Yamaha Super Tenere: Ernstzunehmender Außenseiter

Souveräne Reiseenduro

Yamaha Super Tenere: Ernstzunehmender Außenseiter
Yamaha hat die Super Ténéré handlicher gestaltet. © Yamaha

Die Yamaha Super Ténéré verfügt bei den Reiseenduros über eine Art Exotenstatus. Dabei gibt sich die überarbeitete XTZ 1200Z Super Ténéré Worldcrosser Edition sehr viel handlicher als die Vorgängerin.

Das Segment der Reiseenduros ist nicht nur in Deutschland ein äußerst bedeutsames, sondern auch in Mittel- und Südeuropa. Die BMW R 1200 GS, die KTM 1190 Adventure, seit dem letzten Jahr auch die Suzuki DL 1000 V-Strom verkaufen sich blendend. Nicht so wirklich im Fokus haben die Interessenten an einem Sports Adventure Bike, dass auch Yamaha ein durchaus ernstzunehmendes Angebot in dieser Klasse bereithält: Es hört auf den etwas sperrigen Namen XTZ 1200Z Super Ténéré Worldcrosser Edition. Wir haben die aktuelle Auflage über Straßen und Wege im Süden Portugals gescheucht.

Yamaha Super Ténéré mit ausgewogenem Eindruck

Mit 1199 Kubikzentimetern Hubraum und einer Leistung von 82 kW/112 PS ist der Paralleltwin-Motor der Yamaha auf der Höhe der Zeit: Knapp vier Sekunden für den Normsprint auf 100 km/h und ein Spitzentempo von 220 km/h sind mehr als nur zufriedenstellende Werte. Das Triebwerk ist mit 117 Nm nicht nur auf dem Papier durchzugsstark; auch in der Praxis wirkt es niemals angestrengt, auch wenn ausgesprochene Drehfreude nicht zu den Grundtugenden des Reihen-Zweizylinders gehört. Er weist einen Hubzapfenversatz von 270 Grad auf, was einerseits für eine homogene Kraftentfaltung, zugleich aber auch für einen Sound sorgt, der an einen V2-Motor erinnert. Der Motorlauf ist kultiviert, das Ansprechverhalten auf Gasbefehle angenehm unspektakulär.

Seit der technischen Überarbeitung im Jahr 2014 wirkt die vollgetankt 261 Kilogramm wiegende Super Ténéré ein wenig handlicher als zuvor. Obwohl die Grundkonzeption – Stahlrohr-Zentralrahmen, Telegabel, Zweiarm-Schwinge mit integriertem Kardanantrieb – unverändert blieb, macht die Wordcrosser-Edition einen ausgewogenen Eindruck: Sie lässt sich ausreichend leicht in Schräglage bringen und umrundet Kurven stabil.

Yamaha Super Ténéré auch abseits des Asphalts souverän

Yamaha hat die Super Ténéré handlicher gestaltet.
Die Bremsanlage der Yamaha Super Ténéré vermittelt ein gutes Gefühl Yamaha

Mit den montierten Bridgestone A40-Reifen ist keinerlei Aufstellmoment beim Bremsen in Schräglage feststellbar. Der konifizierte Lenker und die vierfach verstellbare Verkleidungsscheibe heben den Fahrkomfort in Verbindung mit dem ausreichend straff gepolsterten, zweifach höhenverstellbaren Sitz auf ein gutes Niveau. Die XTZ 1200Z fährt sich insgesamt unspektakulär und verlässlich. Die 19 Zentimeter Federweg und die gute Abstimmung der USD-Gabel wie auch des Federbeins sind Garant dafür, dass auch auf Straßen dritter Ordnung stets Ruhe unter dem Fahrer herrscht.

Ist man mit der Super Ténéré abseits des Asphalts unterwegs, zeigt sie sich von ihrer besten Seite: Trotz des ausladenden Tanks findet der Fahrer eine gute Position im Stehen, die Gummis der Fußrasten verschwinden bei Belastung automatisch – eine wirklich pfiffige Lösung, um die Standsicherheit zu erhöhen. Die in drei Stufen variierbare Traktionskontrolle macht ihre Sache gut; wer auf Schotter milde Drifts fahren möchte, kann dies unproblematisch in die Wege leiten.

Die Bremsanlage – zwei Scheiben vorne, eine Scheibe hinten – vermittelt ein gutes Gefühl: Sie ist leicht dosierbar und auch wirkungsvoll; dank der Auslegung als Kombi-Bremse wird das hintere Rad stets mit verzögert, wenn vorne gebremst wird. Das ABS regelt feinfühlig. Dabei kommen auch kurze Bremswege zustande: Die gemessenen 38,5 Meter dürfen als sehr guter Wert gelten.

Yamaha Super Ténéré kein Billigheimer

Da auch für die Unterbringung eines Sozius mehr als genug Platz zur Verfügung steht und die dafür nötigen Federungs- und Dämpfungsreserven gegeben sind, darf man die Yamaha Super Ténéré guten Gewissens als solides, dabei durchaus freudvolles Transportmittel auf Straßen aller Art bezeichnen. Denn auch auf ruppigem Geläuf benimmt sich diese japanische Reiseenduro unkompliziert und ihr Wind- und Wetterschutz ist immerhin zufriedenstellend. Mit 14.195 Euro ist sie kein Billigheimer, doch andererseits ist sie weitgehend komplett ausgestattet, denn auch Tempomat und ein sehr gut ablesbares Zentraldisplay sind Standard. Zukaufen müssen diejenigen, die den Komfort stets warmer Hände schätzen, die Griffheizung (320 Euro plus Montage); auch ein Hauptständer (180 Euro) ist nur in der höherwertigen ZE-Version enthalten, die über ein elektronisch einstellbares Fahrwerk verfügt. Dafür verlangt Yamaha den beachtlichen Mehrpreis von 2.500 Euro.

Wer seine Super Ténéré individualisieren will, findet beim Händler eine breite Auswahl: Sie reicht vom höheren Windschild (200 Euro) zum Zwecke besseren Windschutzes über eine niedrige Sitzbank (ab 270 Euro), eine Motorschutzplatte aus Aluminium (160 Euro) und diverse Gepäckbehältnisse (Alukoffer, Tankrucksack, Topcase bis hin zum Akrapovic-Titanschalldämpfer. Der hat den unbestreitbaren Vorteil, dem ausgesprochen ungeschlacht wirkenden Serien-Schalldämpfer zumindest optisch klar überlegen zu sein. Akustisch passt er dafür zum eher zurückhaltenden Charakter dieser Yamaha weniger. (SP-X)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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