch nicht abgeschlossen, sagte Brüderle am Mittwoch in Berlin. Es gebe noch eine ganze Reihe offener Fragen. Entscheidend sei die weitere Entwicklung bei der amerikanischen Konzernmutter General Motors (GM). "Die Mutter aller Fragen ist die Entwicklung bei der Mutter", sagte der Minister. GM habe zuletzt Erfolge gehabt und Geld zurückgezahlt. "Das spricht dafür, dass man wieder Kraft entwickelt.".

Auf die Aussage von Opel-Chef Nick Reilly, wonach inzwischen auch die Berliner Politik das Unternehmen als Opfer der aktuellen Wirtschaftskrise sehe, wollte Brüderle nicht näher eingehen. Er wolle in einem laufenden Abwägungsprozess keine Teilbewertungen vornehmen, sagte der Minister. Wann eine Entscheidung über Staatshilfen an die GM-Tochter Opel getroffen wird, ließ er offen. (dpa)

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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