Grünes Image mit dem VW Golf Bluemotion

3,8 Liter auf 100 Kilometern

Der VW Golf Bluemotion ist ein echter Sparmeister. Vorausgesetzt man geht entsprechend mit dem „Blauen“ von VW um.

Von Sabine Stahl

Umweltfreundlichkeit im Automobil ist nicht Grün, sondern Blau. Das gilt zumindest für die Hersteller VW und Mercedes mit ihren Öko-Logos "Bluemotion" und "Blue Efficiency". Der "blaue" Golf ist bereits in der zweiten Generation auf der Straße und verhilft Volkswagen zu einem grüneren Image. Dank sparsamem Dieselmotor und zahlreichen Maßnahmen am Motor und Karosserie schluckt der Golf Bluemotion auf dem Rollenprüfstand 3,8 Liter Kraftstoff. Preis: 21.850 Euro.

1025 Euro Aufpreis

Das gesamte Sparpaket kostet gegenüber der Einstiegs-Dieselversion des Serien-Golfs einen Aufpreis von 1025 Euro. Dafür bekommt der Kunde unter anderem eine Start-Stopp-Automatik, ein System zur Bremskraftrückgewinnung und eine verbesserte Aerodynamik durch Feinarbeit an der Karosserie. Des weiteren sind ein tiefer gelegtes Fahrwerk sowie Spritsparreifen an Bord. Durch all diese Mühen reduziert sich der Verbrauch des Kompakten um 0,7 Liter Diesel je 100 Kilometer, der CO2-Wert sinkt um 20 Gramm auf 99 Gramm.

Bei Erprobungsfahrten unter realen Bedingungen wird jedoch schnell klar, dass für das Erreichen der anvisierten 3,8 Liter noch ein weiterer Sparfaktor nötig ist: der Fahrer. Bei "normaler" Fahrweise zeigt der Bordcomputer im Praxistest rund 4,6 Liter an. Wer sich jedoch an alle Spritspar-Fahrtricks inklusive frühem Hochschalten und vorausschauendem Fahren hält, kann den vom Hersteller angegebenen Wert von 3,8 Litern Diesel erreichen und hat damit einen der sparsamsten Kompaktklässler mit Verbrennungsmotor in der Garage stehen.

Sechster Gang fehlt

Start-Stop ist beim VW Golf Bluemotion an Bord VW

Doch Sparen und Spaß sind, genau wie im Leben, nur schwer vereinbar. Die lange Getriebeübersetzung sowie das Befolgen der ambitionierten Befehle der Schaltempfehlung sorgen für eine etwas gemächliche Fahrweise mit geruhsamer Beschleunigung. Auf der Autobahn wäre zudem ein sechster Gang wünschenswert, der einerseits den Verbrauch nochmals verringern würde und darüber hinaus dem bei höheren Drehzahlen lauter werdenden Common-Rail-Diesel das Flüstern erleichtern würde.

Davon abgesehen gibt es über den Vierzylinder nichts schlechtes zu berichten. Er schöpft seine Leistung von 77 kW/105 PS aus 1,6 Litern Hubraum und kommt bei niedrigen Drehzahlen äußerst leise daher. Das Drehmomentmaximum von 250 Nm liegt ab 1500 U/min an. Und wer den Golf bis zum Äußersten treiben möchte, kann bis zu 189 km/h schnell fahren, kann sich dann aber auch von einem Vorzeige-Verbrauchswert verabschieden.

Amortisierung nach 117.000 Kilometern

Der VW Golf Bluemotion ist ein grüner Imageträger VW

Der Golf Bluemotion ist ein Imageträger sowohl für den Hersteller als auch für den Halter. Dennoch geizt der Fronttriebler mit optischen Verweisen auf seine grüne Absichten. Nur wer genau hinschaut, erkennt den Bluemotion bereits aus einer Entfernung, aus der der "ökologische" Schriftzug an Front und Heck noch nicht lesbar ist. So ist beispielsweise der Lufteinlass komplett in Schwarz gehalten, eine Schwellerverbreiterung sorgt für einen kräftigen Auftritt und dank des in Wagenfarbe lackierten Dachkantenspoilers wirkt der blaue Golf sogar etwas sportlich.

Der VW Golf Bluemotion zieht alle Register, um ein Sparmeister zu sein. Diese Anstrengungen gibt es natürlich nicht umsonst. Rechnet man den Aufpreis in Benzin um, dann würde sich dieser bei einer Ersparnis von 0,7 Litern je 100 Kilometern und einem Dieselliterpreis von 1,25 Euro erst nach über 117.000 Kilometern wieder amortisiert haben. Doch beim Blaumann unter den Golfs geht es nicht nur um Geld, sondern viel mehr um ideelle Werte. Und die sind in Geld nicht aufzuwiegen. (mid)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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