VW Jetta: Die Rückkehr des Ungeliebten

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VW Jetta: Die Rückkehr des Ungeliebten
Der VW Jetta ist gebraucht ein günstiger Tipp. © VW

Der VW Jetta geht in die sechste Modellgeneration. Die im heimischen Wolfsburg nicht gerade geliebte Stufenhecklimousine genießt nicht von ungefähr Anerkennung weit weg von der Heimat.

Von Thomas Flehmer

Wie Jetta? Den gibt es noch?, wird sich so mancher fragen. Ab dem 21. Januar wird es ihn wieder geben, den Jetta, der schon fast zehn Millionen Mal verkauft wurde, aber gerade in Deutschland ein Schattendasein führte. „Der erste Jetta war ein Golf mit Kofferraum“, sagt Ulrich Hackenberg, „ und er war auch nie so richtig beliebt“, so der VW-Vertriebsvorstand weiter, um nach einer kurzen Pause noch „bei den Designern“ hinzuzufügen. Die kurze Pause hat ausgereicht, deutlich zu machen, dass die Stufenhecklimousine, die in der vierten Generation nicht Jetta, sondern Bora und Vento genannt wurde, nicht nur bei den Designern nicht gerade zum Vorzeigeobjekt taugte. „So richtig Freude kam nie hoch“, sagt deshalb auch Hackenberg.

Schwerer Stand für Stufenhecklimousinen

Der Grund liegt auch daran, dass das Segment der Stufenhecklimousinen in Deutschland ebenfalls ein Nischendasein führt, in Süd- und Osteuropa aber recht beliebt ist – und in den USA sehr erfolgreich verkauft wird. Nicht umsonst werden 50 Prozent und mehr aller Verkäufe in den Staaten abgewickelt werden. Kein Wunder, dass der in Mexiko produzierte Jetta dem gerade in Detroit vorgestellten und für die USA gefertigten neuen Passat als um 20 Zentimeter verkleinerte Ausgabe daherkommt. Somit war der Sprung zur Eigenständigkeit, den der ehemalige Kofferraum-Golf bisher noch nie genießen konnte, gar nicht so groß.

Zwar hat auch der um neun Zentimeter auf 4,64 Meter gewachsene Jetta die neue DNA-Sprache, die mit dem Golf VI vor knapp zweieinhalb Jahren begründet wurde, erhalten. Der schmale Kühlergrill geht fließend in die Scheinwerfer über. Doch anschließend kann der Jetta dank einer neuen Linienführung mit Schulter- und Schwellenlinien ganz selbstständig auftreten.

Von Markt zu Markt verschieden

500 Liter passen in den VW Jetta VW

Und auch innerhalb der Baureihe gibt es Unterschiede. So wurden die Modelle für Europa hochwertiger in Richtung Komfort konzipiert als es in den USA der Fall ist. Und auch für andere Märkte wird es Veränderungen geben, schließlich soll der Jetta als Weltauto fungieren, dass in nicht allzu ferner Zukunft auch in China produziert werden wird. Den Charme eines Fahrzeuges für die nicht mehr ganz so junge Generation hat aber auch die neue Generation nicht verloren.

Doch das muss nicht unbedingt ein Nachteil sein für diejenigen, denen ein Golf zu klein und ein Passat zu groß ist. Der Lückenfüller strahlt von vornherein Souveränität und Sicherheit aus, nicht die schlechtesten Argumente. Der Innenraum ist dem Golf sehr ähnlich, aber auch recht bequem, Platz ist genug vorhanden. Und ein Kofferraum mit 500 Litern Volumen ist auch nicht zu verachten. Wie bereits bei den abgelösten Generationen ist man immer wieder erstaunt, wie viel Gepäckstücke eine Limousine aufnehmen kann.

Motor mit 200 PS folgt

Ähnlichkeiten mit dem VW Golf Interieur sind auch beim VW Jetta nicht von der Hand zu weisen VW

Passend zum Sicherheitsstil passen auch die bekannten Motoren zum neuen Modell. Mit dem 1.2 TSI mit 77 kW/105 PS verbunden mit der BlueMotion Technology stehen mit 5,3 Litern Super Werte zu Buche, die weitere Anreize schaffen. Sicher, damit fällt die Sportlichkeit unter den Tisch, aber 10,3 Sekunden für den Sprint sowie eine Höchstgeschwindigkeit von 190 km/h reichen vollkommen aus. Zumal das Fahrwerk, Lenkung und die sechs Gänge ein traditionell gutes Zusammenspiel beherrschen, damit die Insassen nicht klagen können.

Wer dann doch etwas knackiger vom Fleck kommen möchte, entscheidet sich für den 1.6 TDI BlueMotion Technology mit dem Siebengang-DSG. Zwar verfügt auch der Commonrail-Diesel nur über die 105 PS, aber das bereits bei 1500 Kurbelwellenumdrehungen zugreifende maximale Drehmoment von 250 Newtonmetern verleiht dem Jetta einen Tick mehr Sportlichkeit, auch wenn der Sprint knapp eineinhalb Sekunden länger dauern soll als beim Benziner. Auf der anderen Seite sollen nur 4,3 Liter Dieselkraftstoff für 100 Kilometer benötigt werden, was einem CO2-Ausstoß von 113 Gramm pro Kilometer entspricht. Ein Zweiliter-Diesel mit 103 kW/140 PS rundet das Programm ab, später soll dem Jetta dann noch ein Benziner mit 200 PS spendiert werden. Anfang 2012 folgt dann – zunächst in Nordamerika ein Full-Hybrid mit einem 110 kW/150 PS starken 1.4 TSI und einem 20 kW starken Elektromotor.

Gewaltiger Sprung zum Diesel

Der VW Jetta hat einen schweren Stand VW

Ob es dem Jetta gelingt das Stufenheck-Segment in hiesigen Regionen neu zu beleben, wird natürlich auch der Preis regeln. Die Basisversion mit dem 1.2 TSI beginnt bei 20.900 Euro, die BlueMotion Technology mit Start-Stopp-System kostet 400 Euro extra.

Gewaltig ist der Sprung zum Diesel. Hier müssen mit BlueMotion Technology und dem wunderbaren DSG schon 25.650 Euro investiert werden, ohne DSG sind es 23.475 Euro. Preise, für die auch schon das in diesen Breitengeraden sehr beliebte Kombisegment seine Derivate veräußert. Die Stufenhecklimousine wird es schwer haben, dass Fragen nach dem aktuellen Dasein des Jetta deutlich mit "Ja" beantwortet werden können.

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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