«Herr Dobrindt wird es schon richten»

Audi-Chef Rupert Stadler

«Herr Dobrindt wird es schon richten»
Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt © dpa

Die deutschen Autobauer liefern sich einen Konkurrenzkampf beim autonomen Fahren. Doch noch sind viele rechtliche Fragen offen. Audi-Chef Rupert Stadler zeigt sich indes zuversichtlich, dass die Politik bald zu Entscheidungen kommt.

Von Frank Mertens

Lange Zeit haben die Autobauer mit Blick auf das autonome Fahren von der Politik eine stärkere Unterstützung angemahnt. Schließlich müsse diese Schlüsseltechnologie in Deutschland ihren Leitmarkt haben, forderten insbesondere die Manager von Audi, BMW und Mercedes. Aber auch von Seiten der Zulieferer wie Continental waren derartige Forderungen zu hören. Man dürfe nicht zusehen, dass andere Länder wie die USA bei dem Zukunftsthema der Branche an Deutschland vorbeiziehen würden.

Neues auf IAA zu erwarten

Doch in der Branche scheint ein Stimmungswandel eingetreten zu sein. Erst lobte in der Vorwoche Daimler-Entwicklungsvorstand Thomas Weber bei der Vorstellung des Weißbuchs „Autonomes Fahren“ in Berlin die Unterstützung der Politik, nun zeigte sich Audi-Chef Rupert Stadler am Rande der Präsentation des neuen Q7 in dieser Woche fast schon euphorisiert. Er sei zuversichtlich, dass es bis zum Jahr 2017 gelingen dürfte, die ersten notwendigen Regularien für das autonome Fahren zu schaffen. Stadler rechnet damit, dass es bereits bis zur Internationalen Automobilausstellung (IAA) Mitte September Neues zu berichten gibt.

Was das sein könnte, sagte der Audi-Chef nicht. Aber vielleicht gibt es ja Neues zu der im Vorjahr modifizierten Wiener Konvention für den Straßenverkehr zu vermelden, die bislang immer noch nicht in die nationale Gesetzgebung übergegangen ist. Diese Neuregelung der Wiener Konvention jedenfalls wird von den Autobauern begrüßt, sind dadurch doch automatisierte Systeme statthaft, wenn sie jederzeit vom Fahrer gestoppt werden können.

Stadler vertraut auf Dobrindt

Autonomer Audi A7
Der Audi A7 auf der A9 Audi

Dass dieses Zuwarten zu einer Endlosgeschichte wird, glaubt Stadler nicht. Er vertraut dabei auf Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt. „Herr Dobrindt wird es schon richten“, sagte Stadler und berichtete davon, wie begeistert der CSU-Politiker vor einem Monat nach einer autonomen Fahrt auf einem Teilstück der A9 in Bayern in einem Audi A7 Sportback, intern Jack genannt, gewesen sei. Vor vier Wochen hatte Dobrindt bei diesem Termin gesagt, dass es Ziel sein müsse, auch beim automatisierten Fahren an der Weltspitze zu bleiben.



Dobrindt hatte bereits mit Aussagen in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung aufhorchen lassen. Ende Januar hatte er angekündigt, dass auf dem Teilstück der A9 im Rahmen des Testfeldes Digitale Autobahn nicht nur Fahrzeuge mit Assistenzsystemen fahren könnten, sondern später auch vollautomatisierte Fahrzeuge. Ein Äußerung, die seitens der Autoindustrie mit Beifall

Viel Lärm um nichts

Audi sieht sich beim autonomen Fahren in der Führungsrolle.
Der Audi RS7 autonom auf dem Hockenheimring Audi

So etwas nennt man dann wohl viel Lärm um nichts. Denn für die Hersteller ist bereits heute die Erprobung von automatisierten Fahrfunktionen nach der Straßenverkehrszulassungsordnung möglich. Man darf also gespannt sein, ob die Erwartungen Stadlers an Dobrindt auch in Erfüllung gehen.

Unabhängig davon treibt Audi wie auch andere Hersteller ihre Anstrengungen beim autonomen Fahren weiter voran. Im neuen Audi Q7, der im Juni auf den Markt kommt, sorgen bereits eine Vielzahl von Fahrassistenzsystemen für teilautonome Fahrfunktionen. Dazu gehört beispielsweise ein Stauassistent (ihn gibt es auch in der Mercedes S-Klasse), der bis Tempo 65 km/h im Stop-and-Go-Verkehr automatisch anfährt und abbremst und die Spur hält, während sich der Fahrer entspannen kann. Die nächste technologische Ausbaustufe folgt mit dem neuen Audi A8 im Jahr 2017, in dem man bis Tempo 60 km/h die Hände vom Lenkrad nehmen könne, wie Stadler ankündigte.

Wer den Blick in die USA richtet, der muss sich bei der in Deutschland geführten Diskussionen schon ein wenig verwundert die Augen reiben. Zwar gibt es in den USA von Bundesstaat zu Bundesstaat teils unterschiedliche Regelungen, doch in Nevada hat Daimler gerade für zwei seiner Freightliner-Trucks die Lizenz fürs autonome Fahren erhalten. In Deutschland indes spricht man, wie einst bei der Elektromobilität davon, Leitmarkt zu werden. Doch den Worten fehlen bislang die Taten.

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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