VW agiert schwerfälliger als Toyota

Effizienzproblem der Belegschaft

VW agiert schwerfälliger als Toyota
Der VW-Konzern hat seine Hauptversammlung verschoben. © dpa

Der VW-Konzern agiert im Rennen um die Spitze unter den Herstellern bei der Arbeitsproduktivität schlechter als Branchenprimus Toyota. Die Japaner würden mit 60 Prozent der VW-Belegschaft den gleichen Absatz erreichen.

Im Rennen gegen den Branchenprimus Toyota fällt der Autobauer Volkswagen laut einer Expertenberechnung bei seiner Arbeitsproduktivität zunehmend zurück. Deutschlands größter Konzern habe die Belegschaftgröße dieses Jahr spürbar stärker gesteigert als den Umsatz, teilten die Autoexperten der Universität Duisburg-Essen am Dienstag mit. Demnach legte die Mitarbeiterzahl um fast 4 Prozent auf rund 594.000 Menschen zu, der Umsatz aber nur um gut 1 Prozent. Die Erlöse hat die Uni dabei hochgerechnet. Nach neun Monaten lag das Umsatzplus zum Vorjahreszeitraum bei 1,4 Prozent.

"Der Tanker VW wird mit immer mehr Beschäftigten immer schwerer lenkbar", sagte Ferdinand Dudenhöffer, Chef der Autoexperten an der Hochschule. Weltmarktführer Toyota leiste mit 345.000 Beschäftigten, also nicht einmal 60 Prozent der VW-Belegschaft, denselben Absatz; nämlich rund 10 Millionen Fahrzeuge pro Jahr. Mit 336 300 Euro pro Kopf sei die Arbeitsproduktivität im VW-Konzern 2014 um gut 2 Prozent gegenüber Vorjahr zurückgegangen. "Das Effizienzproblem im VW-Konzern ist damit 2014 schlechter statt besser geworden", sagte Dudenhöffer.

Neuer Rekordwert bei Mitarbeiterzahl

Volkswagen hatte nach Weihnachten mitgeteilt, per November auf den Rekordwert von 593-631 Mitarbeitern angewachsen zu sein. "Volkswagen ist seit Jahren ein zuverlässiger und kraftvoller Beschäftigungsmotor in Deutschland, in vielen Ländern Europas und darüber hinaus", sagte Personalvorstand Horst Neumann. Die hohe eigene Wertschöpfung, die sogenannte Fertigungstiefe, ist bei Volkswagen immer wieder Thema.

Zuletzt hatte Konzernchef Martin Winterkorn den Finger in die Wunde gelegt und im Sommer vor Führungskräften gesagt, es müsse "dringend" über die heutige Fertigungstiefe gesprochen werden. Er forderte: "Wir müssen uns hier stärker auf Kernkompetenzen für die Mobilität von morgen fokussieren." Das bedeute auch, sich von Themen zu trennen, die Zulieferer profitabler fertigen könnten, sagte der Konzernchef.

Starke Mitbestimmungsmacht der Mitarbeiter

Mit seinen fast 600.000 Mitarbeitern, von denen rund die Hälfte (46 Prozent) im Hochlohnland Deutschland arbeitet, gehört der VW-Konzern zu den größten Arbeitgebern der Welt. Zuletzt wuchs die Belegschaft um fast 2000 Stellen jeden Monat. Weltweit gibt es nur ganz wenige Unternehmen, die noch mehr beschäftigen, darunter die Handelskette Walmart und der Elektroriese Foxconn. In der Bilanz für 2013 nannte Volkswagen seine Mitarbeiter einen Garanten für die Zukunftsfähigkeit und einen "Schrittmacher des technologischen Fortschritts".

Bei Volkswagen haben die Arbeitnehmer auch aus historischen Gründen ungewöhnlich starke Mitbestimmungsmacht. So gelten Wirtschaftlichkeit und Beschäftigung als gleichrangige Firmenziele. VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh hatte am Dienstag in der "Wolfsburger Allgemeinen Zeitung" angekündigt, dass der Autobauer auch Anfang 2015 wieder Hunderte Leiharbeiter in die Stammbelegschaft übernehmen werde - trotz eines jüngst aufgelegten milliardenschweren Sparprogramms. Osterloh warnte aber, die Übernahmepraxis sei kein Selbstläufer. (dpa)

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