Kristensens geglücktes unglückliches Comeback

Am 22. April dieses Jahres war Tom Kristensen bei einem DTM-Rennen schwer verunglückt. Doch auch sein Comeback in Le Mans wurde für den Dänen zu einer emotionalen Achterbahnfahrt.

Von Thomas Flehmer

Das Comeback von Rennfahrer Tom Kristensen schien beim legendären 24 Stunden-Rennen von Le Mans auf einen glanzvollen Triumphzug hinauszulaufen. Mit dem Audi R10 TDI steuerte der Le Mans-Rekordsieger aus Dänemark mit seinen Teamkollegen Dindo Capello, der am Sonntag 43 Jahre alt wurde, und Allan McNish seinem achten persönlichen Sieg auf dem französischen Hochgeschwindigkeitskurs zu. «Wir hatten noch nie eine so hohe Führung, haben zehn Mal den Rundenrekord verbessert», sagte Kristensen der Autogazette.

Fast 17 Stunden dominiert

Kurz nach dem Beginn des Rennens am Samstag hatte das zweite Auto des Team Joest die Führung übernommen und kontinuierlich ausgebaut. Auf den zweitplatzierten Audi mit Vorjahressieger Frank Biela besaß die dänisch-italienisch-schottische Fraktion drei Runden Vorsprung, die beiden Teams von Peugeot, in Le Mans ebenfalls zum ersten Mal mit einem Selbstzünder unterwegs, konnten oder wollten nicht das Tempo mitgehen und lagen sieben Runden dahinter.

Fast 17 Stunden dominierte der Audi vor über 260.000 Zuschauern das Rennen, bis um 7.35 Uhr am Sonntagmorgen das erschreckende Aus kam. Beim Anbremsen der Indianapolis-Kurve löste sich das linke Hinterrad des von Geburtstagskind Capello gesteuerten Boliden und schlitterte in die Leitplanke, sodass eine Fortsetzung nicht mehr möglich war.

Schrecksekunde

Dindo Capello kurz vor dem Unfall Foto: Werk

«Das ist das Schlimmste, was dir als Fahrer passieren kann. Dindo wäre fast abgehoben», so Kristensen, der durch den Unfall erneut eine emotionale Achterbahnfahrt hinnehmen musste. Am 22. April hatte der Däne beim DTM-Rennen auf dem Hockenheimring einen schweren Unfall erlitten und musste um das Comeback in Le Mans bangen.

Erst am Montag erhielt der Rennfahrer grünes Licht und steuerte seit Samstagnachmittag seinem achten Triumph auf dem legendären Kurs entgegen. Kurz nach dem Aufwachen bei der ärztlichen Behandlung erfuhr der Familienvater von dem Unglück und war dann aber erleichtert, dass Teamkollege Capello unbeschadet davonkam.

Zum zweiten Mal um Sieg gebracht

Anschließend aber stellte sich der Ärger über die verpasste Chance ein. «Ich hatte nach dem Comeback so viel Energie, alles lief rund, wir hatten einen guten Rhythmus und das Auto lief optimal. Wir hatten 100 Prozent Vertrauen in das Auto.» Das Vertrauen wurde und wird nun auf eine harte Probe gestellt.

«Fragt die Techniker, was da los war. Ich werde dazu nichts sagen», sagte der verärgerte Kristensen, dem es sichtlich schwer fiel, ruhig zu bleiben. Die Techniker von Audi Sport werden aber erst nach dem Rennen eine Fehleranalyse angehen. Bereits im vorigen Jahr beim Debüt der 650 PS-starken Diesel-Zwölfzylinder verhinderte ein technischer Defekt einen möglichen Sieg für das Team um Kristensen.

«Mehr Pain als Pleasure»

Schnell versuchte Kristensen deshalb auch, den Ärger zu verbergen. «Le Mans bedeutet Pleasure und Pain - Freude und Ärger. Aber man hat hier meistens nur wenig Pleasure, dafür aber mehr Pain. Ich scheide lieber dominierend an erster Stelle liegend aus, als als Vierter. Es gibt auch viele positive Dinge in diesem Jahr», so der Däne, bevor er dann doch ziemlich verärgert den Schluss des Interviews ankündigt. «So, das reicht.»

Die Freude über den erneuten Triumph der Vorjahressieger Frank Biela, Emanuelle Pirro und Marco Werner der nun zum fünften Mal in Le Mans triumphierte, konnte den Ärger von Kristensen auch nur wenig versöhnen. Er konzentriert sich jetzt auch das kommende DTM-Rennen. Und im kommenden Jahr greift er dann wieder an.

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