Diesel-Boom in USA erwartet

Diesel-Pkw spielten auf den US-Markt bisher keine Rolle. Doch das könnte sich bald ändern. Darauf hoffen vor allem die deutschen Hersteller. Sie wollen den Selbstzünder mit Bluetec hoffähig machen.

Von Andreas Hoenig

Die schlechten Zeiten könnten bald vorbei sein. Bisher spielte der Diesel auf dem wichtigen US-Automarkt so gut wie keine Rolle - er galt vielen Amerikanern als laut und schmutzig. Doch angesichts des stark gestiegenen Sprit-Preises rechnen nicht wenige Fachleute mit einem Diesel-Boom. Die deutsche Autoindustrie will dabei kräftig mitmischen und verbreitete auf der Automesse in Detroit Optimismus pur.

Optimismus in der Branche

«Der Diesel wird ohne Zweifel Fuß fassen auf dem US-Markt, weil er verbrauchsarm und sauber ist», sagte Peter Schmidt vom britischen Branchendienst Automotive Industry Data (AID). Bisher habe der Selbstzünder in den Vereinigten Staaten auf dem Pkw-Markt keinen nennenswerten Anteil. Schmidt hält aber bis 2015 bei Neuzulassungen einen Diesel-Marktanteil in den USA von 20 Prozent für möglich, das US-Institut J.D. Power einen Anteil von immerhin 15 Prozent. Zum Vergleich: In Westeuropa liegt der Diesel-Marktanteil bei rund 50 Prozent.

«Bei Otto Normalverbraucher in den USA hat wegen des Spritpreis-Schocks ein Umdenken eingesetzt», sagte Schmidt. «Dazu kommt, dass die Amerikaner anfangen, umweltbewusster zu denken.» Und: Die Diesel- Qualität in den USA habe sich enorm verbessert. Seit Herbst 2006 müssen die Ölgesellschaften «Ultra Low Sulfur Diesel» anbieten, der einen deutlich reduzierten Schwefelgehalt hat. Die Verfügbarkeit von sauberem Diesel soll nach Darstellung der Umweltschutzbehörde EPA den Einsatz neuer Technologien in Pkw, Lkw und Bussen ermöglichen. Dadurch soll die Luftverschmutzung drastisch reduziert werden.

Saubere Dieselmotoren

Die deutsche Autoindustrie derweil macht sich große Hoffnungen auf glänzende Diesel-Geschäfte. Mercedes-Benz, Audi und VW wollen unter dem einheitlichen Namen «Bluetec» saubere und verbrauchsarme Dieselmotoren für Pkw und Geländewagen anbieten. Die Technologie erfülle die strengsten US-Abgasnormen. BMW arbeitet ebenfalls an einer Diesel-Offensive. Allerdings gibt es auch noch Probleme für den Diesel. Größtes Manko bleibe das für Diesel unzureichende Tankstellennetz, sagte der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer von der Fachhochschule Gelsenkirchen. Zudem kostet Diesel an den US-Tankstellen derzeit noch deutlich mehr als Benzin.

Die Deutschen sind zudem nicht die einzigen, die das Thema Diesel nach vorne bringen wollen. Größte Konkurrenten sind die Japaner. So arbeite Honda derzeit mit Hochdruck an neuen Diesel-Motoren für die USA, sagte Branchenkenner Schmidt. «Die Deutschen sind den Japan aber weit voraus.» Die wirtschaftlich angeschlagenen US-Autobauer General Motors, Ford und Chrysler dagegen seien dabei, den Diesel- Trend zu «verschlafen». Setze wie erwartet in den kommenden Jahren ein Diesel-Boom ein, bliebe den «großen Drei» nichts anderes übrig, Diesel-Autos ihrer europäischen Töchter in den USA einzusetzen. Chrysler kündigte bereits an, künftig Daimler-Dieseltechnologie zu nutzen.

Stärkeres Umweltbewusstsein

Generell aber wollen die Amerikaner das Thema umweltfreundliche und sparsame Autos verstärkt angehen. GM etwa stellte in Detroit den Prototyp eines Elektroautos vor. Nach Ansicht von Branchenbeobachtern will GM damit Toyotas führende Position als Hybrid-Anbieter angreifen und gleichzeitig die Reputation als umweltfreundliches Unternehmen verbessern.

Bei aller Diesel-Euphorie wollen die Deutschen die Hybrid-Technik, bei der Benzin- und Elektromotoren kombiniert werden, nicht vergessen. Der Schwerpunkt liegt aber klar auf dem Diesel.

Doch auch ein dritter Weg ist denkbar und der heißt Ethanol. Der aus Zuckerrohr oder Mais gewonnene Bioalkohol feiert in Südamerika bereits große Erfolge. «In Brasilien zum Beispiel ist Ethanol nicht mehr wegzudenken», sagt Autoexperte Dudenhöffer. Diese Variante sei auch für den US-Markt interessant. Zum einen sei die Umstellung eines konventionellen Benzinmotors auf Ethanol relativ kostengünstig, zum anderen verfügten die USA auch über die entsprechenden Anbauflächen, um den Bioalkohol zu einer Alternative für den Diesel zu machen. (dpa)

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