Ende der Goldgräberstimmung bei Oldtimern

Monterey Car Week

Ende der Goldgräberstimmung bei Oldtimern
Die Goldgräberstimmung geht zu Ende bei Oldtimern. © BMW

Bislang galten Oldtimer als exzellente Geldanlage. Das ist zwar immer noch so, doch die Goldgräberstimmung geht zu Ende. Die zu erzielenden Preise normalisieren sich, wie auch auf der Monterey Car Week zu beobachten war.

Altes Blech war in den vergangenen Jahren so beliebt wie nie. Wer zufällig einen Klassiker, wie einen Mercedes 300 SL Flügeltürer, in der Garage hatte, konnte mit dem Verkauf ordentlich Reibach machen - Zustand fast egal. Von großen Rennwagen der 50er und 60er Jahre mit lückenloser Historie ganz zu schweigen. Längst tummelten sich auf den Versteigerungen der großen Auktionshäuser rund um den Globus nicht mehr nur enthusiastische Sammler mit dickem Portemonnaie, sondern auch Spekulanten, angelockt von den exorbitanten Preissprüngen, die manche Klassiker Jahr um Jahr hinlegten.

Doch mittlerweile scheint die Goldgräberstimmung abgekühlt. Als jüngstes Beispiel können die Auktionen der Monterey Car Week herhalten, die alljährlich rund um den berühmten Concours d’Elegance im kalifornischen Pebble Beach stattfinden. Über alle Häuser hinweg konnten lediglich 57 Prozent der angebotenen Autos verkauft werden, laut Marktbeobachter Frank Wilke von Classic-Analytics in Bochum die schlechteste Verkaufsquote in Monterey seit 13 Jahren. Der Grund: Viele Angebote erreichten den verlangten Mindestpreis nicht. „Die Verkäufer wollten die Preise von gestern, die Käufer waren aber nur bereit, die Preise von heute zu bezahlen“ so Wilke.

Markt hat sich beruhigt

Bis zum vergangenen Jahr habe man ein mittelmäßiges Auto für gut verkaufen können, meint der Oldtimer-Experte. Heute habe sich der Markt beruhigt und die Käufer seien aufgeklärter. „Die normalen, hochpreisigen Fahrzeuge lagen in Monterey 10 bis 15 Prozent unter dem was noch vor einem Jahr möglich war.“ Das merke man auch in den aktuellen Preisdotierungen: War für einen Porsche 911 Carrera RS im vergangenen Herbst noch 700.000 Euro zu bekommen, ist er nun laut Classic-Analytics für 670.000 dotiert, Tendenz sinkend. Ein Mercedes Flügeltürer, Anfang 2015 noch für 1,3 Millionen gehandelt, liege nun bei etwa einer Million.

Gleichzeitig sind ganz besondere Autos immer noch sehr begehrt, auch das zeigen die Auktionen in Monterey: „Es gab noch nie so viele Verkäufe – sieben an der Zahl - über 10 Millionen Dollar, das ist ein Rekord für Monterey“, so Wilke. Der Markt ist zwiegespalten: Top-Autos erzielen Top-Preise, bei allen Fahrzeugen darunter müssen die Verkäufer flexibel sein.

Hoher Erlös für Jaguar D-Type Roadster

Beispiel für einen äußerst begehrten Klassiker ist das teuerste, in diesem Jahr in Monterey verkaufte Fahrzeug: Ein Jaguar D-Type Roadster von 1955, für den ein Käufer 21,78 Millionen Dollar zahlte – der aktuell höchste Preis, der jemals für ein britisches Auto gezahlt wurde. Ohnehin ist der D-Type als klassischer Rennwagen der 50er Jahre ein begehrtes Objekt, dieses Exemplar konnte seine lückenlose Historie zudem mit einem Le-Mans-Gesamtsieg krönen. „Das ist eine Gelegenheit, die in den nächsten Jahren nicht wiederkommt,“ so Wilke. Auch eine unwiederbringliche Gelegenheit ist die versteigerte Shelby Cobra – die erste die jemals gebaut wurde. Sie erzielte mit 13,75 Millionen Dollar den Rekord für ein amerikanisches Fahrzeug.

Den starken Preisanstieg in den vergangenen fünf Jahren bewertet Wilke als „sehr ungewöhnlich“. Die Marktbeobachtung der letzten 20, 30 Jahre zeige immer leichte Wellenbewegungen. Derzeit finde eher eine Normalisierung statt. Sorgen machen müssen sich Oldtimer-Besitzer aber nicht. „Echte Sammler sehen die Situation gelassen“, so Wilke. „Pech haben diejenigen, die vor einem Jahr gekauft und darauf spekuliert haben, mit Oldtimern das schnelle Geld machen zu können.“ (SP-X)

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