Bissig, aber sparsam

Neue Powerdiesel

Verbrauchsgünstige Benzinmotoren mit Turo- und Kompressorpower feiern ein sanfte Wiederauferstehung. Doch an der Beliebtheit der Selbstzünder ändert das nur wenig.

Von Stefan Grundhoff

Auch wenn die Benziner mit Turbo- und Kompressorpower eine sanfte Wiederauferstehung feiern, machen die Selbstzünder weiter Druck. Die neuen Diesel sind bärenstark und sparsam zugleich. Bestes Beispiel war vor zwei Jahren der erste Registerturbo aus dem Hause BMW. Dank doppelter Turboaufladung und maximaler Leistungsausnutzung machte der 286 PS starke Commonrail-Diesel sogar die Achtzylinder-Diesel überflüssig.

Neue Sechszylinder-Diesel von Jaguar

Jetzt kommt die ambitionierte Nachhut. Auf Aufsehen sorgt in erster Linie der neue Sechszylinder-Diesel von Jaguar. Aus dem sanft laufenden, aber etwas dünnen 207-PS-Selbstzünder mit seinen 2,7 Litern Hubraum entwickelten die Briten in den letzten zwei Jahren ein wahres Hightech-Aggregat mit mächtiger Leitung und zaghaftem Durst. Aus nunmehr drei Litern Hubraum holt der V6-Selbstzünder Dank doppelter Aufladung 202 kW / 275 PS und ein maximales Drehmoment von 600 Nm.

Neuer Diesel im Jaguar XF Foto: Jaguar

Der Jaguar XF soll sich trotz der beeindruckenden Leistungsdaten mit einem Durchschnittsverbrauch von 6,8 Litern Diesel auf 100 Kilometern begnügen. Der im Motorenwerk Dagenham bei London produzierte Motor beschleunigt den Jaguar XF von 0 auf Tempo 100 in 6,4 Sekunden und ermöglicht eine abgeregelte Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h.

Bekannte Sechsstufen-Automatik

Wer etwas weniger möchte, kann sich auch für den kleinen Bruder entscheiden. Das nahezu identische Triebwerk leistet Dank leicht geänderter Motorelektronik 177 kW / 240 PS und 500 Nm. Gekoppelt sind beide Triebwerke mit der bekannten Sechsstufen-Automatik aus dem Hause ZF. Der neu Sechszylinder soll ab Ende des Jahres auch die Modelle der Schwestermarke Land Rover antreiben, wo er neben Discovery III auch Range Rover und Range Rover Sport antreiben wird. In dieser Leistungsklasse bieten auch Audi und BMW neue Dreiliter-Triebwerke an. Jeweils mit drei Litern Hubraum und 240 (Audi) bzw. 245 PS (BMW) und Verbrächen von rund sieben Litern auf 100 Kilometern.

Der Motor im Mercedes C250 CDI Foto: Mercedes

Wenn es auch etwas weniger sein darf, setzt Mercedes neue Maßstäbe. Während man bei den Sechszylinder-Dieseln nach wie vor hintenan ist, glänzt der neue 2,2 Liter große Vierzylinder mit prächtigen Leistungsdaten. Im Mercedes C 250 CDI leistet der Commonrail-Diesel 150 kW / 204 PS und ein maximales Drehmoment von 500 Nm bei 1600 Touren.

Bisher war der BMW 123d mit seinen 204 PS und 400 Nm in der Vierzylinder-Liga das Maß der Dinge. Der Motor bleib jedoch allein dem sportlichen 1er BMW vorbehalten; 3er, 5er und X3 schauten in die Röhre. Ähnliche Leistungsdaten hatte im Hause Mercedes-Benz bisher nur der 320 CDI, der mit seinen 224 PS und 510 Nm jedoch deutlich mehr verbrauchte. Doch jetzt greift der C 250 CDI an. Möglich machen die exzellenten Leistungsdaten und eine Beschleunigung 0 auf 100 km/h in sieben Sekunden eine doppelte Turboaufladung. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 250 km/h.

Der Durchschnittsverbrauch soll bei beeindruckenden 5,2 Litern auf 100 Kilometern liegen. Nachteil: derzeit ist die Powerversion des Vierzylinderdiesel nur mit einer wenig standesgemäßen Sechsgang-Handschaltung zu bekommen. Wer mit einer Siebengang-Automatik cruisen möchte, muss bei C-Klasse und GLK zunächst mit der 170-PS-Version auskommen.

Neuer Diesel von Volvo

Audi Q5 Foto: Press-Inform

Auch Volvo bringt zum neuen Jahr 2009 ein neues Dieseltriebwerk auf den Markt. Der Fünfzylinder mit 2,4 Litern Hubraum fährt der Hightech-Konkurrenz jedoch in Sachen Leistung und Verbrauch deutlich hinter her. Obwohl auch der Volvo-Selbstzünder über eine doppelte Aufladung verfügt, sind die Leistungsdaten alles andere als beeindruckend. Ein Grund ist der vergleichsweise kleine Brennraum. So leistet der neue D5-Diesel des Volvo S80 trotz fünf Zylindern und 2,4 Litern Brennraum gerade einmal 151 kW / 205 PS und 420 Nm Drehmoment bei 1.500 U/min. Das ringt insbesondere der Premiumkonkurrenz nur ein müdes Lächeln ab, denn diese Leistungsdaten hat man bei Jaguar, Audi, BMW oder Mercedes bereits seit langem.

Betrachtet man das Verhältnis aus Leistung (205 PS) und Verbrauch (6,2 Liter) reicht es somit allenfalls für einen Platz im vorderen Mittelfeld. Derek Crabb, Vice President Powertrain Engineering bei Volvo: «Die vorherige Motorengeneration ist in mehreren Stufen kontinuierlich weiterentwickelt worden und am Ende ihres Potenzials angelangt. Wir beschlossen deshalb, auf einem weißen Blatt Papier neu zu beginnen und dabei die modernsten Technologien einzubringen, die heute zur Verfügung stehen. Dabei haben wir es mit dem nun vorgestellten D5 Motor sogar geschafft, unsere eigenen Ziele zu übertreffen.»

Der BMW 330d Foto: BMW

Volvo und Jaguar werden nicht die letzten sein, die auf den Powerzug aufgesprungen sind. Auch General Motors arbeitet mit Hochdruck an einem kraftvollen Top-Diesel mit knapp drei Litern Hubraum. BMWs nächste Generation von Doppelturbo-Selbstzündern wird über 300 PS leisten. In ähnlichen Dimensionen sind die Neuentwicklungen von Mercedes und Audi unterwegs. Und auch bei Ford, PSA und Renault-Nissan arbeitet man an modernen Selbstzündertriebwerken mit doppelter Turboaufladung und mäßigem Durst.

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