Neuwagen sollen billiger werden

EU für mehr Konkurrenz

Die EU setzt sich für eine Lockerung der Wettbewerbsregeln im Autohandel ein. Dadurch könnten Neuwagen und Autoreparaturen deutlich günstiger werden als bislang.

In der gesamten EU sollen Neufahrzeuge und Autoreparaturen billiger werden. Die EU-Kommission hat dafür die Wettbewerbsregeln für den Autohandel und Werkstätten gelockert und will für mehr Konkurrenz auf dem Markt sorgen. Beim Autoverkauf werden die strikten Vorgaben für Händler aufgehoben, so dass deren Vertriebskosten sinken. Bei Reparaturen stärkt die Kommission freie Werkstätten. Sie können künftig Ersatzteile anderer Anbieter einbauen und auf technische Informationen der Hersteller zugreifen. Alle Einsparungen sollen die Unternehmen direkt an die Kunden weitergeben.

Preise werden sinken

«Die Preise werden sinken, es wird mehr Auswahl geben und der Service wird besser werden», sagte EU-Wettbewerbskommissar Joaquín Almunia am Donnerstag. In den vergangenen Jahren seien Reparaturen immer teurer geworden.

Nach Angaben der Kommission machen Wartung und Instandhaltung 40 Prozent der Gesamtausgaben eines Autobesitzers für seinen Wagen aus. «Ein Auto ist eine teure Angelegenheit, die teuerste, die wir besitzen - abgesehen von einem Haus», sagte der Kommissar. Hersteller dürfen künftig ihre Garantien nicht mehr davon abhängig machen, dass Ölwechsel oder andere Arbeiten nur in Vertragswerkstätten erledigt werden.

Beim Vertrieb hebt die Kommission EU-Vorgaben von 2002 wieder auf. Um den Wettbewerb zu stärken, hatte Brüssel seit 2002 Händler mit mehreren Marken («Autosupermärkte») zugelassen. Der Effekt war laut Kommission aber negativ, weil die Hersteller die Händler mit engen Vorgaben beispielsweise für die Marken-Präsentation knebelten und die Vertriebskosten stiegen. Künftig können Autobauer ihren Händlern wieder vorschreiben, nur eine Marke zu verkaufen.

Wettbewerb ist hart

«Wir werden keine besonderen Anreize für den Mehrmarkenvertrieb geben», sagte Almunia. Der Wettbewerb auf diesem Feld sei hart, zudem nähmen die Autobauer den Vertrieb häufig selbst in die Hand. Die EU- Kommission setzt sich damit über Bedenken aus dem EU-Parlament hinweg, das fürchtet, die Einschränkung des Mehrmarkenvertriebs bedrohe Händler in ländlichen Regionen.

Die Vorgaben für Werkstätten treten bereits am 1. Juni in Kraft. Die Liberalisierung des Kfz-Handels tritt nach einer Übergangsphase 2013 in Kraft. Das gesamte Regelwerk wird bis 2023 gelten.

Der Beschluss wurde von der europäischen Autobranche grundsätzlich begrüßt, allerdings gibt es auch Vorbehalte. Der Internationale Automobil-Verband FIA forderte von der EU-Kommission eine laufende Überwachung der neuen Regeln: «Wettbewerb in solch einem wirtschaftlich und technologisch sensiblen Bereich muss fortwährend kontrolliert werden.» (dpa)

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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