Formula E: Mehr als nur ein Hauch Formel 1

Ohne großen Lärm

Formula E: Mehr als nur ein Hauch Formel 1
Die Elektro-Boliden überzeugten in Berlin. © dpa

Die Formula E hat nach dem achten Rennen der Serie einen beeindruckenden Fußabdruck in Berlin hinterlassen. Zudem gibt die neu geschaffene Rennserie viele Hinweise für die schwächelnde Königsklasse.

Von Thomas Flehmer

Es sind nicht die Nasgul, die Frodo in dem Dreiteiler "Herr der Ringe" daran hindern wollen, den Ring in den Schlund zu werfen und Mittelerde zu retten. Auf dem Flugfeld des Flughafen Tempelhofs sind es insgesamt 40 Boliden, die ihren elektrischen Sound an die über 20.000 Zuschauer übermitteln. Am Ende des achten Rennens der neu geschaffenen Formel E schicken die zehn Teams nach dem achten Lauf die Besucher beeindruckt nach Hause.

Keine Ohrstöpsel am Streckenrand

Denn die rein elektrisch betriebenen Rennwagen, die im Qualifying 275 PS und im Rennen 70 PS weniger aufweisen, sind beim reinen Betrachten nicht von den Boliden der Königsklasse zu unterscheiden. Lediglich der Lärm, der selbst schon in der Formel 1 reduziert wurde, ist halt nicht zu hören. „Viele sagen, da ist kein Krach. Ich habe 40 Jahre Ohrstöpsel getragen, es ist schön, keine Ohrstöpsel zu tragen“, so der ehemalige Formel 1-Rennfahrer Hans-Joachim Stuck im Gespräch mit der Autogazette. In der Tat war die Hintergrundmusik lauter als die Rennwagen auf der Strecke.

Waren freies Training und das in vier Gruppen zu je fünf Wagen aufgeteilte Qualifying für die Zuschauer noch eher zähflüssig, so wurden die Besucher mit dem Rennen und einigen Überholmanövern belohnt. Das aufkommende „Oh“ und „Ah“ auf den Tribünen zeigte deutlich, dass die Zuschauer die Premieren-Saison auf dem historischen Areal annahmen.

Wegweiser für die Formel 1

Die Elektro-Boliden überzeugten in Berlin.
Die Formula E wird an einem Tag durchgezogen AG/Flehmer

Die vom Weltverband Fia neu geschaffene Serie wird dabei sehr kritisch unter die Augen genommen. Elf Rennen, zehn Teams, 40 Wagen, Training, Qualifying und Rennen stehen auf dem Prüfstand. „Es ist ähnlich spannend wie in der Formel 1“, sagte Gebhard Sanne Autogazette.de, nachdem er die Qualifikation extra an der Großbildleinwand und nicht direkt am Streckenrand vorgenommen hatte.

Das Präsidiumsmitglied des Deutschen Motor Sport Bundes (DMSB) ist zugleich Vorsitzender der Formel 1-Kommission der Fia und versucht, die Königsklasse weiter aufzuwerten. Besonders gefällt ihm, dass das Event an einem, statt an drei Tagen durchgezogen wird. „Bei der Formel 1 ist viel Leerlauf, hier ist viel Programm auf einen Tag verteilt.“

Renault als Supervisor

Ob die Formula E für die Formel 1 damit zum Wegweiser werden kann, ist ungewiss. Dank der Einheits-Bauweise, deren Fahrzeugbau Renault als Supervisor betreut, kommt es in der Formula E mehr denn je auch den Fahrer drauf an. Ab der kommenden Saison werden die Regularien etwas gelockert. Wie, steht noch nicht fest.

„Strietzel“ Stuck hofft, dass die Weisheit so weit läuft, dass „das Reglement soweit begrenzt wird, dass alle zu vernünftigen Preisen weiter arbeiten können und nicht einer mit einem Etat über 100 Millionen kommt und die anderen in Grund und Boden fährt.“ Dann wäre das Kreischen der Nasgul ein Vorzeichen – leider kein positives.

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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