Kei Cars: Quadratisch, praktisch, klein

Auf den Straßen von Japan

Sie heißen Nissan Cube, Honda Mobilo, Daihatsu Move oder Nissan Clipper und bevölkern zu hunderttausenden die Straßen der japanischen Metropolen. Einen Schönheitspreis kann man mit keinem der kubusförmigen Fahrzeuge gewinnen. Doch sie sind nicht nur in Tokio der letzte Schrei.

Von Stefan Grundhoff

Die Japaner haben zumindest aus Sicht des gemeinen Europäers einen seltsamen Autogeschmack. Auf der einen Seite lieben die Asiaten Porsche 911, BMW M3 und Mercedes S-Klasse; begehren Heimatboliden wie Nissan Skyline und Mitsubishi Lancer Evo. Doch es geht auch anders. Auf kaum einem anderen Automarkt der Welt steht die Praktikabilität der fahrbaren Untersätze derart im Vordergrund wie auf den Straßen Nippons. Neben exklusiven Sportskanonen bevölkern daher Klein- und Kleinstwagen ebenso wie Mini-, Micro- und Maxi-Vans die japanischen Straßen wie Ameisen. Nahezu senkrecht recken sich ihre Windschutzscheiben, Scheinwerfereinheiten und Seitenwände in den Himmel. Die Reifen sind winzig, die Fahrzeugabmessungen kaum größer.

Kei Cars

Japanisches Kennzeichen Foto: Press-Inform

Die meisten der Cityflitzer sind als Kei-Cars mit den obligatorisch gelben Nummerntafeln unterwegs, die Steuervergünstigungen sichert und einem die Parkplatzsuche erleichtert. Im Gegensatz zu den größeren Autos muss man für ein Kei-Car keinen eigenen Parkplatz in der Innenstadt nachweisen. Das spart in einer Stadt wie Tokio pro Monat leicht 200 bis 500 Euro. Technisch sind die Kei-Cars ganz normale Autos, nur eben besonders klein. Ihre Die Kai-Car-Triebwerke haben weniger als 660 Kubikzentimeter und Leistungen von zumeist unter 70 PS. Länger als 3,40 Meter dürfen die günstigen Kleinwagen, die 1949 erstmals eingeführt wurden, ebenfalls nicht sein. Doch für viele derjenigen Japaner, die sich keinen der exklusiven Sportwagen oder Luxuslimousinen aus Europa leisten können, sind die kleinen Cityflitzer genau das richtige. Neue Trendmobile wie der Nissan Cube sind ebenfalls quadratisch, praktisch und klein, fahren jedoch in der normalen Liga oberhalb der Kei-Cars.

Die meisten Cityvans fahren nicht nur mit einer Spurweite, die an H0-Modellbahnen erinnert, sondern verfügen über mindestens eine Schiebetür, die Ein- und Aussteigen auf den engen Fahrbahnen erleichtert. Ledersitze bleiben in Japan zumeist nur den absoluten Luxuslimousinen vorbehalten. Gerade die heimischen Fabrikate unterhalb von Lexus LS oder Nissan President setzen auf bequeme Sitze aus weichem Flockvelours. Wenn es besonders edel sein soll, sind Rücklehnen und Kopfstützen mit schmucken Häkeldeckchen geschmückt, die Wackeldackel und Fuchsschwanz in unseren Breiten zum obligatorischen Ausstattungsdetail werden lassen. Das Armaturenbrett ziert neben der normalen Serienausstattung zumeist ein übergroßer Bildschirm mit digitalem TV-Modul und üppiger Kartennavigation. Schließlich steht man in den meisten Städten gerne Tag für Tag ein paar Stunden im Stau. Da will man unterhalten werden.

Üvervölkerte Innenstädte

Straße in Tokio Foto: Press-Inform

Mehr als ein Drittel aller in Japan zugelassenen PKW sind als Kei-Car unterwegs. Gerade die 90er Jahre brachten in den zunehmend übervölkerten Innenstädten von Japan nochmals einen kräftigen Schub für Zulassungen und Akzeptanz. Waren die Kleinwagen lange als lahme Citymobile verschrien, holten Turboaufladungen aus den kleinvolumigen Motörchen das Maximale heraus. Drehzahlen von über 8.000 Touren sind bei den sportlich positionierten Kleinwagen kein Problem. Der größte Anbieter von Kei-Cars auf dem japanischen Markt ist Daihatsu, die in den größeren Klassen „small“ und „standard“ kaum Fahrzeuge anbieten. Toyota, Marktführer in Fernost, bietet dagegen überhaupt keine Kei-Cars an.

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