Gestylte Mini-Kombis groß im Kommen

Die Autohersteller haben ein neues Segment installiert. Kleine Kombis mit einer großen Heckklappe sind vor allem im Ausland derzeit sehr gefragt.

Die Autohersteller entdecken gerade ein neues Segment. Der Kombi hält sich allen Bemühungen von Van und Geländewagen zum Trotz von der Kompaktklasse aufwärts überraschend stabil am Markt. Deshalb setzen die Hersteller nun auch bei Kleinwagen auf eine «große Klappe». Sie erweitern in diesen Wochen ihre Modellpaletten um eine Reihe neuer Lademeister im Zwergenformat.

Angebot schlagartig verdoppelt

Nachdem Volkswagen den Polo Variant vor Jahren vom Markt genommen und Opel den Corsa Caravan in Europa gar nicht erst angeboten hat, gab es in diesem Segment bis vor kurzem nur zwei Modelle: den Skoda Fabia und den Peugeot 206 SW. Sie kamen in den vergangenen Jahren auf ein Zulassungsvolumen von etwa 30.000 Fahrzeugen, so Prof. Ferdinand Dudenhöffer, Branchenexperte von der Fachhochschule Gelsenkirchen.

Zur Internationalen Automobilausstellung in Frankfurt (IAA, noch bis 23. September) allerdings hat sich das Angebot auf einen Schlag mehr als verdoppelt. Zum einen erweitern Skoda und Peugeot ihre Modellpalette entsprechend. Und zum anderen gibt es neue Konkurrenz.

Viel Platz für wenig Geld

Renault Clio Grandtour Foto: Press-Inform

Für den Marktbeobachter Henner Lehne vom Prognoseunternehmen CSM in Bad Homburg ist das keine Überraschung: «In Zeiten, in denen Besitz und Unterhalt eines Autos immer teurer werden und es in Städten immer enger wird, kommen gerade die kleine Kombis zur rechten Zeit.» Solche Modelle verbinden Lehne zufolge Alltagstauglichkeit mit einem variablen Ladevolumen zu einem relativ erschwinglichen Preis. Noch dazu hätten sie einen moderaten Verbrauch. «Und notfalls kann man mit ihnen auch mal die Familie in den Urlaub fahren.»

Nachdem Peugeot den 206 SW durch den 207 ersetzt hat, feiert nun der neue Fabia Combi seinen Einstand. Sieben Zentimeter länger als sein Vorgänger, wächst er innen um zehn Prozent und bietet laut Hersteller nun schon bis zur Fenster-Unterkante Platz für 480 Liter.

Zu den Kleinwagen mit Volumen gesellt sich auch der Clio Grandtour, der laut Renault noch 2007 an den Start gehen soll. Er ist etwa 20 Zentimeter länger als der Fünftürer und kann 439 Liter laden.

Sonderstellung des Mini Clubman

Mini Clubman Foto: BMW

Laut BMW nur pro forma zu den Kombis zählt der neue Mini Clubman, der am 10. November für 19.900 Euro an den Start geht. Zwar wurde auch hier das Grundmodell um 24 Zentimeter verlängert, und statt der Heckklappe gibt es nun zwei vertikal geteilte Gepäcktüren sowie eine gegen die Fahrtrichtung angeschlagene «Clubdoor» auf der rechten Seite. «Doch verstehen wir das Auto eher als Shooting Break, also als sportliches Coupé mit etwas mehr Stauraum», sagt Markensprecher Cypselus von Frankenberg in München mit Blick auf die 260 Liter Ladevolumen, die auf gut 900 Liter erweitert werden können.

Vorreiter Peugeot setzt auf den 207 SW Foto: Peugeot

Praktisch muss es sein

Während die Hersteller in den größeren Modellen gerade wieder zur Praxistauglichkeit zurückkehren und wie Mercedes bei der Präsentation des neuen C-Klasse-T-Modells eifrig mit Saftkisten oder Umzugskartons hantieren, sollen die kleinen Kombis offensichtlich ganz im Stil des Minis als «Lifestyle-Fahrzeuge» etabliert werden. Peugeot stellt dem 207 SW deshalb nach Angaben von Geschäftsführer Olivier Dardart ein sportliches RC-Modell und eine Freizeitvariante namens «Escapade» zur Seite. Sie orientiert sich an den VW-Cross-Modellen und besitzt mehr Bodenfreiheit, größere Stoßfänger und stärkere Rammschutzleisten.

Den «Escapade» wird es aber nur mit konventionellem Frontantrieb geben. Das gilt auch für den offiziell noch als Studie bezeichneten Fabia Scout. Ähnlich wie der gleichnamige Roomster trägt er eine «abenteuertaugliche Maskerade» und hat etwas mehr Bodenfreiheit. Doch anders als der Octavia Scout gibt es im Fabia keinen Allradantrieb.

Nischen-Markt für Deutschland

Trotz des erweiterten Angebots fahren die gestylten Mini-Laster in einer kleinen Nische. Davon geht jedenfalls Ferdinand Dudenhöffer aus: «Der eigentliche Markt für diese Kombis ist nicht Deutschland.» Preisgünstig, klein und wendig, trotzdem Stauraum - das passe etwa zu den süd- und osteuropäischen oder lateinamerikanischen Märkten. Gute Chancen habe aber auf jeden Fall der Mini Clubman, so der Experte: «Das ist eigentlich kein klassischer Kombi, der mehr Raum für wenig Geld bietet, sondern eine Lifestyle-Kiste.» (dpa)

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