Piech will Kooperation zwischen MAN und Scania

Hauptversammlung in München

Geht es nach Ferdinand Piech, dann kommt es zu einer Zusammenarbeit zwischen der VW-Tochter Scania und MAN. Volkswagen ist fast mit 30 Prozent an MAN beteiligt.

Der Nutzfahrzeug- und Dieselmotorenhersteller MAN rechnet auch 2010 mit einem schwierigen Geschäftsjahr. MAN-Chef Georg Pachta-Reyhofen erwartet eine "Durststrecke", zugleich forderten Aktionäre bei der Hauptversammlung am Donnerstag in München lautstark Klarheit über Zukunft des Dax-Konzerns. Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch betonte, dass er eine Zusammenarbeit zwischen der Volkswagen-Tochter Scania und MAN anstrebt. "Ich bin überzeugt, wir bringen sie zustande", sagte Piëch, der auch an der Spitze des Kontrollgremiums von Volkswagen steht. VW ist mit 29,9 Prozent an MAN beteiligt und der einzige Großaktionär. MAN hält rund 17 Prozent an Scania.

Heftige Kritik

Piëch musste sich angesichts der Gerüchte um eine Zusammenarbeit zwischen Scania und MAN teils heftige Kritik anhören. Dem VW-Patriarchen wird nachgesagt, eine gemeinsame Lastwagenholding mit MAN und der schwedischen VW-Tochter Scania unter dem Dach von Volkswagen schmieden zu wollen. Pachta-Reyhofen betonte, dass eine Zusammenarbeit mit Scania bislang nicht geplant sei. "Derzeit gibt es keine Gespräche über eine Zusammenarbeit, auch nicht über ein konkretes Projekt", sagte der Konzernchef. Er sei aber weiter davon überzeugt, dass eine Kooperation sinnvoll sein könne.

"Was will er denn, der Großaktionär?", fragte ein Redner in Richtung Volkswagen. Piëch antwortete, er sei sicher, dass eine Kooperation der beiden Hersteller der richtige Weg sei. So werde die Entwicklung von Motoren der kommenden Abgasnorm Euro 6 Scania und MAN alleine jeweils eineinhalb Milliarden Euro kosten. "Das ist nicht sinnvoll", sagte Piëch. Nach dem Ende des Übernahmestreits zwischen VW und Porsche habe er nun auch mehr Zeit, sich um "diese Kooperation zu kümmern", sagte der 72-Jährige am Ende der Aussprache.

Diskussion um Schmiergelder

Zuvor waren Vertreter der Anteilseigner mit Piëch auch wegen der Aufarbeitung des Schmiergeldskandals hart ins Gericht gegangen. Vor allem die spektakulären Rücktritte von fast der gesamten Führung Ende vergangenen Jahres ließen Fragen offen. Der Bestechungsskandal hatte Ex-Vorstandschef Håkan Samuelsson und zwei Kollegen die Jobs und den Konzern mit Bußgeldern und Steuernachzahlungen rund 220 Millionen Euro gekostet.

Piëch wies Vorwürfe zurück, Samuelssons Rücktritt habe etwas mit dessen kritischer Haltung zu einer Kooperation mit Scania zu tun gehabt. "Ich kann aber sagen, dass das Schicksal da etwas geholfen hat", sagte Piëch in Hinblick auf dessen Rücktritt. Der Schwede hatte Scania eigentlich unter der Führung von MAN übernehmen wollen. Mit dem Wechsel zu Pachta-Reyhofen habe sich die Situation nun etwas entspannt, sagte Piech. "Wir sind auf einem guten Weg."

Für das laufende Jahr erwartet MAN keine großen Sprünge. Die schwierigen Zeiten sind leider noch nicht ganz vorbei", sagte Pachta-Reyhofen. 2009 war MAN wegen der wegbrechenden Nachfrage, Abschreibungen und den Folgen der Schmiergeldaffäre in die roten Zahlen gerutscht. Nun setzt das Unternehmen große Hoffnungen vor allem auf die Wachstumsmärkte in Südamerika und Asien, die von der Krise kaum getroffen wurden. Als Erfolg hat sich die Übernahme des Lastwagengeschäfts von Volkswagen in Brasilien erwiesen. (dpa-AFX)

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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