Fahren lernen wie Schumi

Es gibt Fahrschulen, die schaffen ihr Pensum an zwei Tagen, kosten dafür aber richtig Geld. Sportfahrertraining nennen die Edelmarken diese Kurse auf abgesperrten Strecken. Bei Maserati fährt der Computer mit.

Von Jürgen Wolff

Zehn Kurven. Und ausgerechnet Nummer vier will nicht so richtig flutschen. Da hilft es wenig, wenn Iradj Alexander auf dem Beifahrersitz die Füße dramatisch fest gegen den Boden stützt und mit entwaffnendem Grinsen Trost spendet. «Das war faste gut», sagt der 30jährige Instruktor nach der schnellen S-Kurve. Danke. Aber doch eher meinem Ego geschmeichelt. Denn was «faste» heißt, zeigt kurz danach an der Box unbestechlich und gänzlich ohne italienische Momente der Computer-Ausdruck.

Richtiges Kurvenverhalten lernbar

Die Telemetriedaten, die der PC per Kabel gerade aus dem Bordrechner unseres Maserati GT GranSport ausgelesen hat, zeigen im fraglichen Segment 4 der Streckengrafik tiefrot einen wüsten Ausschlag in der Bremskraft-Kurve - und gleich danach einen heftigen Ausreißer beim Gasgeben. Ich habe zwischen den beiden Kurven des S kurz gebremst und dann in der letzten zu früh beschleunigt. Falsch. Ganz falsch. Das kostet nur Tempo. Wie dann die Kurve ganz oben nachweist.

Die überlagernden blauen Linien zeigen, wie es hätte sein sollen: Mit Gas rein ins S, rollen lassen - und weder bremsen noch beschleunigen bis zum Scheitelpunkt der letzten Kurve. Dann voll in die Eisen. Immerhin: An den meisten anderen Teilen der Rennstrecke sind die beiden Kurven zumindest dicht beieinander. Und am Abend kommen sich auch im S die Kurven nahe.

Markenbildung und Verkehrssicherheit

Richtig rein in die Kurve Foto: Werk

Sportfahrertraining haben fast alle sportlichen Autohersteller für ihre Kunden im Portfolio. Das fördert die Markenbindung und die praktischerweise auch Verkehrssicherheit. Denn wer einmal auf der Rennstrecke die im alltäglichen Verkehr doch sehr gebremste Sau raus lässt, der bekommt ein Gefühl dafür, was ein reinrassiger Sportwagen kann. Und was nicht. Auf der Rennstrecke schadet ein Ausritt ins Gelände nicht dem Auto. Sondern allenfalls dem Selbstbewusstsein.

Ob Porsche, BMW oder Audi: Die Rundstrecken von Nordschleife in der Eifel bis zum Paletti di Varano de' Melegari bei Parma werden regelmäßig gebucht für gute - und gut zahlende - Kunden des Hauses. Was das «Master GT Maserati»-Training so anders macht, ist nicht nur der Spaß, einen richtig röhrenden GranSport durch die Kurven zu jagen - einen unbarmherzig kommentierenden Instruktor immer an der Seite. Das können die anderen auch. Auch den theoretischen Teil vorab hat man so schon mal gehört. Etwas Besonderes wird dieses Maserati-Training durch den Einsatz moderner Medien.

Alles auf Video

Wenn sich die Räder querlegen... Foto: Werk

In speziellen GT, in die man immer wieder wechselt, zeichnet die Bordelektronik die wichtigsten Telemetriedaten auf: Tempo, Drehzahl, Neigung von Brems- und Gaspedal, Stellung des Lenkrades. Das reicht, um die ach so hoch eingeschätzten eigenen Fahrkünste mental wieder auf Normalmaß zu kappen. Na ja: Fast auf Normalmaß. Parallel zum Datenfluss filmt eine kleine Videokamera jede Runde auf VHS - dank Mikrofon samt aller Flüche. Und Ausreden. Alles zusammen macht die Ritte über den Parcours auch später noch nachvollziehbar. Besser verstehbar.

Billig ist die Feinarbeit an der eigenen Fahrkunst nicht gerade - schließlich ist man bei Maserati. Der 2-Tage-Kurs kostet 3500 Euro. Die Anreise ins 4-Sterne-Hotel ist am Vorabend, auf die Strecke geht es erst am nächsten Morgen. Dafür ist ansonsten fast alles mit drin im Preis: Übernachtung, Essen im Hotel und an der Strecke, alle Transfers, ein paar kleine Aufmerksamkeiten - und die Autos: Acht Maserati Coupé, vier Spyder und sogar zwei Quattroporte in Sportausführung. Zum Abschluss gibt es nicht nur eine Urkunde mit dem Namen drauf und ein Gruppenfoto, sondern auch die Ausdrucke der Telemetriedaten. Und die Video-Kassette. Die deponiert man dann aber vielleicht doch besser sicher in einem Tresor.

Keine Beiträge vorhanden