VW-Aufsichtsräte: Piech nicht mehr tragbar

Chefkontrolleur unter Druck

VW-Aufsichtsräte: Piech nicht mehr tragbar
Ferdinand Piech gerät anscheinend unter Druck. © dpa

Nach einem Bericht des Spiegel soll der Druck auf VW-Chefkontrolleur Ferdinand Piëch wachsen. Er sei nicht mehr tragbar, hätten Mitglieder des Aufsichtsrates gesagt.

Im Machtkampf bei Volkswagen gerät nach einem «Spiegel»-Bericht VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch unter Druck. Er sei als Aufsichtsratsvorsitzender des VW-Konzerns nicht mehr tragbar, sagten mehrere Mitglieder des 20-köpfigen Kontrollgremiums, wie der «Spiegel» am Freitag berichtete.

Am Donnerstag hatten die Deutsche Presse-Agentur, der NDR und die «Welt» übereinstimmendend berichtet, Piëch versuche, die Ablösung von Vorstandschef Martin Winterkorn noch vor der VW-Hauptversammlung am 5. Mai zu betreiben. Piëch hatte dies dementiert und erklärte: «Ich betreibe die Ablösung von Martin Winterkorn nicht.»

Piech rückte von Winterkorn ab

Vor zwei Wochen war Piëch öffentlich von Winterkorn (67) abgerückt. Nach dpa-Informationen trafen sich am Mittwoch auf Drängen Piëchs die Eigentümerfamilien Piëch und Porsche in Stuttgart. Dort soll Piëch (78) um Unterstützung für seinen Plan geworben haben, Porsche-Chef Matthias Müller oder Skoda-Chef Winfried Vahland als Nachfolger von Winterkorn durchzusetzen.

Laut «Spiegel» hat Piëch nach Informationen aus dem Konzern bereits Anfang dieser Woche Porsche-Chef Müller gebeten, sich für einen Wechsel auf die Position des Vorstandsvorsitzenden bereit zu halten. Alt-Kanzler Gerhard Schröder hatte zu Wochenbeginn Piëch den Rücken gestärkt. «Das Unternehmen braucht weiterhin seine Expertise, seine Kontakte und seinen strategischen Fähigkeiten», so hatte Schröder gesagt, der als ehemaliger Ministerpräsident von Niedersachsen selbst im VW-Aufsichtsrat saß.

Massiver Vertrauensverlust befürchtet

Derweil warnen Vertreter von Aktionären mit Blick auf die nahende Hauptversammlung vor einem massiven Vertrauensverlust, sollte das Ringen der mächtigen Manager hinter den Kulissen länger weitergehen. Der insgesamt noch erfolgsverwöhnte Autobauer müsse aufpassen, sein Kapital bei kleineren Aktionären, aber auch bei vielen Beschäftigten nicht zu verspielen, sagte DSW-Präsident Hocker: "Es ist ja klar, dass nun nicht nur 600 000 Mitarbeiter erst einmal den Atem anhalten. Natürlich sieht man eine Verunsicherung."

Hocker kritisierte, dass gegen Winterkorn vorgebrachte Kritikpunkte wie die Renditeschwäche der Kernmarke VW oder die schleppende Entwicklung in den USA und beim Projekt Billigauto längst bekannte Baustellen seien: "Das ist nichts Neues." Piëch müsse seine Motive für die Attacke auf Winterkorn daher dringend offenlegen. "Nur mit sechs Worten der Indiskretion ist es nicht getan", meinte Hocker mit Blick auf die Interview-Aussage des Aufsichtsratschefs. Die entstandene Unsicherheit spiegele sich auch in der Entwicklung der VW-Vorzugsaktie wider, deren Kurs seither an Wert eingebüßt habe.

Auch aus Sicht des Branchenexperten Stefan Bratzel sollte der Streit um die Führung bei VW zügig beendet werden. "Der VW-Konzern kann sich einen Machtkampf nicht lange leisten, wenn man nicht im Wettbewerb zurückfallen möchte", sagte Bratzel, Leiter des Center of Automotive Management in Bergisch Gladbach, der dpa. Volkswagen habe in den vergangenen zehn Jahren eine enorme Leistungsstärke entwickelt und stehe im Branchenvergleich trotz einiger Schwachpunkte derzeit noch sehr gut da. "Durch den Machtkampf werden die enormen Erfolge des einstmaligen Duos Winterkorn und Piëch ein Stück weit diskreditiert."

VW müsse sich nun wieder vollständig auf die drängenden inhaltlichen Aufgaben und Probleme konzentrieren. Möglichst bald sei eine Klärung der Frage nötig, wer den Konzern in die "20er-Jahre" führen werde, in denen viele Herausforderungen rund um Vernetzung des Autos, autonomes Fahren, alternative Antriebe und neue Geschäftsmodelle warteten.(AG/dpa)

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