Fußgängerschutz bleibt außen vor

In Sachen Fußgängerschutz ist von den Autoherstellern eine entscheidende Verbesserung in nächster Zukunft nicht zu erwarten. Es werden hier lediglich die Mindestanforderungen erfüllt.

Crashtest-Ergebnisse werden gerne in der Werbung genutzt. Fast schon selbstverständlich schalten die Hersteller Anzeigen, wenn sie bei den Euro NCAP-Tests (European New Car Assessment Program) vier oder gar die Höchstwertung von fünf Sternen erreichen. Vergessen wird jedoch leicht, dass sich die Ergebnisse allein auf die Sicherheit der Insassen beziehen. Geprüft wird aber auch, wie das Verhalten der Autos beim Zusammenstoß mit einem Fußgänger ist. Mit diesen Resultaten wirbt jedoch kaum ein Hersteller - sie sind in der Regel kaum vorzeigbar.

Fortschritte halten sich in Grenzen

Der Fußgängerschutz ist seit fast zwei Jahren ein Thema. Laut dem Deutschen Verkehrs-Sicherheitsrat (DVR) in Bonn trat im Oktober 2005 eine Regelung in Kraft, nach der neue Autos bestimmte Grenzwerte zum Schutz der Fußgänger einhalten müssen. Das hat unter anderem eine weichere Auslegung der Fahrzeugfronten zur Folge.

Dass Fortschritte bei der Fußgängersicherheit ein wichtiges Thema sind, zeigen auch die Zahlen aus den Verkehrsunfallstatistiken. «Im Jahr 2005 verunglückten in Deutschland im Straßenverkehr 36.881 Fußgänger», sagt Marion Steinbach von der Deutschen Verkehrswacht (DVW) in Bonn. «Dabei wurden 688 Menschen getötet.»

Katastrophale Testergebnisse

Fortschritte halten sich jedoch in Grenzen. Zwar werden die Mindestanforderungen erfüllt. Von einer Verbesserung wie beim Insassenschutz kann aber keine Rede sein. So sind bei der Bewertung im Rahmen der Euro NCAP-Tests bis zu vier Sterne möglich. «Es kommt aber immer noch vor, dass ein Fahrzeug den Crashtest in diesem Bereich mit null Sternen absolviert», sagt Hubert Paulus vom ADAC-Technikzentrum in Landsberg (Bayern). Im Schnitt kommen die Fahrzeuge derzeit laut Paulus auf gerade einmal zwei Sterne.

«Grundsätzlich ist es eine wichtige Aufgabe der Industrie, im Bereich des Fußgängerschutzes Fortschritte zu erzielen», meint Marion Steinbach. Denn ein besserer Fußgängerschutz lasse sich nur durch eine Bündelung von Maßnahmen erreichen, zu denen auch die Konstruktion der Fahrzeuge zählt.

Kaum technische Innovationen

In naher Zukunft allerdings sind revolutionäre Fortschritte auf diesem Gebiet kaum zu erwarten. «Sicherheit bleibt zwar auch in den kommenden Jahren ein dominierendes Thema für die Autohersteller», sagt der Automobilforscher Ferdinand Dudenhöffer von der Fachhochschule Gelsenkirchen. Dabei wird es aber vor allem um die Sicherheit von Fahrer und Insassen gehen - denn hier lassen sich Fortschritte besser in Verkäufe umsetzen. «Der Fußgängerschutz bleibt dagegen erstmal ein Stiefkind. Die gesetzlichen Vorschriften werden erfüllt - aber technische Innovationen sind kaum zu erwarten.»

Neben dem Mangel an Innovationslust sind es auch die Vorlieben der Autokäufer, die einem besseren Schutz der Fußgänger entgegen stehen. Trotz der CO2-Debatte sind laut Dudenhöffer weiterhin gerade die großen Geländewagen und SUVs beliebt. Das Problem dabei: Fahrzeuge über 2,5 Tonnen sind laut dem ADAC von der Prüfung des Fußgängerschutzes im Rahmen des europäischen Zulassungsverfahrens befreit. Die Folgen fand der Club bei einem umfangreichen Crashversuch heraus: Von zehn untersuchten SUVs bekam die Hälfte nur einen Stern, zwei absolvierten den Crashtest gar mit null Sternen. (dpa)



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