VW-Chef Winterkorn sieht wachsende Risiken

Schuldenkrise belastet Märkte

VW-Chef Winterkorn sieht wachsende Risiken
Die Aufklärung des Abgasskandals wird dauern. © dpa

Der VW-Konzern sieht wachsende Risiken auf sich zukommen. So würde die Schuldenkrise in Europa die Märkte belasten, sagte Vorstandschef Martin Winterkorn. Der Manager peilt dennoch für 2012 neue Rekordwerte an.

Volkswagen will sich von den wirtschaftlichen Problemen in vielen europäischen Ländern nicht bremsen lassen. "Das Autojahr 2012 wird uns viel abverlangen", sagte Vorstandschef Martin Winterkorn am Donnerstag bei der Hauptversammlung des Konzerns in Hamburg laut vorab veröffentlichtem Redetext. "Die Risiken wachsen. Insbesondere die Schuldenkrise in Europa wird die Märkte belasten." Wegen der guten Ertragslage und mehr als 40 neue Modelle wie dem Golf 7 könne VW jedoch selbstbewusst in die kommenden Monate gehen. Absatz und Umsatz sollen die Rekordwerte des Jahres 2011 übertreffen, seinen operativen Gewinn von 11,3 Milliarden Euro will das Unternehmen halten.

Winterkorn: Audi und Ducati passen ideal zusammen

Viel verspricht sich Winterkorn von der am Vortag beschlossenen Übernahme des italienischen Motorradherstellers Ducati durch die VW-Premiumtochter Audi. Die beiden Unternehmen passten ideal zusammen. Sie gehörten jeweils zu den ertragsstärksten Herstellern. Ducati bringe zudem mit seinen Hochleistungsmotoren und dem Leichtbau technologisch wichtige Erfahrungen in den Konzern ein. "Wir freuen uns darauf, diese stolze italienische Marke in Kürze in unserer Konzernfamilie willkommen zu heißen", sagte Winterkorn. Die Eingliederung soll "schnellstmöglich" nach der Freigabe durch die Wettbewerbsbehörden erfolgen.

Die wirtschaftlichen Unsicherheiten spürt Volkswagen bei seiner Lastwagen-Tochter Scania. Der schwedische Lkw-Bauer drosselte bereits seine Produktion. Mit der Übernahme des Konkurrenten hofft VW nun in diesem zyklischen Geschäft auf langfristiges und stabiles Wachstum. Wie sich der Konzern die Eingliederung vorstellt, ließ Winterkorn aber weiter offen. "Für die weitere Ausgestaltung eines integrierten Nutzfahrzeugkonzerns stehen uns dabei alle Optionen offen", sagte der VW-Chef. Bekannt sind lediglich die grundlegenden Ziele. So sollen Kosten sinken, die Entwicklung einfacher werden und die Marken eigenständig bleiben.

In der Branche gibt es Zweifel, ob die einstigen Erzrivalen MAN und Scania wirklich zusammenpassen. Winterkorn betonte, dass die markenübergreifende Zusammenarbeit in den vergangenen Wochen und Monaten deutlich intensiviert worden. Volkswagen hatte im November die Mehrheit von MAN übernommen und besitzt mittlerweile fast drei Viertel der Anteile. "Mit MAN, Scania und Volkswagen entsteht ein neuer Spitzenspieler auf dem Lkw-Markt", sagte Winterkorn den Aktionären.

Porsche-Fusion weiter mit Hürden versehen

Bei der geplanten Fusion mit dem Sportwagenbauer Porsche ist Volkswagen nicht weiter gekommen. "Auf dem Weg zur vollständigen Integration gibt es nach wie vor einige Hürden", sagte Winterkorn. "Alle Beteiligten arbeiteten weiter mit Hochdruck daran, den integrierten Automobilkonzern mit Porsche zu wirtschaftlich sinnvollen Bedingungen zu erreichen." Winterkorn versprach den Aktionären zumindest, dass der Zusammenschluss kommen werde. Die Frage ist nur, wann.

Die eigentlich geplante Fusion mit der Dachgesellschaft Porsche SE wurde abgesagt, weil Volkswagen sich nicht die rechtlichen Risiken der Gesellschaft in Milliardenhöhe ins Haus holen will. Diese rühren aus dem gescheiterten Versuch der Jahre 2007 und 2008, als Porsche den viel größeren Volkswagenkonzern übernehmen wollte. Nun wird hinter den Kulissen an einem "Plan B" gearbeitet, der vorsieht, dass Volkswagen das operative Geschäft von Porsche - die Porsche AG - komplett kauft. Das ist allerdings erst 2014 steuerfrei. Die Wolfsburger halten bereits jetzt knapp die Hälfte der Anteile an der Porsche AG.

Bei der Hauptversammlung soll die Ehefrau von VW-Patriarch Ferdinand Piëch in den Aufsichtsrat einziehen. Die 55-Jährige hat die Unterstützung der Großaktionäre Porsche und Katar sowie des Landes Niedersachsen. Auch der VW-Betriebsrat begrüßt den nicht unumstrittenen Einzug der Ehefrau des Aufsichtsratsvorsitzenden Ferdinand Piëch. Der 75 Jahre alte Chefkontrolleur selbst will bei der Hauptversammlung im Amt bestätigt werden. Auch das gilt als sicher. (dpa)

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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