Künast wegen «Boykott-Aufruf» in der Kritik

Renate Künast ruft angesichts des Klimawandels die Autofahrer dazu auf, umweltfreundliche Hybrid-Autos von Toyota zu kaufen. Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee wirft der Grünen-Politikerin Populismus vor.

Der Aufruf von Grünen-Fraktionschefin Renate Künast, umweltfreundliche Hybrid-Autos des japanischen Herstellers Toyota zu kaufen, ist bei anderen Parteien und in der deutschen Autoindustrie auf Kritik gestoßen. «Ein Verbraucher-Boykott gegen deutsche Autos ist eine billige und populistische Forderung», sagte Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) der «Passauer Neuen Presse» (Dienstag). SPD-Chef Kurt Beck sagte der Zeitung, er halte nichts von «spektakulären Effekthaschereien». Deutschland sei ein Automobilland, «dem man mit Kaufempfehlungen für ausländische Wagen wahrlich keinen Gefallen tut».

Vorwürfe von Union

Auch aus Union und FDP hagelte es Vorwürfe. «Ohne Frage erwarten wir von der Autoindustrie, dass sie ihre Anstrengungen verstärkt, schadstoffarme und spritarme Antriebe zu entwickeln», sagte Hans- Peter Friedrich (CSU), stellvertretender Vorsitzender der Unions- Bundestagsfraktion, den «Ruhr Nachrichten» (Dienstag). «Wenn aber eine deutsche Politikerin Werbung für ausländische Unternehmen macht, ist dies der falsche Weg». Der Partei- und Fraktionsvize der FDP, Rainer Brüderle, sagte der Zeitung: «Es ist ein unglaublicher Vorgang, wenn eine ehemalige Bundesministerin quasi zum Boykott deutscher Autos aufruft.»

Künast hatte in der «Financial Times Deutschland» (Montag) gesagt, solange die deutschen Autohersteller nicht umsteuerten und klimaverträglichere Fahrzeuge mit niedrigen Abgaswerten herstellten und auch entsprechend bewerben würden, könne sie nur raten: «Leute, kauft Hybrid-Autos von Toyota!» Anschließend sagte sie «Spiegel Online», sie habe nicht damit gerechnet, dass ihre Äußerung als Boykott-Aufruf gewertet werden würde.

«Noch Informationsbedarf

Ein Sprecher des Verbands der Automobilindustrie (VDA) sagte der »Augsburger Allgemeinen (Dienstag): «Frau Künast hat offenbar noch Informationsbedarf, denn es ist beileibe nicht so, dass deutsche Hersteller keine umweltfreundlichen Fahrtzeuge im Angebot haben.» Laut «Berliner Zeitung» (Dienstag) fuhr Künast während ihrer Amtszeit als Bundesverbraucherministerin selbst einen Audi A8 TDI. Das Auto habe zwar einen Dieselrußfilter gehabt, sei aber mit 326 PS nicht besonders umweltschonend ausgestattet gewesen.

Der Autoexperte Professor Ferdinand Dudenhöffer von der Fachhochschule Gelsenkirchen bezeichnete Künasts Äußerungen in der «Saarbrücker Zeitung» (Dienstag) als «idiotisch». Die deutsche Autoindustrie setze stark auf neue, treibstoffsparende und umweltschonende Technologien, die auch dem Klimawandel gerecht würden. Alleine 2008 kämen mehrere neue Fahrzeuge mit Hybrid-Antrieb in verschiedenen Varianten auf den Markt, sagte Dudenhöffer. (dpa)

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