Blick in Zukunft alternativer Antriebe

Toyota hat in Paris ein Hybridauto mit Elektro- und Erdgasantrieb vorgestellt. Beim Wettbewerb «Challenge Bibendum» zeigten die Hersteller ihre Fortschritte bei der Entwicklung alternativer Antriebe.

Von Thomas Geiger

Die Automobilindustrie ist bei der Entwicklung alternativer Antriebe ein Stück voran gekommen. Diesen Eindruck vermittelt die achte Auflage des an diesem Montag in paris zu Ende gehenden Wettbewerbs «Challenge Bibendum». Eingeladen dazu hat der Reifenhersteller Michelin Autohersteller, Zulieferer, Energieversorger und Wissenschaftler.

Alternativantriebe alterstauglich

Auf einem Testgelände und im Straßenverkehr wurde mit rund 100 Fahrzeugen der Beweis angetreten, dass Autos mit Erd- oder Flüssiggas im Tank, Hybrid- und Elektroantrieben unter der Haube oder Brennstoffzellen im Heck fahrfähig und oft nur noch mit geringen Einschränkungen alltagstauglich sind. Dabei sind die Hersteller von großen Visionen zur Politik der kleinen Schritte zurückgekehrt.

Zwar waren nach Angaben der Veranstalter auch zahlreiche Fahrzeuge mit Brennstoffzellen auf der Strecke, die aus Wasserstoff die Energie für einen Elektromotor erzeugen und als Abgas nur Wasserdampf ausstoßen. So rollten am Sonntag die Mercedes A-Klasse, der Ford Focus, der Opel Zafira oder der Nissan X-Trail mit dieser «kalten Verbrennung» durch Paris. «Doch spielt der klassische Verbrennungsmotor nach wie vor die Hauptrolle», sagt Hans Folkesson, der für Ford in Europa die Umweltaktivitäten leitet.

Fossile Brennstoffe gehen zur Neige

Rennwagen mit Elektroantrieb Foto: dpa

Allerdings werden diese Motoren seiner Überzeugung nach in Zukunft immer seltener mit konventionellem Benzin oder Diesel betrieben. Weil fossile Kraftstoffe langsam zur Neige gehen, beginnt nach Folkessons Einschätzung eine Ära neuer oder zumindest alternativer Kraftstoffe. Das bestätigt Veranstalter Michelin: «Die zunehmende weltweite Nutzung von Biokraftstoffen wird als kurz- und mittelfristige Antwort auf die gestiegenen Ölpreise und die Notwendigkeit zur Reduktion der Emissionen gesehen.»

Vor dem Konferenzzentrum drehten deshalb zahlreiche Fahrzeuge ihre Runden, die Bio-Ethanol oder synthetisch aus Biomasse hergestellte Kraftstoffe verbrennen. «Es geht diesmal weniger um alternative Motoren als um alternative Kraftstoffe, weil diese Lösungen teilweise sofort verfügbar sind», sagte ein Entwickler aus dem Mercedes-Tross. So wurde der Smart mit Gastanks ausgerüstet, der Saab 9-5 und der Ford Focus fahren mit einem Benzin-Alkohol-Gemisch (E85), das aus Maispflanzen oder Holzabfällen destilliert werden kann. Und der Audi Q7 fährt mit Diesel, den Shell aus Erdgas hergestellt hat.

CO2-Bilanz verbessern

Am weitesten geht Volvo mit einem Prototypen auf Basis des Kombis V70, der mehrere Kraftstoffe verarbeiten kann. «Weil es in Europa so viele unterschiedliche Ansätze und Entwicklungen gibt, wollten wir ein System aufbauen, das mit allen verfügbaren Alternativen zurecht kommt», sagte Entwickler Mats Moren. «Statt uns auf einen oder zwei Kraftstoffe festzulegen, haben wird deshalb fünf verschiedene Möglichkeiten vorgesehen.»

Doch müsse man gar keine speziell umgerüsteten Motoren einbauen, sagte Ford-Experte Folkesson: Weil alle modernen Motoren schon heute eine Beimischung von fünf bis zehn Prozent Ethanol zum Benzin und fünf Prozent Biokraftstoff zum Diesel vertragen, könne der Anteil nachhaltiger Mobilität von heute auf morgen deutlich gesteigert werden. «Derzeit kommen auf zwei Liter alternative Energie 98 Liter konventioneller Sprit», sagte Folkesson. «Mit einer flächendeckenden Beimischung könnten wir dieses Verhältnis deutlich verbessern, unsere Reserven strecken und die Kohlendioxid-Bilanz verbessern.»

Bei den nächsten Motorengenerationen könnte der Mischungsanteil für alternative Kraftstoffe noch erhöht werden, sagt Folkesson und gibt etwa für die Konzernmarke Volvo eine Marschroute von 20 Prozent aus. Damit liegen die Schweden auf einer Linie mit VW. Dort hatte sich zuletzt Forschungschef Matthias Rabe für Alkohol im Tank stark gemacht. Dabei forderte er zunächst eine steigende Beimischung des Biokraftstoffs. Die VW-Motoren seien bereits auf einen Anteil von bis zu zehn Volumenprozent Ethanol ittokraftstoff vorbereitet.

Mit Elektronik Benzin sparen

Ein aerodynamischer Mercedes Foto: dpa

Zwar wird nach einhelliger Meinung dem Verbrennungsmotor noch lange die Zukunft gehören. Doch könnte ihm immer häufiger ein Elektroantrieb zur Seite stehen. Von diesem Hybrid-Konzept, das in Europa bislang nur bei Honda und Toyota in Produktion ist, waren in Paris neue Varianten zu sehen. Einerseits ziehen immer mehr Europäer nach: Bei Smart oder Peugeot und Citroën etwa gibt es die Kombination aus Diesel und Elektromotor. Andererseits betreiben Energieversorger und Forschungsinstitute nun auch den Verbrennungsmotor im Hybridantrieb mit Erd- oder Flüssiggas.

Außerdem gibt es als Zwischenschritt mehr so genannter Micro-Hybride, wie sie Zulieferer Valeo oder Ford im Fiesta in Paris vorstellten. Sie können deutlich weniger als ein Hybrid-Prius oder ein Hybrid-Civic, helfen dem Motor aber beim Anfahren und schalten das Aggregat etwa an der roten Ampel automatisch ab. Das Einsparpotenzial beziffern die Entwickler im Stadtverkehr mit bis zu 15 Prozent.

Mindestens ebenso viel Potenzial wie in diesen Antriebstechniken steckt aber im Fahrer selbst, betonen die Entwickler des Zulieferers Siemens VDO. Bei der Forschung an Assistenzsystemen der Zukunft haben sie nach Angaben einer Sprecherin herausgefunden, dass Hinweise der Elektronik den Menschen zu einem deutlich sparsameren Fahrstil erziehen können: «Wenn das Navigationssystem dem Fahrer ein paar Tipps für die idealen Schaltpunkte gibt, geht der Verbrauch um bis zu 15 Prozent zurück.»

Elektromotor mit Erdgasantrieb kombiniert

Toyota präsentierte in der französischen Hauptstadt ein Hybrid-Fahrzeug mit Elektromotor und Erdgasantrieb. Dazu wurde bei einem Toyota Prius der Benzin- durch einen Gastank ersetzt. Durch den geringeren Verbrauch sank der Ausstoß an Kohlendioxid auf 80 Gramm pro Kilometer, teilten der Energieversorger Gaz de France und das Forschungsinstitut IFP mit. Das seien 23 Prozent weniger, als der originale Prius mit seinem Benzin-Hybrid-Antrieb ausstoße. Mit Gas- und Elektroantrieb habe der Prius unter gemischten Verkehrsbedingungen eine Reichweite von etwa 200 Kilometern, so IFP und Gaz de France. (dpa)

Keine Beiträge vorhanden