Osterloh macht Zulieferer für Produktionsstopp verantwortlich

Fertigung beim Golf ruht

Osterloh macht Zulieferer für Produktionsstopp verantwortlich
VW ist die Marke mit dem höchsten Fahrzeugbestand in Deutschland. © dpa

Aus Sicht von Bernd Osterloh hat der Zulieferer den produktionsstopp bei Volkswagen zu verantworten. An diesen Montag sollen die Verhandlungen zwischen beiden Seiten fortgeführt werden, um wieder zu einer Belieferung mit den benötigten Teilen zu kommen.

Der Produktionsstopp bei Volkswagen hängt aus Sicht von VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh zweifelsfrei am Verhalten des VW-Partners, der seine Teilezulieferungen eingestellt hat. "Nach unserer Auffassung liegt die Verantwortung eindeutig beim Zulieferer. Oder glauben Sie, wir als Betriebsrat fragen nicht, wessen Schuld es ist, dass unsere Kollegen zu Hause bleiben müssen", sagte Osterloh der "Bild"-Zeitung (Montag). Der Lieferstopp zweier Teilehersteller lähmt den Weltkonzern derzeit bis hin zu stehenden Fließbändern und Kurzarbeit. Beim Erfolgsmodell Golf etwa ruht die Fertigung.

Die beteiligten Zulieferer sehen die Lage anders als Osterloh und der Konzern. Sie reklamieren für sich, VW zwinge sie zu dem Lieferstopp, da der Autobauer "frist- und grundlos" Aufträge gekündigt habe und einen finanziellen Ausgleich dafür ablehne. Es geht dabei um einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag. Der Lieferstopp geschehe zum Selbstschutz und im Kampf für die Zukunft der eigenen Mitarbeiter.

Verhandlungen gehen weiter

Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur treffen Vertreter der Zulieferer und des Autobauers am frühen Montagnachmittag in Wolfsburg auf neutralem Boden zusammen, um weiter einen Ausweg zu suchen. An anderer Front zog Osterloh derweil eine erste rote Linie für den nahenden Zukunftspakt, der die Sicherheit der Jobs bei dem Autobauer auf eine neue Basis stellen soll. "Solange ich Betriebsratschef bin, wird es keine betriebsbedingten Kündigungen geben. Stammbelegschaft ist Stammbelegschaft. Wenn sich jemand trauen sollte, dort abbauen zu wollen, müssten wir auch den Vorstand verkleinern", sagte er der "Bild". Die VW-Kernmarke um Golf und Passat ist renditeschwach. Die Abgas-Affäre verschärfte ihr laufendes Sparprogramm zuletzt weiter.

Für Osterloh ist die derzeit ungekündigte Beschäftigungssicherung für die VW-Stammbelegschaft nicht verhandelbar. Dabei sieht er auch VW-Konzernchef Matthias Müller an seiner Seite. "Matthias Müller steht genau wie wir zu den VW-Beschäftigten", sagte Osterloh. Bei dem Zukunftspakt verhandeln der Betriebsrat und das Unternehmen über die Aufstellung der Kernmarke VW-Pkw. Das soll bis zur nächsten Budget-Planungsrunde in diesem Herbst abgeschlossen sein. Dann sollen nach dem Willen des Betriebsrates für die deutschen VW-Werke feste Zusagen für Investitionen, Produkte und Stückzahlen feststehen.

Die von Osterloh angesprochenen betriebsbedingten Kündigungen wären aber auch nur ein Weg, die Belegschaft auszudünnen. Die Personaldecke ließe sich auch ausdünnen, indem VW Jobs nicht wieder besetzt und verstärkt Abfindungen und Altersteilzeit nutzt. Am Frühling waren Pläne bekanntgeworden, wonach bis Ende 2017 in der VW-Verwaltung jeder zehnte Job wegfallen sollte - das wären mehr als 3000 Jobs. (dpa)

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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