Golf GTI: 30 Jahre in der Erfolgsspur

Golf GTI: 30 Jahre in der Erfolgsspur
Der Golf GTI © Foto: VW

Der Golf GTI ist für viele Autofahrer immer noch der sportlichste Volkswagen, Daran ändert auch ein R32 trotz deutlich mehr Leistung nichts. Vor 30 Jahren begann die Erfolgsgeschichte des Kompaktsportlers.

Von Heiko Haupt

Ein kleines kantiges Auto mit 110 PS und der Bezeichnung GTI - das wäre heute nicht wirklich etwas Besonderes. Vor 30 Jahren jedoch wurde der erste Golf GTI zum Stammvater einer ganzen Reihe kompakter Modelle mit sportlichem Charakter und außerdem noch ein ziemlicher Erfolg.

Geringes Interesse

Dass sich die Idee derart durchsetzt, daran hatten seinerzeit nicht einmal die Erfinder des Konzepts geglaubt. Denn obwohl die Buchstaben heute einen hohen Bekanntheitsgrad haben, war der Golf GTI nicht das erste Kompaktmodell, dem man einen Hauch Sportlichkeit eingeimpft hatte - es war eher das Interesse der Käufer, das sich im engen Rahmen hielt.

Das Prinzip GTI war zunächst nur eine Art Schnapsidee - ein gewisser Alfons Löwenberg soll es als erster gewagt haben, dem 1974 erschienenen Golf mit einem 100 PS starken Motor Beine zu machen. Es sollte aber noch dauern, bis aus dem ehrgeizigen Projekt ein Serienmodell wurde. Das nahm Form an, als man auf die Idee kam, einen Motor aus dem Audi 80 GTE unter die Fronthaube des Golf zu verpflanzen. Der leistete mit Hilfe einer Benzin-Einspritzung 110 PS, was in dem nicht einmal 900 Kilogramm wiegenden Volkswagen für Fahrleistungen sorgte, die damals Erstaunen hervorriefen.

Spitze lag bei 180 km/h

Während die Besitzer der durchschnittlichen Opel Rekord und Ford Granada in den Siebzigern noch stolz waren, wenn der Tacho 160 anzeigte, war im GTI erst bei mehr als 180 Stundenkilometern Schluss. Die Beschleunigung in knapp zehn Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 war ebenso überragend. Trotzdem glaubten auch die Verantwortlichen nicht an einen Erfolg im Massengeschäft - geplant war laut Volkswagen in Wolfsburg nur eine Serie von 5000 Exemplaren. Hatte doch die Vergangenheit gezeigt, dass kompakte aber sportliche Autos eher Nischenmodelle sind.

Das Heck des Golf GTI Foto: Werk

Vor Volkswagen konnten schon andere Hersteller auf diesem Gebiet ihre Erfahrungen sammeln. Zu den Pionieren dabei zählen Ford und Opel. Bereits 1973 hatte man bei Ford die erste Generation des Escort in ein betont sportliches Fahrzeug verwandelt. Das trug die Bezeichnung RS2000 und wurde auf Fotos gern in entsprechender «Kriegsbemalung» vorgestellt, die sich durch weißen Lack mit blauen Streifen auszeichnete. Der Inhalt des Sportpaketes bestand in erster Linie aus einem Zweiliter-Motor mit stattlichen 100 PS.

Tiefergelegte Karosserie

Daneben kamen aber noch weitere Kniffe zum Einsatz, um das kleine Auto an die höhere Leistung anzupassen. Das Fahrwerk wurde aufgewertet, die Karosserie tiefergelegt. Dazu gab es dann noch verbreiterte Kotflügel und schicke Felgen. Insgesamt sollen rund 4000 Exemplare gebaut worden sein. Trotz der geringen Zahl machte Ford bei der zweiten Escort-Generation weiter und bot ab 1975 den nächsten RS2000 an - diesmal schon mit 110 PS, womit man diese Marke ein Jahr vor Einführung des Golf GTI erreicht hatte.

Opel hatte ebenfalls vor Volkswagen den Sport entdeckt, und das sogar mit drei sehr ähnlichen Buchstaben gekennzeichnet. Das GT/E prangte schon am Heck der Topversion des 1970 eingeführten Manta A. Der war allerdings schon durch seine Karosserieform als eher sportliches Coupé gekennzeichnet. 1975 hielt das Kürzel jedoch auch Einzug in die Kompaktklasse: In jenem Jahr erschien laut Opel in Rüsselsheim der Kadett C GT/E. Unter dessen Haube arbeitete ein 1,9-Liter-Motor mit 105 PS, für die entsprechende Optik sorgte unter anderem die Kombination der Lackfarben Schwarz und Gelb.


BMW kam mit Touring

Der 200 PS-Motor im Golf GTI Foto: Werk

Während Autos wie ein RS2000 oder der Kadett GT/E schon optisch ihre Sportlichkeit zeigten, hatte man bei BMW einige Jahre zuvor das Thema auf andere Art vorweg genommen. Dort gab es mit der so genannten 02-Baureihe seit 1966 eine kräftige und kompakte Limousine. 1971 schließlich wurde die Baureihe durch das Modell touring ergänzt, das im Grunde dem kommenden Golf schon recht ähnlich war. Das klassische Stufenheck der Serie war beim touring einem Schrägheck mit großer Heckklappe gewichen, der 02 wurde auf diese Weise laut BMW in München außerdem noch zwölf Zentimeter kürzer. Für ordentliche Fahrleistungen sorgten auf Wunsch Motoren mit bis zu 130 PS.

Der Golf GTI Pirelli von 1983 Foto: Werk

Doch all diese Autos wurden nicht zur Massenware. Den sportlichen Kadetts und Escorts verwehrte unter anderem ihre «krawallige» Optik den Einzug in die gutbürgerlichen Siedlungen. Das Schrägheck-Design des BMW kam ein paar Jahre zu früh - der Zeitgeschmack war noch nicht so weit. Der Golf GTI dagegen erschien zur rechten Zeit und vermied Fehler wie eine zu dick aufgetragene Sportlichkeit. Als die ersten Fahrzeuge Mitte 1976 zu den Händlern kamen, waren sie praktisch schon ausverkauft, mittlerweile denken laut Volkswagen 90 Prozent der Europäer bei der Buchstaben-Kombination GTI an den Golf.

Der unerwartete Erfolg rief natürlich auch die Konkurrenz auf den Plan - mit den Jahren fand sich das Kürzel auf unzähligen Sportmodellen verschiedenster Hersteller. 1977 kam sogar Citroën auf die Idee, eine sportliche Ausführung der ebenso noblen wie futuristischen Limousine CX mit der Bezeichnung 2400 GTi auf den Markt zu bringen. Andere dagegen schmollten und rührten lieber in ihrem eigenen Buchstabensalat. Opel ersetzte GT/E durch GSi. Ford peppte den Fiesta als XR2 und den Escort als XR3 sportlich auf. Doch obwohl der GTI nicht der Erste seiner Art war, sollte er einzigartig bleiben. (dpa)

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