Alfa 147: Schönheit allein reicht nicht

Kompaktwagen mit Schwächen

Alfa 147: Schönheit allein reicht nicht
Der Alfa Romeo 147 besticht durch Flair statt durch Qualität © Alfa Romeo

Dass Alfisti ein Hang zum Leiden haben müssen, ist seit Jahrzehnten bekannt. Bei einem gebrauchten Alfa Romeo 147 können die Anhänger ihn auch ausleben.

Besonders gut war der Ruf von Alfa Romeo mit Blick auf Zuverlässigkeit und Haltbarkeit nie. Andererseits gibt es aber bei kaum einer anderen Automarke einen speziellen Begriff für deren Anhänger - bei Alfa heißen sie Alfisti. Die Schwächen eines Modells wie dem Alfa 147 können sie allerdings kaum wegdiskutieren und verweisen stattdessen lieber auf seine Stärken: Stil, Eleganz, Sportlichkeit und Dynamik.

Durchrostende Auspuffanlage des Alfa 147

Die Prüfer bei der Kfz-Hauptuntersuchung (HU) stimmt das aber nicht milde. So bemerkt der «TÜV-Report 2015» Achsaufhängungen, die an Vorder- und Hinterachse im «Zeitraffertempo» verschleißen. Außerdem ist der Alfa 147 eine echte Umweltsau, der Endschalldämpfer der Auspuffanlage rostet sehr häufig durch, und Getriebe sowie Motor verlieren Öl. Auch durch die Abgasuntersuchung fällt der 147 oft. Und daneben klagen 147-Fahrer laut der Zeitschrift über «fast alles».

Besonders oft verkauft wurde der Alfa 147 hierzulande nicht, weshalb die Pannenhelfer des ADAC kaum Abschließendes über ihn sagen können. Bis Baujahr 2004 kam es öfter zu Motorschäden, weil die Zahnriemen rissen. Defekte Kupplungen machten bei Diesel-Modellen bis 2007 Ärger, das Schaltgestänge löste sich zuweilen bei älteren Benzinern, und die Kurbelwellensensoren gingen kaputt. Die entladenen Batterien bei Modellen bis zum Baujahr 2007 nehmen sich dagegen eher harmlos aus.

Alfa Romeo dem Design verpflichtet

Mit gut vier Metern Länge könnte der 147 durchaus ordentlich Platz bieten, doch so war der Italiener nie gedacht. Er war dem Design verpflichtet und dürfte einer der letzten Entwürfe von Walter De Silva für Alfa gewesen sein. Der Italiener wechselte danach zu Seat und dann zu Audi, bevor er Design-Chef von Volkswagen wurde. Vor allem als Dreitürer macht der 147 noch immer eine gute Figur, nach Meinung von Autotestern auch auf der Straße. Sportlich-straff und mit mindestens 77 kW/100 PS gehört er zu den flotteren Kompaktklässlern.

Schwächster Motor ist der Diesel im 1.9 JTD, den es über die Jahre auch mit 85 kW/115 PS, 88 kW/120 PS, 103 kW/140 PS, 110 kW/150 PS und 125 kW/170 PS gab. Bei den Benzinern startet das Angebot mit dem 1.6 Twin Spark, der 77 kW/105 PS oder 88 kW/120 PS leistet. Darüber rangiert ein 2,0-Liter-Benziner mit 110 kW/150 PS. Sahnestück im Angebot ist der 3.2 V6 24V GTA mit 184 kW/250 PS.

Alfa Romeo 147 ab 2000 Euro

Richtig teuer ist eigentlich kein Modell des 147. Für den 1.6 Twin Spark Eco von 2003 in der Progression-Ausstattung werden laut Schwacke etwa 2000 Euro aufgerufen, wenn er rund 146.000 Kilometer gelaufen ist. Die Version mit 88 kW/120 PS kostet als 1.6 Collezione von 2007 rund 4350 Euro (98.000 Kilometer). Den Alfa 147 2.0 Twin Spark Distinctive von 2008 listet Schwacke noch mit 5800 Euro (86.000 Kilometer). Der GTA mit seinem 3,2 Liter großen V6-Motor wurde nur bis 2005 gebaut und kostet rund 4700 Euro (122.000 Kilometer).

Den Einstiegsdiesel gibt es als 1.9 JTD Impression von 2004 für rund 2250 Euro (183.800 Kilometer), so der Marktbeobachter Schwacke. Wer einen 147 1.9 JTD Sportiva (88 kW/120 PS) von 2007 sucht, muss etwa 4100 Euro einplanen (137.000 Kilometer). Für den Topdiesel 1.9 JTDM 16V Veloce (125 kW/170 PS) mit fünf Türen sollten Interessenten noch rund 7850 Euro einplanen, wenn sie ein Modell von 2010 mit etwa 90.200 Kilometern auf dem Tacho entdecken. (dpa/tmn)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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