Audi A3 g-tron: Windgas-Audi für 26.000 Euro

Neues Terrain für Hersteller

Audi A3 g-tron: Windgas-Audi für 26.000 Euro
Audi fährt nicht nur mit Erdgas, sondern stellt es auch her. © Audi

Audi betritt unbekanntes Terrain und wird erstmals zum Kraftstoffhersteller. Zum Jahresende soll sauberes Windgas aus dem Emsland die klimaneutrale Antriebsquelle für den kompakten Audi A3 g-tron werden.

von Martin Woldt

"Dieses Auto macht die Welt nicht sauberer", sagt Reiner Mangold, "aber es belastet sie auch nicht mehr." Und das sei zweifellos ein Fortschritt. Der Audi-Produktentwickler spricht vom neuen A3 g-tron und meint dessen CO2-Emissionen. Sein 1.4 TFSI Motor wird nämlich regulär mit Gas befeuert. Methan, das Audi in einer eigens im Emsland gebauten Anlage durch Elektrolyse aus überschüssigem Windstrom und dem CO2 einer nahen Biogasanlage selber herstellt. Der A3 g-tron sei klimaneutral, so Mangold, weil er nur soviel CO2 durch Auspuff schickt, wie bei der Kraftstoffherstellung zuvor aus der Umwelt entnommen wurde.

Reichweite für Audi A3 g-tron kein Problem

Und es ist eben dieser Umstand, der den g-tron in gewisser Weise "besonders" macht. Denn "klimaneutral", für diese Erwartung steht eigentlich erst das gen Horizont entrückte Elektroauto, sofern der Batteriestrom aus alternativen Quellen stammt. Existierende E-Autos, selbst wenn sie mit sauberem Strom fahren, wendet Mangold ein, haben immer noch durch Reichweite und Kosten ein Akzeptanzproblem.

Der A3 mit Windgas hingegen schafft 400 Kilometer und könnte anschließend weitere 900 Kilometer aus seinem mit Super gefüllten "Reservetank" zurücklegen. Mit knapp 25.900 Euro sei er zwar 2500 Euro teurer als ein vergleichbarer Benziner. Aber in Anschaffung und Betriebskosten günstiger als ein Diesel beteuern die Audi-Experten.

Audi nennt Kraftstoffpreise zum Ende des Jahres

Man könnte einwenden, dass sich das sehr schnell relativiert, wenn man immer bis ins Emsland zum Tanken muss. Das fand der Hersteller auch nicht praktisch und hat vorgesorgt. Beim Kauf eines Windgas-A3 erwirbt man eine Art Scheckkarte, die an fast jeder Erdgastankstelle verwendbar ist. Das heißt, damit wird normales Erdgas getankt - chemisch betrachtet ebenfalls Methan.

Audi sorgt im Gegenzug dafür, dass die Menge "sauberes" Windgas ins Gasnetz eingespeist wird. Die Kraftstoffkosten sollen leicht über denen von üblichem Erdgas liegen, aber deutlich unterhalb der Diesel-Literpreise. Nennen will man den Preis, wenn der A3 g-tron zum Ende Jahres zum Kauf bereitsteht.

Vorsichtiger Schritt für Audi

Die Windgasanlage im Emsland soll parallel ihren regulären Betrieb aufnehmen. Ihre Kapazität wird zunächst ausreichen, um 1500 Fahrzeuge pro Jahr für jeweils 15.000 Streckenkilometer zu versorgen. Ob Audi darüber hinaus plant, wollte Mangold nicht sagen. Anzunehmen ist, dass man in Ingolstadt angesichts des ungewöhnlichen Engagements zunächst den Zuspruch abwartet.

Immerhin begibt sich der Autobauer mit diesem Schritt auf das Terrain der Kraftstoffhersteller und hat sich zugleich auch technologisch auf Neuland gewagt. Nach Audi-Angaben sei die Windgasanlage, die gegenwärtig erste und größte im industriellen Maßstab. Reiner Mangold ist zuversichtlich und rechnet mit dem erwachenden Bewusstsein für die CO2-Emissionen. Andererseits hat jeder Hersteller die Erfahrung gemacht, dass etwa Erdgasautos nie richtig aus der Nische gefahren sind.

Audi setzt auf bewährte Technik

Mit dem Fahrzeug selbst geht der Fahrer kein technisches Risiko ein, denn der A3 g-tron ist erprobte Technologie. Der angepasste 81kW/110 PS starke 1.4 TFSI ist in weniger als elf Sekunden von null auf hundert. In der Spitze erreicht er über 190 km/h. Sein Verbrauch wird mit knapp 3,5 Kilogramm sogenanntem Audi e-gas auf 100 Kilometern beschrieben, dessen CO2-Emissionen unterhalb von 95 g/km liegen.

Also emissionsfrei ist das Auto nicht. Was auch der Grund ist, weshalb die Entwickler im Konzept keine alternative zum E-Autos sehen. Denn sollte der sich abzeichnende Trend durchsetzen, dass Mega-Cities nur noch abgasfrei befahren werden dürfen, wäre selbst ein sauberes Windgasauto noch zu schmutzig.

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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