Die Killer des Parkremplers

Neue Fahrerhilfen

Parkassistenten helfen bislang nur in Lücken parallel zum Fahrbahnrand. In zwei, drei Jahren kann man kann man dann auch um die Ecke einparken.

Die bunten Kampfspuren an Betonsäulen, Hausecken, Kotflügeln und Stoßstangen sprechen Bände: Einparken ist für viele Autofahrer auch nach der Fahrschule eine schwere Prüfung, die nicht selten mit Lack- und Blechschäden endet. Obwohl die Autohersteller ihren Kunden mit Sensoren, Rückfahrkameras und bei manchen Modellen auch mit grafischer Lenkhilfe auf dem Bordmonitor den Weg in die Lücke weisen, muss noch oft das Blech daran glauben.

Toyota las Lenkhilfe-Pionier

Doch bald könnten teure Parkrempler endgültig der Vergangenheit angehören. Denn immer mehr Hersteller bieten für ihre Fahrzeuge halbautomatische Einparkhilfen an. So hat etwa Toyota im Hybridauto Prius bereits vor Jahren eine Einparkautomatik eingeführt, bei der die Elektronik selbstständig eine Parklücke ausmisst und am Lenkrad kurbelt, während der Fahrer nur noch Gas geben und bremsen muss.

Assistenten auf dem Vormarsch

Bilder der Rückfahrkamera Foto: Toyota

«Mit dem Siegeszug der elektromechanischen Servolenkung können solche Assistenzsysteme in immer mehr Fahrzeugen angeboten werden», sagt Stefan Borsig aus der VW-Entwicklung in Wolfsburg. Die Niedersachsen rüsten deshalb auf Wunsch zum Beispiel den Tiguan, Touran und Passat CC zum Selbstparker auf. Seit der Modellpflege gibt es ein vergleichbares System auch für die A- und die B-Klasse von Mercedes, so Sprecher Frank Bracke in Stuttgart. Alle bisherigen Einparkhilfen haben allerdings einen Haken: Sie sind auf Lücken parallel zur Fahrbahn ausgerichtet. Im rechten Winkel abzweigende Stellplätze können sie dagegen nicht erkennen und deshalb nicht anfahren. Das will VW mit einem neuen Forschungsprojekt ändern. Vor wenigen Wochen hat der Hersteller einen Passat präsentiert, der mit Hilfe von Kameras und Ultraschallsensoren auch Parklücken vermisst, die im 90-Grad-Winkel von der Fahrbahn abzweigen.

Kontrolle per Fernbedienung

Ist die Lücke groß genug, kann der Fahrer aussteigen und den Wagen den Rest machen lassen. Solange er einen Knopf auf der Fernbedienung gedrückt hält, rangiert das Fahrzeug mit Standgas automatisch in die Lücke, erläutert Borsig. Beim Ausparken funktioniert das Verfahren in umgekehrter Richtung. Registrieren die Sensoren ein Hindernis, bleibt der Wagen laut Borsig stehen. Wann die Technik, die im Test bereits einwandfrei funktioniert, in Serie geht, will Borsig noch nicht sagen. «Aber das Thema wechselt gerade aus der Forschung in die Entwicklung», ergänzt VW-Forschungschef Jürgen Leohold. In der Regel dauert es dann noch zwei bis drei Jahre bis zur Markteinführung.

Einparken aus der Vogelperspektive

Display des Rückfahrassisten im VW Touran Foto: Volkswagen

Neben der wachsenden Zahl elektronischer Parkhelfer gibt es weitere Systeme, die dem Autofahrer das Rangieren erleichtern sollen. So gibt es zum Beispiel bei Renault seit diesem Sommer im Laguna GT und bei BMW ab Herbst in der nächsten Generation des 7er aktiv mitlenkende Hinterachsen, die nicht nur die Agilität bei schnellen Kurvenfahrten verbessern sollen: Sie sollen die Autos im Stadtverkehr und beim Parken laut Renault auch manövrierfähiger machen.
Einen anderen Ansatz hat die Nissan-Schwestermarke Infiniti gewählt. Wenn im nächsten Jahr die Geländewagen FX und EX nach Deutschland kommen, werden sie einen sogenannten Roundview-Monitor haben, der das Auto aus der Vogelperspektive zeigt. «Dafür nutzen wir vier kleine Kameras in den Stoßstangen und Außenspiegeln, deren Bild elektronisch auf dem Monitor zusammengefügt wird», erläutert Infiniti-Sprecherin Nathalie Büttner. So könne der Fahrer auch Hindernisse erkennen und einordnen, die an der Flanke des Autos auftauchen.

Vorbeifahren verbessert

Auf solche Hindernisse hat es auch VW-Forscher Borsig mit einem Parkhaus-Assistenten abgesehen. Gerade lange Fahrzeuge wie zum Beispiel der Multivan gerieten in Tiefgaragen und Parkhäusern immer wieder in die Bredouille, weil sie zwar vorn noch um die Kurve passen, an der Seite dann aber an Kanten oder Pfeilern schrammen. Um das zu vermeiden, haben VW-Forscher die konventionellen Parksensoren so weiterentwickelt, dass beim Vorbeifahren auch seitliche Hindernisse erfasst und elektronisch vermessen werden. «Der Bordcomputer berechnet dann abhängig von der Fahrgeschwindigkeit deren Standort und zeigt dem Fahrer auf dem Monitor einen Korridor, in dem er ohne Blechschaden durchs Parkhaus kommt», erläutert Borsig. Wenn irgendwo der Abstand zu gering wird, schlägt das System Alarm.

Park-Visionen

Für VW-Forschungschef Jürgen Leohold ist damit aber noch nicht Schluss. Er denkt bereits an eine Art Park-Butler: «Wenn man das automatische Kopfparken und den Parkhaus-Assistenten kombiniert, kann man das Parken auch vollends dem Fahrzeug überlassen», skizziert der oberste VW-Entwickler eine gar nicht mehr so ferne Vision. «Dann steigt man vor dem Parkhaus einfach aus, und überlässt den Rest dem Auto.» Und während der Bordcomputer im Parkhaus noch nach der richtigen Lücke sucht, ist der Fahrer schon beim Einkaufen. (dpa/gms)

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