«Deutschland zögert, die Franzosen packen´s an»

Autosalon Paris

Der Autosalon Paris im Oktober könnte eine historische Automesse werden. Schließlich ist es das letzte Branchentreffen vor der Einführung der Elektrofahrzeuge. Und hier werden die französischen Hersteller ganz vorn mit dabei sein.

Die grüne Welle schwappt schon seit einigen Jahren durch die Messehallen. Doch glaubt man Automobilforscher Prof. Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen, ist jetzt endgültig die Zeit des Umbruchs gekommen: «Der Pariser Salon vom 2. bis 17. Oktober hat das Zeug, eine historische Automesse zu werden», sagt er. «Das wird der letzte große Branchengipfel vor der Einführung der Elektroautos.» Vielleicht zum letzten Mal stehen deshalb noch die vergleichsweise konventionellen Fahrzeuge mit Benzin- und Dieselmotoren im Mittelpunkt.

Fahrzeuge für die Massen

Dabei spielt die Musik in diesem Herbst vor allem in den Fahrzeugklassen für die Massen: Nicht exklusive Sportwagen oder exotische Winzlinge stehen im Rampenlicht, sondern bezahlbare und teilweise biedere Limousinen und Kombis. Oder auch Vans für Familienväter und Firmenfahrer. Die wichtigste Neuheit im Autoherbst 2010 kommt diesmal von VW: Noch nicht offiziell bestätigt, aber längst auch nicht mehr dementiert, haben die Niedersachsen für Paris das Debüt des nächsten Passat geplant. Der Wagen soll auf der Messe gleich als Limousine und Kombi stehen.

Der Passat bekommt einen Nachfolger, gezeigt wird er in Paris VW

Wem der Bestseller aus dem VW-Werk in Emden zu gewöhnlich ist, der sieht bei Peugeot als elegante Alternative den 508, in dem die Baureihen 407 und 607 verschmelzen sollen. Auf die gleichen Kunden zielen Renault mit dem neuen Flaggschiff Latitude und Citroën, wo angeblich der elegante DS4 seinen Einstand gibt. Und wenn es etwas günstiger sein soll, könnte das neue Kia-Topmodell «Optima» in die engere Auswahl kommen.

In der Klasse darüber wollen ebenfalls die Deutschen den Ton angeben: Für Limousinenfahrer mit einem Sinn für Eleganz steht deshalb in Paris der neue Audi A7, der vor allem dem Mercedes CLS Konkurrenz machen soll. Doch die Schwaben lassen sich davon nicht aus der Reserve locken. Denn während Audi dieses Segment erst jetzt betritt, präsentiert der Erfinder der Coupé-Limousine auf der Messe bereits die zweite Generation des E-Klasse-Ablegers.

Opel zeigt Astra Kombi

Der Opel Astra Sports Tourer Opel

Opel und Ford bedienen in Paris vor allem bürgerliche Bedürfnisse: So haben die Hessen den Astra Kombi angekündigt, der künftig Sports Tourer heißen wird, und geben obendrein einen Ausblick auf den dreitürigen Astra GTC. Und bei den Kölnern stehen nach bisherigen Informationen die bereits in Genf enthüllten Vans C-Max und Grand C-Max sowie womöglich ein kleinerer Ableger im Geist des Fiesta Fusion im Rampenlicht.

Der Chevrolet Orlando Chevrolet

Die Nischen füllen dagegen vor allem die Marken aus Übersee: Hyundai zeigt einen kleinen Van vom Format des Renault Modus, Jeep die Neuauflage des Grand Cherokee und Chevrolet den Zafira-Gegner Orlando. Von Toyota wird die Neuauflage des Celica erwartet. Ebenfalls als Weltpremieren für den Pariser Salon angekündigt sind der kleine Range Rover Evoque, das Fließheck des Chevrolet Cruze und der überarbeitete Bentley Continental.

Der Citroen C-Zero Citroen

All diese Autos werden allerdings künftig deutlich an Interesse verlieren, glaubt Autoexperte Dudenhöffer: «Mit den ersten serienreifen Elektrofahrzeugen fällt in Paris der Startschuss für ein neues Auto-Zeitalter.» Und da punkten in Europa zuerst die Franzosen, ist der Professor überzeugt: «RenaultNissan und PSA-Mitsubishi heißen die Konzerne, die hier das Elektroauto in die Serie bringen», sagt er mit Blick auf Autos wie Nissan Leaf, Renault Fluence, Mitsubishi i-Miev, Peugeot iOn oder Citroen C-Zero. Daneben gibt es viel versprechende Elektro-Studien: vom ungewöhnlichen Renault Dezire über den winzigen Kia Pop bis hin zu einem emissionsfreien Zweirad, das vielleicht bald die Smart-Familie im Daimler-Konzern erweitert.

Der Nissan Leaf Nissan

Dudenhöffer sieht in der elektrischen Revolution schon lange auch eine politische Dimension. Nicht Deutschland als Erfindernation des Autos weise den Weg in die Zukunft, sondern Frankreich. «Darüber dürfte sich auch der französische Präsident Sarkozy freuen, der Bundeskanzlerin Merkel in Paris vorführt, wie ein Leitmarkt für Elektromobilität aussehen kann.» Während hierzulande die politische Unterstützung für die Elektromobilität kaum wahrzunehmen sei, haben Sarkozy und einige französische Unternehmen Fakten geschaffen, so Dudenhöffer: «Auch das wird die Botschaft von Paris: Deutschland zögert - die Franzosen packen's an.» (dpa/tmn)

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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