Talsohle auf Chinas Automarkt erreicht

Bis zu zehn Prozent Wachstum

Talsohle auf Chinas Automarkt erreicht
Der Maserati Kubang wird in Peking präsentiert. © dpa

Die deutschen Hersteller können sich freuen: Der chinesische Automarkt wird in diesem Jahr um bis zu zehn Prozent wachsen. Dennoch sehen Experten die Gefahr von Überkapazitäten auf die Autobranche zukommen.

Die Nachricht wird die deutschen Autobauer freuen: Nach der jüngsten Abschwächung soll der größte Automarkt der Welt in China langfristig wieder anziehen. Experten rechnen in diesem Jahr mit rund fünf bis zehn Prozent Wachstum. "Die Talsohle ist erreicht", sagte der Vizegeneraldirektor von Chinas Personenwagenvereinigung, Cui Dongshu, am Montag zum Auftakt der Internationalen Automesse in Peking der Nachrichtenagentur dpa. Trotzdem warnen Experten vor Überkapazitäten, weil im Reich der Mitte zu viele Autofabriken neu gebaut werden.

BMW rechnet mit zweistelligem Wachstum

Ungeachtet der Abkühlung erwartet der deutsche Luxushersteller BMW in diesem Jahr in China weiter ein zweistelliges Wachstum. "Wir rechnen damit, dass der Markt sich etwas abschwächt", sagte der BMW-Vertriebsvorstand Ian Robertson vor Journalisten. Der Premiummarkt entwickle sich aber gut. Im ersten Quartal hatte BMW in China mit 80.000 verkauften Autos sogar ein Plus von 37 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum eingefahren.

Die Langversion des 3er BMW ist in China sehr beliebt
Langversion vom BMW 3er BMW

Verglichen mit Ländern wie Deutschland, wo das Oberklasse-Segment einen Anteil von 28 Prozent habe, liege es in China erst bei 8,2 Prozent, so dass es noch Raum zur Entwicklung gebe. BMW verkaufe heute schon die Hälfte seiner 7er Limousinen in China. Auf der Messe in Peking, auf der bis 2. Mai rund 800 000 Besucher erwartet werden, stellt BMW eine Langversion des 3er BMW vor. Solche langen Modelle sind besonders bei chinesischen Kunden sehr beliebt.

Daimler zeigt Elektroauto Denza

Zu den Höhepunkten der Messe zählte die Präsentation des von Daimler und seinem chinesischen Partner BYD (Build Your Dreams) entwickelten Konzepts für das Elektroauto Denza für China, das ab 2013 vom Band rollen soll. Die Kosten werden in Presseberichten mit 249.800 Yuan, umgerechnet 30.000 Euro, angegeben - nach Abzug der staatlichen Unterstützung. Der deutsche Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen gab sich unbeeindruckt: "Ein neues Kapitel der Elektrofahrzeuge wird mit dem Denza, jedenfalls in technischer Sicht, nicht aufgeschlagen."

Nach der anfänglichen Euphorie über die Elektroautos in China setzt nach Angaben chinesischer Experten etwas Ernüchterung wegen hoher Preise und Problemen bei der Batterieentwicklung ein. Der Markt für Elektroautos weltweit entwickle sich langsamer als ursprünglich erwartet, sagte auch BMW-Vertriebsvorstand Ian Robertson. Er räumte ein, dass die Kunden wegen der mangelnden Erfahrung mit Elektroautos noch ängstlich seien, sich darauf einzulassen, weil es Unsicherheiten über Reichweite und unzureichende Erfahrung gebe.

Robertson sah trotzdem in Zukunft verschiedene Modelle auf dem chinesischen Wachstumsmarkt voraus, weil ausländische Hersteller behördlich gefordert seien, elektrische Autos unter einer eigenen Marke zu entwickeln und zu produzieren. "Im Laufe dieses Jahres" werde BMW seine Pläne dafür vorstellen, sagte Robertson. "Wir sind auf sehr gutem Wege, was wir mit unserem Joint Venture-Partner Brilliance machen." Die chinesische Regierung unternehme große Anstrengungen, um die Technik für E-Autos in China zu entwickeln.

Mit Blick auf die Überkapazitäten rechnet Dudenhöffer in seiner am Montag präsentierten Studie damit, dass diese in 2012 bei gut zwei Millionen Fahrzeugen liegen würden. Bisher seien laut Dudenhöffer insbesondere chinesische Autobauer von Überkapazitäten betroffen gewesen, doch nun würde sich dieses Problem auch auf andere Hersteller ausweiten. "Massenautos gehen in China nicht mehr weg wie warme Semmel, die Rabatte steigen. Damit sinken auch die China-Gewinne bei den Volumenherstellern", so Dudenhöffer und fügt hinzu. "Bisher konnte sich VW noch gut behaupten, allerdings der Wettbewerb wird härter. Nissan und Kia wachsen deutlich schneller als VW". (AG/dpa)

Vorheriger ArtikelStaugefahr am langen Wochenende
Nächster ArtikelPorsche bleibt «Made in Germany»
Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

Keine Beiträge vorhanden