PS – die wöchentliche Abgasnachbehandlung

Kolumne

Über die kurzfristige Star-Rolle des Opel Insignia, einen Crashtest von zwei ungleichen Duellanten und das Hinterherhinken der deutschen Hersteller beim Klimaschutz.

Von Frank Mertens

Der Auftritt des neuen Opel Insignia war gelungen, keine Frage. An einem Kran hängend schwebte das neue Topmodell des Rüsselsheimer Autobauers am Montag in Potters Field in unmittelbarer Nähe der Tower Bridge aus 45 Metern sanft zu Boden. Einen Tag später war die Mittelklasse-Limousine der Star auf der London Motorshow - mangels ernstzunehmender Konkurrenz allerdings.

«Beginn einer neuen Ära»

Geht es nach den Verantwortlichen bei General Motors, dann soll der Insignia Opel zu neuem Glanz verhelfen und nicht nur ein «Star für ein Tag sein». Der Insignia soll, so hieß es vollmundig, eine «neue Ära» begründen. Dafür haben die Verantwortlichen dem Nachfolger des Vectras nicht nur ein attraktives Äußeres verpasst. Sie haben das Auto auch aggressiv eingepreist. So wird der Insignia ab Dezember ab 22.700 Euro bei den deutschen Händlern stehen. Damit ist das 1.6 Liter (115 PS) starke Einstiegsmodell um 375 Euro günstiger als beispielsweise der VW Passat (1.6 Liter/102 PS).

Ob das Aussehen und dieser Preis indes reichen werden, sich im hart umkämpften Mittelklasse-Segment gegen Fahrzeugen wie dem Skoda Superb, Mazda6, Ford Mondeo oder eben den Passat zu behaupten, muss bezweifelt werden. So bemängelt beispielsweise der Autoanalyst Christoph Stürmer, dass der Insignia extrem groß sei und am Privatmarkt vorbeigehen könne. Zudem ginge der Trend langfristig zu kleineren und sparsameren Autos.

Vergleich mit Mitbewerbern

Natürlich verlangen die Kunden aufgrund der hohen Spritpreise zunehmend nach kleinen und sparsamen Fahrzeugen - dennoch wird deshalb das Mittelklasse-Segment nicht verschwinden. Das Wohl und Wehe des Insignia wird vielmehr davon abhängen, wie er sich von seinen Mitbewerbern positiv abheben kann. Da reicht das Design allein leider nicht aus. Es kommt auf den direkten Vergleich mit den Mitbewerbern an.

Doch hier hat der Insignia bereits vor dem Marktstart Chancen vertan. Wo ist beispielsweise die spitsparende Start-Stopp-Automatik? Sie ist zum Markstart nicht erhältlich - und ist vorerst auch nicht zu erwarten. Wie schaut es mit der Qualität im Innenraum aus? Sie ist nicht schlecht, doch bei Mitbewerbern wie beispielsweise dem Skoda Superb wirkt sie noch wertiger. Wie schaut es mit günstigen Motoren aus? Das Einstiegsmodell verbraucht 7,6 Liter und pustet pro Kilometer 179 Gramm CO2 in die Umwelt - überragende Werte sehen anders aus. Der Insignia jedenfalls wird es nicht einfach haben, sich zu behaupten. Aber vielleicht straft er seine Kritiker Lügen und er ist mehr als nur der «Star für einen Tag».

Ungleiches Duell

Ein Aufeinandertreffen zweier ungleicher Duellanten gab es in dieser Woche beim Crashtest des ADAC. Hier ließ der Automobilclub den rund 950 Kilogramm leichten Fiat 500 frontal mit dem 2300 Kilo-Koloss Audi Q7 zusammenprallen. Das Ergebnis war erschreckend, obwohl der kleine Italiener zu einem der sichersten Fahrzeuge im Kleinwagen-Segment. Zwar hielt die Fahrgastzelle dem Aufprall stand, doch die Rückhaltesysteme waren überfordert. Wären die beiden Dummys auf dem Rücksitz Kinder gewesen, hätten sie den Aufprall ebenso wenig unbeschadet überstanden wie Fahrer und Beifahrer.

Angesichts dieses Resultats kann man die Forderung des ADAC nur unterstützen, dass die Autohersteller dem Partnerschutz mehr Aufmerksamkeit schenken und der Gesetzgeber die Anforderungen hieran verschärft.

Franzosen als Vorbilder

Schön, dass es die Wissenschaft gibt. In diesem Fall das Institut vom Autoexperten Ferdinand Dudenhöffer an der Fachhochschule Gelsenkirchen. Es kam in einer vergleichenden Studie von 15 Autoherstellern aus Europa, Japan und den USA zu dem Ergebnis, dass die deutschen Autobauer größtenteils beim Klimaschutz der Konkurrenz hinterherhinken.

Laut der Studie sei der französische Konzern Peugeot-Citroen am besten auf den Klimawandel vorbereitet. Dahinter kommt schon Toyota. Beide Herstellern wurde attestiert, dass sie am effektivsten den CO2-Ausstoß reduzieren würden. Als einziger heimischer Hersteller konnte sich zumindest BMW dank seiner Efficient-Dynamics-Modelle als dritter im Spitzenbereich behaupten. Vielleicht gibt dieses Ergebnis den Spitzenmanagern in den deutschen Vorstandsetagen der Autokonzern ja zu denken. Nach dem Desaster um die verspätete Einführung der Rußpartikelfilter ziehen unsere französischen Nachbarn halt wieder einmal an uns vorbei.

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