VW Golf GTI „Edition 35“: Wolfsburger Vulkan

25 PS stärker als Golf GTI

VW hat zwischen dem Golf GTI und dem Golf R die „Edition 35“ gepackt. Der Landstraßen-Bolide ist das perfekte Geschenk zum Jubiläum des kompakten Sportlers.

Von Marcel Sommer

Als Mittdreißiger, so heißt es ja eigentlich, ist der Fitness-Zenit bereits überschritten. Das stimmt beim Auto nicht ganz. Der VW Golf GTI feiert in diesem Jahr seinen 35. Geburtstag und lässt es auf der Straße so richtig krachen. 18 kW/25 PS mehr als sein "normaler" GTI-Bruder und ein paar Schönheitsoperationen hier und da - der Golf GTI "Edition 35" ist insgesamt etwas maskuliner geworden.

Geringe Unterschiede zum Golf GTI

Das liegt zum einen an der veränderten Front, die dem Motor noch etwas mehr Luft zum Atmen einräumt und in Verbindung mit seinem neuen Diffusor ein Quäntchen mehr Aggressivität versprüht. Zum anderen an der Geräuschkulisse im Inneren, die jetzt etwas kerniger geworden ist. Den Sounddesignern sei Dank. Die Außenspiegel sind schwarz gehalten und unter ihnen steht in verchromten Ziffern eine kleine "35".

Nach dem ersten Einsteigen in den ab sofort zu erhaltenden Volkswagen stellt der Fahrer sofort fest, dass sich im Vergleich zum Normalo-GTI im Innenraum nur Kleinigkeiten geändert haben. Da wären die Einstiegsleisten und die Sitze, auf denen die Alterszahl prangert. Anschnallgurte, die nun über rote Ränder verfügen und neue Zierleisten auf der Beifahrerseite. Die Stoff-Seriensitze wirken auf den ersten Blick etwas billig, sorgen jedoch auch nach längeren Fahrten für einen sehr guten Seitenhalt und eine ausreichende Beinauflage. Gleiches gilt für die Rückbank im Fond. Hier werden auch großgewachsene Mitfahrer locker verstaut, solange sie sich den Platz nur zu zweit teilen. Selbstverständlich gibt es auch eine Top-Ledersitzausstattung. Der Aufpreis: 1 920 Euro.

In 6,6 Sekunden auf 100 km/h

Die 35 ist in den Sitzen des VW Golf GTI "Edition 35" integriert VW

Beim Anlassen ziehen sich die Mundwinkel des Fahrers bereits in Richtung der Ohren, denn er scheint zu ahnen, dass die nun folgenden Kilometer in Kombination mit den 300 Newtonmetern Drehmoment pure Freude versprechen. Der erste Spurt von null auf Hundert ist nach 6,6 Sekunden bereits Geschichte. Ein Ende der Tempohatz ist erst bei 247 km/h erreicht. Da soll noch einer sagen, die 18 kW/25 Mehr-PS seien nicht zu spüren.

Seine nun 173 kW/235 PS holt sich der mindestens 30.425 Euro teure Wolfsburger dabei aus demselben 2,0 Turbobenzin-Motor, der bereits im 270 PS starken R-Golf arbeitet. Diese direkte Verwandtschaft scheint auch seinen großen Durst zu erklären. Bei sanfter Fahrt, mit braver Befolgung aller Schalthinweise und raschem Hochschalten in den sechsten Gang, schaffen es nur wirkliche Sparfüchsen, einen einstelligen Verbrauchswert zu erzielen.

Nur ein Gang nötig

Die Kurvenhatz im VW Golf GTI "Edition 35" wird im dritten Gang vollzogen VW

Die werksseitig angegebenen acht Liter pro 100 Kilometer werden locker übertroffen. Das Faszinierende ist allerdings dabei, dass bei einer rasanten Kurvenhatz im dritten Gang der Unterschied zur gemütlichen "Oma-Ausfahrt" lediglich knappe drei Liter beträgt.

Interessanterweise scheint das Geburtstagskind bei leistungsangemessenen Landstraßenfahrten sowieso nur einen Gang zu benötigen. Der "Dritte" erfüllt nämlich zwischen 4000 und 7000 Umdrehungen pro Minute, also von Tempo 60 bis 120, jeden noch so spontanen Gasfuß-Wunsch. Für besonders sportliche Fahrer hält der "Edition 35"-GTI noch ein weiteres Feature parat: ein abschaltbares ESP. Auch im absoluten Grenzbereich hält der imaginäre Copilot seinen Bremsfuß still. Erst nach einem aktiven Bremsen des Fahrers stabilisiert das ESP das Fahrzeug wieder, um sich direkt danach wieder zurückzuziehen.

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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