Entspannter fahren

Weniger Geräusche im Auto

Ein hoher Geräuschpegel im Auto kann nerven. Doch die Autohersteller nehmen sich verstärkt diesem Thema an und sorgen so für mehr Ruhe.

Wer öfter längere Autobahnstrecken fährt, kennt das Problem: Der Motor dröhnt, der Fahrtwind rauscht - Beifahrer und Radio sind kaum noch zu verstehen, und nach einigen Stunden Fahrt sind die Ohren halb taub. Lange Zeit haben die Autohersteller die Geräuschentwicklung im Innenraum vernachlässigt. Doch inzwischen unternehmen sie einige Anstrengungen, damit im Auto unterwegs Ruhe einkehrt.

Lärm ist subjektiv

Die Innengeräusche von Fahrzeugen waren bis vor kurzem oft ein wiederkehrender Kritikpunkt. So attestierte zum Beispiel der ADAC einzelnen Modellen mal ein «latentes Dröhnen», mal waren es «Schnarr»-Geräusche des Motors. Allerdings gibt es bei der Beurteilung der Innengeräusche ein Problem, wie Arnulf Thiemel vom ADAC-Technikzentrum in Landsberg (Bayern) einräumt: «Lärm ist ein sehr subjektives Kriterium. Was der eine als Lärm empfindet, ist für den anderen vielleicht gar kein Problem.»

Hinzu kommt, dass für Geräusche im Innenraum ein Grenzwert fehlt. Laut Roger Eggers vom TÜV Nord in Hannover hat der Gesetzgeber diesen nur für das Außengeräusch festgelegt. Als wesentliche Lärmquelle am Auto nennt Eggers neben dem Ansaug- und Auspuffgeräusch des Motors die Abrollgeräusche der Reifen. «Im Innenraum sind auch die aerodynamischen Eigenschaften maßgeblich», so der Sachverständige. Gerade bei hohen Geschwindigkeiten machten sich die Windgeräusche stark bemerkbar. In dieser Hinsicht sei aber viel getan worden.

Golf gut gedämmt

Ein Beispiel ist VW. Der Hersteller hat beim Generationswechsel von Golf V zu Golf VI dem Thema Lärm im Innenraum besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Eine Dämmungsfolie in der Frontscheibe sowie neue Dichtungen der Türen und Seitenscheiben sollen die Fahrgeräusche verringern. Außerdem wurden Motor- und Innenraum besser voneinander schallisoliert. Hinzu kommt, dass die Diesel durch den Wechsel bei der Einspritz-Technologie vom relativ lauten Pumpe-Düse- zum ruhigeren Common-Rail-Verfahren ein leiseres Motorengeräusch aufweisen, sagt VW-Sprecher Christian Buhlmann in Wolfsburg.

Den Lärm des Fahrtwinds wollten die Entwickler wiederum dadurch verringern, dass sie dem Golf aerodynamische Außenspiegel spendierten. Durch diese Maßnahmen ist der neue laut VW auch «der leiseste Golf seit Bestehen der Baureihe». Im Vergleich zum Vorgänger sei er bei der Innenraummessung um 5 Dezibel leiser, sagt Buhlmann.

Einen anderen Weg geht Honda beim überarbeiteten Legend. Um das Geräuschniveau im Innenraum der Oberklasse-Limousine zu senken, setzt der japanische Hersteller eine «aktive Geräuschreduzierung» ein. Das System filtere niederfrequente Geräusche durch Wiedergabe der gegenläufigen Schallwellen über das Audio-System heraus und neutralisiere sie, so Honda Motor Europe in Offenbach. Hinzu kommen eine schalldämmende Frontscheibe und verbesserte Fahrwerksbuchsen.

Probefahrt empfohlen

Das auch «noise cancelling» genannte Gegenschall-Verfahren, bei dem Schallwellen durch einen Gegenpart eliminiert werden, ist nach Angaben von ADAC-Experte Arnulf Thiemel im Serieneinsatz aber noch die Ausnahme. Die gängigsten Verfahren seien neben der Dämmung von Scheiben und Dichtungen der Einsatz von «Flüsterreifen» mit geringen Abrollgeräuschen und die Verwendung spezieller Radhausverkleidungen.

Um in Hinblick auf den Lärm keine böse Überraschung zu erleben, empfiehlt Arnulf Thiemel, vor dem Kauf das Auto mit der gewünschten Motorisierung Probe zu fahren. Noch etwas gilt es zu beachten: «Der gleiche Motor kann im anderen Auto ganz anders klingen.» (dpa/tmn)

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