Bei Elektroautos sind viele «Probleme ungelöst»

Presseschau zur IAA

Die Autobauer behaupten auf der IAA, dass sie für eine grüne Zukunft gerüstet sind. Doch bei der Ideallösung, dem Elektromotor, hinkt die Entwicklung noch viel zu weit hinterher, meinen einige Kommentatoren.

«Stuttgarter Zeitung»: Umdenken der Industrie

Die weiteren Perspektiven der Autoindustrie hängen davon ab, wie sie den technologischen Umbruch bewältigen wird, der in vollem Gange ist. Nachdem früher nur PS und die Zahl der Zylinder zählten, hat vor einigen Jahren ein Umdenken eingesetzt. Sparsamkeit und Klimaschutz kommen mehr und mehr in Mode.

Zwar gibt es auch in diesem Jahr röhrende Supersportwagen und protzige Luxuslimousinen auf der Frankfurter Neuheitenschau zu sehen. Aber insgesamt haben gerade die deutschen Autobauer Fortschritte bei der Senkung von Verbrauch und Emissionen erzielt, die vor wenigen Jahren noch als unmöglich erschienen.

Angetrieben wird dieser Erfindungsreichtum nicht zuletzt durch die Festlegung von EU-Obergrenzen für den Ausstoß von Kohlendioxid sowie die Androhung von Strafzahlungen, falls das Limit überschritten würde.

«Berliner Morgenpost»: Branche im Umbruch

Selten hat eine Internationale Automobilausstellung die Branche so sehr im Umbruch gezeigt. Die Autoindustrie braucht Geld, was sie teilweise durch Staatshilfen wie die Abwrackprämie bekommen hat. Sie braucht auch Zeit.

Und sie braucht Zuspruch von Kunden, die nicht bis zu 50 Prozent Rabatt verlangen, und vom Staat, der Anreize für den Kauf von Elektroautos schaffen könnte. Die Menschen wollen wissen, wie es weitergeht mit ihrer individuellen Mobilität. Diese Information bietet die IAA leider nicht.

«Neue Osnabrücker Zeitung»: Rückstand der deutschen Hersteller

Man sollte nicht glauben, dass die Elektroautos, die nahezu jeder Hersteller auf seinen Präsentationsflächen stehen hat, in naher Zukunft auf der Straße rollen werden. Sie sind Ausblick auf eine automobile Zukunft jenseits des nächsten Jahrzehnts. Bis dahin werden Elektroaggregate nur als Unterstützung von Verbrennungsmotoren auf breiter Front zum Einsatz kommen.

Und hier zeigt die IAA wieder einmal, dass die deutschen Hersteller einen deutlichen Rückstand in Sachen Hybridtechnologie, insbesondere auf japanische Hersteller, haben. Wo anderswo bezahlbare Hybridmodelle der dritten Generation zu kaufen sind, stehen bei VW, Mercedes oder BMW nur Luxusmodell-Studien.

«Märkische Allgemeine» (Potsdam): Ungelöste Probleme

Elektroautos werden nun zum Allheilmittel gegen die Krise hochgejubelt und sollen auch noch den Planeten retten. Dabei sind ganz wesentliche Probleme noch ungelöst, beispielsweise die Entwicklung bezahlbarer und leistungsfähiger Batterien, die nicht viel wiegen und mehr wegziehen können als nur einen Zweisitzer.

Auch muss eine Infrastruktur aus Tankstellen erst noch aufgebaut werden. Experten erwarten, dass erst in zehn Jahren Elektroautos wirklich alltagstauglich und wettbewerbsfähig sind. Viel wichtiger wäre es, die herkömmlichen Antriebssysteme sparsamer zu machen. Dabei liegen hier die größten Zukunftschancen denn beim Autokauf spielt neben PS und Ausstattung immer mehr auch die Ökobilanz des Gefährts eine Rolle.

«Südwest Presse» (Ulm): Nicht viel zu sehen

Freude definiert die Zukunft. So steht es auf dem Werbeplakat eines deutschen Auto-Herstellers. Das ist richtig, denn derzeit hat die Leitindustrie der Wirtschaft nichts zu lachen. Die weltweit eingebrochene Nachfrage schlägt sich erst jetzt richtig in Bilanzen nieder. Wenn es die Abwrackprämie und die Möglichkeit zur Kurzarbeit nicht gegeben hätte, wäre Heulen und Zähneklappern aller Orten.

So aber können die Auto-Hersteller tun, was sie schon immer gut konnten: Tief in die Trickkiste greifen und mit glänzendem Lack und Zukunftsstudien Emotionen und Statusbegehren schaffen - und Hoffnung. Denn recht viel ist derzeit auf der diesjährigen Internationalen Automobilausstellung IAA nicht zu sehen. (dpa)

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