Posen auf dem Strip

Autostadt Las Vegas

In Las Vegas dreht sich fast alles um Glücksspiel, Megahotels und Entertainment. Fast alles: Denn die andere große Leidenschaft sind schnelle Autos. Zu entdecken sie vor allem rund um den Las Vegas Boulevard.

Von Stefan Grundhoff

Wolfsburg sieht sich stolz als Autostadt und auch Rüsselsheim und Saarbrücken machen durch kaum mehr als ihre Autoproduktionsstätten von sich reden. In kaum einer Stadt der Welt gibt es mehr Attraktionen als in Las Vegas. Doch das Auto spielt dabei längst nicht nur als Fortbewegungsmittel eine Hauptrolle.

Mega-Händler an Ausfallstraßen

Die großen Autohändler befinden sich an den Ausfallstraßen. Megahändler wie Toyota Centennial oder Dodge Towbin liegen rund eine halbe Stunde von der sündigen Meile des Las Vegas Strip entfernt und haben hunderte von Fahrzeugen auf dem Hof stehen. Der Las Vegas Boulevard ist dabei eine der meist befahrenen Powermeilen der Welt. Tagsüber pressen sich zehntausende von Taxis, Stretchlimousinen und Mietcabriolets über die heiße Meile zwischen den Mega-Hotels Mandalay Bay und dem Komplex mit dem glänzenden Hotel-Doppel Wynn und Encore.

Die Autos fahren im Schritttempo, denn gerade Erstbesucher bekommen die Fotokameras im laufenden Verkehr gar nicht mehr aus der Hand. Noch schlimmer wird es nach Sonnenuntergang. Wenn die Millionenstadt in der Wüste Nevadas in den siebten Himmel des Entertainments abhebt, dann geht auf dem Schritt gar nichts mehr.

Vor den Toren von Las Vegas - ein Lamborghini Foto: Lamborghini

Doch auch abseits des sechs- bis achtspurigen Boulevards der Eitelkeiten haben die Autos einen festen Platz im Unterhaltungsprogramm der Besucher. Kaum ein Casino, das nicht den ein oder anderen Luxuswagen an seinen Slotmachines als nahezu unerreichbaren Hauptpreis bereit hält. Zunehmend machen sich am Strip auch Luxusautomarken mit Verkaufsräumen in den Hotels breit. Das wie ein Sonnensegel geformte Wynn-Hotel machte mit dem italienischen Nobel-Duett aus Maserati und Ferrari den Anfang. Jetzt eröffnet im noch jungen Hotel Palazzo ein Lamborghini-Händler, der mit Gallardo und Murcielago auf Kundenfang gehen möchte.

Viel Image auf dem Strip

Im Lamborghini unterwegs auf dem Strip Foto: Lamborghini

Die Gründe liegen für alle Marken auf der Hand. Zum einen sorgt ein Verkaufsraum an prestigeträchtiger Stelle für jede Menge Image. Zum anderen hofft man Gewinner von hohen Geldsummen mit einem Spontankauf abgreifen zu können. Das muss noch nicht einmal ein Neuwagen sein. Denn in der fünften Etage des Hotel Imperial Palace befindet sich seit Jahren eine der exklusivsten Autoausstellungen der USA. Das besondere: jedes Auto in der Auto Collection ist auch käuflich zu erwerben. «Einmal hatten wir einen, der hatte nachts 150.000 Dollar gewonnen. Am nächsten Morgen besuchte er unsere Ausstellung und hat sich in ein Coupé verguckt und es direkt mitgenommen», erzählt Rob Williams. Pro Tag besuchen die Imperial-Ausstellung zwischen 2.000 und 3.000 Touristen. Schließlich wollen viele abseits von Spieltischen und einarmigen Banditen auch einmal etwas anderes sehen.

Da kommen Oldtimer wie ein 1938er Packard 1608 Brunn für 250.000 Dollar, ein 34er Pierce Arrow für 185.000 Dollar oder ein 53er Cadillac Ghia gerade recht. Den hatte seinerzeit Filmsternchen Rita Hayworth gefahren. Die rare Schönheit mit goldenen Felgen und beigem Lederinterieur ist einer von ehemals nur zwei gebauten Coupés dieser Art. «Derzeit leider nicht zu verkaufen», schränkt Museumsleiter und Autoverkäufer Rob Williams ein, «der Wert liegt bei vier Millionen Dollar.» Es geht ganz nebenbei auch günstiger. Das preiswerteste Modell ist ein schwarzer VW Käfer von 1960 - für 16.500 Dollar. «99 Prozent der Autos in den letzten Monaten gingen nach Übersee», erzählt Willams, «insbesondere Europa. Wir verkaufen einen Oldtimer pro Tag.»

1000 Autos im Besitz

Aufgebaut hatte die Autokollektion seinerzeit Ralph Engelstrad. Der Multimillionär war auch Eigentümer des Imperial Palace und Autonarr. Er besaß selbst mehr als 1.000 Fahrzeuge. Als er vor seinem Tod im Jahre 2002 aus Las Vegas wegzog, nahmen sich Rob Williams und seine Familie der Ausstellung an. Das ist neun Jahre her. Eine ähnlich kleine, aber kaum weniger exklusive Ausstellung befindet sich im Hotel Caesars Palace. Ebenfalls von morgens bis abends geöffnet und mehr als sehenswert. Zu kaufen sind die Autos jedoch nur auf besonderen Wunsch. Für viele genau die richtige Abwechslung im harten Alltag aus Glücksspiel und Showprogramm.

Eine Corvette bei einem Händler in Las Vegas Foto: Press-Inform

Wer sich keines der exklusiven Nobelmodelle leisten möchte, kann sich am Strip immer noch eine Luxuskarosse mieten. Bei Junggesellenabschieden oder Partys gleichermaßen beliebt sind die überlangen Strech-Limousinen meist auf Basis von Hummer oder Lincoln Town Car. Wer statt einer mobilen Party lieber selbst ins Steuer greifen möchte, mietet sich am Strip ein BMW M6 Cabriolet, einen Mercedes SL oder eine aufdringlich rote Dodge Viper. Entweder nur für eine Stunde oder ein paar Tage. Wo kann man schöner posen, als im Stau auf den Las Vegas Boulevard?

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