Mit der Mercedes A-Klasse E-Cell durchs Gebirge

Silvretta E-Auto-Rallye

Sind Elektroautos nun alltagstauglich oder nicht? Sie sind es. Mit der Mercedes A-Klasse unterwegs auf der Silvretta E-Auto-Rallye im Montafon.

Von Frank Mertens

Es wird in diesen Tagen viel diskutiert über die Alltagstauglichkeit von Elektroautos. Reichen die Reichweiten wirklich aus, um mit einem elektrisch angetriebenen Auto auch außerhalb der Stadt beruhigt unterwegs zu sein?

Schließlich gibt es bislang mit dem Opel Ampera nur ein käuflich zu erwerbendes Elektroauto auf dem Markt, in dem der Fahrer keine Angst vor fehlender Reichweite haben muss. Dank eines sogenannten Range Extenders lassen sich im Ampera bis zu 500 Kilometer zurücklegen, davon 40 bis 80 Kilometer rein elektrisch. Ist die Energie der Lithium-Ionen-Batterien erschöpft, übernimmt im Ampera ein 1.4 Liter großer Benzinmotor, der dann einen Generator antreibt. Mit dieser Technologie hat Opel bislang ein Alleinstellungsmerkmal im Markt, wenngleich auch die Konkurrenz die Pfiffigkeit dieser Idee erkannt hat und an ähnlichen Konzepten arbeitet.

Problem der fehlenden Reichweite

Doch solange sehen sich E-Autos mit dem Vorwurf der fehlenden Reichweite ausgesetzt, die schnell dazu führt, dass ihnen die Alltagstauglichkeit abgesprochen wird und sie als reine Stadtautos bezeichnet werden. Dass das nur begrenzt stimmt, bewies in der vergangenen Woche die Silvretta E-Auto Rallye im österreichischen Montafon. Dort ging es nicht um Schnelligkeit, sondern um gleichmäßiges Fahren und Geschicklichkeit bei den Wertungsprüfungen, an denen der Autor übrigens jämmerlich scheiterte. Von Donnerstag bis Samstag hatten die Teilnehmer in 30 Elektroautos parallel zur Silvretta Classic eine Strecke von über 300 Kilometern und 5500 Höhenmetern zurückzulegen.

Die E-Flotte von Mercedes auf der Silvretta Daimler

Das sind Höhen, die Elektroautos in Großstädten eher selten zu bewältigen haben. Entsprechend war es für die teilnehmenden Elektroautos wie beispielsweise den VW Golf e-bluemotion, den Audi A1 e-tron, den Citroen C-Zero, den Smart Fortwo oder die Mercedes A-Klasse ein wahrer Härtetest, den es zu bestehen galt – und sie haben ihn grandios bestanden und gezeigt, dass sie heute schon mehr leisten als viele ihnen zutrauen. Von uns gefahren wurde die Mercedes A-Klasse E-Cell mit einem 95 PS starken Elektromotor mit einer Gesamtreichweite von 200 Kilometern. Das hört sich nicht schlecht an. Doch was ist von einem solchen Reichweitenversprechen zu halten, vor allem, wenn man nicht in der Stadt, sondern im Montafongebirge unterwegs ist? Eine Menge.

Volle Alltagstauglichkeit

Die A-Klasse stieß auf großes Interesse Daimler

Die A-Klasse erwies sich als verlässlicher Begleiter, der seine Alltagstauglichkeit voll und ganz unter Beweis stellte. Für den Fahrer ist es ein gutes Gefühl, zumindest lokal emissionsfrei hinauf in die österreichischen Berge zu fahren. Dabei ist es immer wieder beeindruckend zu erleben, dass das maximale Drehmoment – bei der A-Klasse E-Cell sind es 290 Newtonmeter – sofort anliegen. Nach der ersten Teiletappe über rund 60 Kilometer über die Alpenstraßen zeigte die Ladeanzeige Lithium-Ionen-Batterie übrigens noch eine Leistung von 69 Prozent, dabei profitierte der Akku auch von der Rekuperation, die dafür sorgt, dass bei Bergabfahrten die Batterie wieder aufgeladen wird. In der A-Klasse kann der Fahrer das daran erkennen, dass sich der Zeiger im rechten Display des Cockpits ganz nach links bewegt, dahin, wo auf grünem Untergrund Charge steht.

VW mit seiner Flotte auf der Silvretta VW

Jetzt stellt sich natürlich die Frage, ab wann es die in Raststatt gebaute A-Klasse E-Cell zu kaufen gibt, die bisher nur von ausgesuchten Kunden zu Testzwecken gemietet werden kann. Das steht noch nicht fest. Denn Mitte des kommenden Jahres kommt die neue A-Klasse auf den Markt, die Mercedes unlängst auf der Shanghai Motorshow präsentierte. So ist es wahrscheinlich, dass die Markteinführung frühestens Ende 2012 erfolgt, wahrscheinlich sogar erst 2013. Dann wird auch der Supersportwagen SLS AMG E-Cell auf den Markt kommen, der ebenfalls auf der Silvretta am Start war. Im Daimler-Konzern wird es die ersten käuflich zu erwerbenden Elektroautos 2012 geben, dann geht der Smart Electric Drive in die Großserienfertigung. Der Preis des zweisitzigen Kleinwagens soll Mitte September auf der Internationalen Automobilausstellung (IAA) bekannt gegeben werden.

Bilderschau Silvretta E-Rallye

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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