VW Golf Cabrio 2.0 TSI: Offene GTI-Gefühle

Ohne Überrollbügel

VW Golf Cabrio 2.0 TSI: Offene GTI-Gefühle
Im Topmodell des VW Golf Cabrio kann die Sonne genossen werden © VW

VW läutet den Sommer ein. Mit der Topmotorisierung des Golf Cabrio wird der Strand rasant geentert – allerdings erst im kommenden Jahr.

Von Thomas Flehmer

Die fast zehn Jahre andauernde Wartezeit hat ein Ende. Erstmals seit 2002 kommt vom VW Golf wieder ein Cabrio-Ableger auf den Markt. Ab dem 17. Juni steht der offene Kompakte für die Fahrt in den Sommer bereit. Ganze neun Sekunden dauert es, bis das Stoffverdeck die Sonnenstrahlen in das Innere des Golfs hineinlässt – und das sogar bei einer Geschwindigkeit bis Tempo 30 km/h.

Gestreckt statt quadratisch

Im offenen Zustand wird sichtbar, dass etwas fehlt, was die ersten drei Generationen ausgezeichnet hat: Der Überrollbügel ist einem in Millisekunden hochschnellenden Überschlagschutz gewichen. Damit zugleich verschwunden ist auch der Spitzname "Erdbeerkörbchen", der den Vorgängern verliehen wurde.

Doch waren die Vorgänger auch kürzer und sahen quadratischer aus, sodass der Überrollbügel als Henkel diese Ansichten forcierte. Das aktuelle Modell ist auf 4,25 Meter verteilt und sieht eher gestreckt als quadratisch aus.

Adé Erdbeerkörbchen

Träumen ist im VW Golf Cabrio erlaubt VW

Im Topmodell, dem 2.0 TSI mit 155 kW/210 PS werden die Assoziationen an die Frühlingsfrucht sehr schnell von dem sanften Röhren des Auspuffs weggeblasen. Schneller als das Dach geöffnet werden kann, hat das Cabrio, das sich nur durch einen anderen Sound vom geschlossenen GTI unterscheidet, dank einem maximalem Drehmoment von 280 Newtonmetern in einem großen Drehzahlband zwischen 1700 und 5200 Umdrehungen pro Minute innerhalb von 7,3 Sekunden die 100 km/h-Marke passiert, was mit einem kurzen Blubbern beim Schalten des Sechsgang-DSG quittiert wird.

Wer es besonders sportlich haben möchte, wählt für den Spurt den sportlichen "S-Mode", bei der die Doppelkupplung bei etwa 60 km/h fix in den zweiten und 30 km/h später in den dritten Gang schaltet. Adé Erdbeerkörbchen.

Exzellentes Fahrwerk

Gewohnt übersichtlich geht es auch im VW Golf Cabrio zu VW

Das Wechselspiel zwischen dem zweiten und dritten Gang setzt sich bei der Serpentinenfahrt fort, bei der das exzellente Fahrwerk seine Vorzüge ausspielt. Sehr sportlich können die Kurven ohne große Wankbewegungen genommen werden, die Fahrfreude im immerhin 1,5 Tonnen schweren Cabrios wächst von Kurve zu Kurve an. Für die Passagiere auf den hinteren Plätzen ist die Kurvenhatz nicht ganz so bekommend.

Hier könnte zum einen irgendwann der Griff zur Tüte anstehen, zum anderen sind die Windverwirbelungen, die dank der Frontscheibe über die vorderen Insassen hinwegziehen, ebenso wie auf Autobahn doch sehr groß. Besonders dann, wenn auf der Schnellstraße auch die Höchstgeschwindigkeit von 235 km/h anvisiert wird. Sitzen nur zwei Personen im offenen Kompakten sorgt das Windschott für ungetrübten Cabrio-Genuss ohne Verwirbelungen im Innenraum, der 1:1 vom Golf VI übernommen wurde.



Neun Sekunden bis zum Sommer

Mehr als zwei Personen sollten deshalb zumindest eine längere Fahrt nicht unternehmen. Denn aufgrund der Cabrio-Situation nimmt das Faltdach im Heckbereich viel Platz ein und dem Kofferraum weg. Wer die Kofferraumklappe niedlich nennt, liegt damit nicht ganz falsch, auch die Öffnung ist recht beengt ausgefallen. Zwei Trolleys samt Taschen haben aber allemal Platz. Aber das ist halt der Preis für den offenen Genuss.

Dieser geht mächtig ins Geld. Den 30.695 Euro für den Erwerb des 2.0 TSI mit 210 PS folgen je nach Gusto noch einige aufpreispflichtige Extras. Im Alltagsgebrauch kommt dann der Verbrauch hinzu, den VW mit 7,5 Litern angibt. Vergessen Sie diese Angabe, aufgrund der Fahrfreude wird auch der Tankwart später nicht aus dem Grinsen herauskommen. Ein Stopp-Start-System, das in etwaigen Staus oder im Stadtverkehr den Verbrauch ein wenig senkt, ist nicht an Bord. Doch nach spätestens neun Sekunden nach dem Einsteigen sind diese Gedanken verschwunden und der Sommer angekommen - beim Topmodell allerdings erst im nächsten Jahr. Die Vorfreude ist jetzt aber schon vorhanden - und zwar nicht nur im kleinem Maße.

Bilderschau vom VW Golf Cabrio

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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