VW Crafter auf Aufholjagd

Mit sparsameren Motoren

VW Crafter auf Aufholjagd
Der neue VW Crafter soll den Abstand zum Mercedes Sprinter verringern © AG/Flehmer

Auf dem neuen VW Crafter liegen hohen Erwartungen. Das variable Nutzfahrzeug soll mit sparsameren Motoren und Verbräuchen im Segment sowohl in Deutschland als auch in Europa Plätze gut machen und den gewaltigen Abstand zum Mercedes Sprinter verkürzen.

Von Thomas Flehmer

Die erste Million ist immer die Schwerste. Nach knapp 200.000 Verkäufen in fünf Jahren hat der VW Crafter gemeinsam mit seinen beiden legendären Vorgängern LT 1 und LT2, die seit 1975 das Segment der Nutzfahrzeuge von VW bestimmten, den siebenstelligen Bereich gemeistert. "Wir wollen aber keine 35 Jahre auf die nächste Million warten", sagt Klaus-Dieter Schürmann, Finanzvorstand von VW-Nutzfahrzeuge. Auf dem neu geschmiedeten Lastenesel der VW-Tochtermarke ruhen deshalb gewaltige Erwartungen.

Bis zu 2200 Euro Einsparung per Anno

In Deutschland wird Rang zwei hinter dem allmächtigen Mercedes Sprinter angepeilt und somit ein Platzwechsel mit dem Fiat Ducato. In Europa soll vom sechsten Platz aus das Podium auf dem Bronzerang eingenommen werden. Besonders die beiden zur Verfügung stehenden Dieselmotoren in insgesamt vier Leistungsvarianten sollen demnächst den Mitbewerbern Kunden streitig machen.

"Bis zu 25 Prozent weniger Verbrauch", sagt Schürmann und macht damit dem Klientel, das jeden Cent nicht nur zwei Mal umdreht, bevor er ausgegeben wird, Appetit. Eine jährliche Einsparung von bis zu 2200 Euro verspricht der Vorstand – sicherlich ein Argument, das so manche Wechselgedanken von Gewerbetreibenden oder Flottenmanagern beflügeln wird.

Knapp zwei Liter Ersparnis

Das Volumenmodell des VW Crafter wird 136 PS haben AG/Flehmer

Möglich machen die Verbrauchsreduzierung die Maßnahmen, die VW im Rahmen von Bluemotion Technology vornimmt. Neben dem Stopp-Start-System kommen die Rekuperation, also die Energierückgewinnung beim Schubbetrieb sowie eine Geschwindigkeitsregelanlage und eine länger übersetzte Hinterachse zum Einsatz.

Im angepeilten Volumenmodell, dem 2,0 Liter großen Vierzylinder TDI mit 100 kW/136 PS verzeichnet VW einen Verbrauch von 7,9 Litern. Der schwerere Grauguss-Fünfzylinder im Vorgängermodell schluckte noch 9,8 Liter.

Schneller Gangwechsel möglich

Der VW Crafter ist auch als Personentransporter oder Pritschenwagen erhältlich VW Nutzfahrzeuge

Dabei präsentiert sich der in 25 Varianten bereitstehende Crafter mit mittlerem Radstand und Normaldach und seinen 5,91 Metern von Front bis Heck recht agil. Die 340 Newtonmeter stehen zwischen 1575 und 2250 Umdrehungen pro Minute bereit und das macht sich bemerkbar. Der Kastenwagen mit einem zulässigen Gesamtgewicht über 3500 Kilogramm und einem Leergewicht zwischen zwei und 2,5 Tonnen kommt schnell aus dem Knick.

Die sechs Gänge lassen sich gut einlegen und greifen schnell. Bei Tempo 70 kann je nach Straßenlage und Verkehrsaufkommen schon langsam der letzte Gang eingeschoben werden. Dann brummt der Vierzylinder zwar erst noch ein wenig, zeigt sich aber gutmütig und willig, die Fahrt in Richtung der Höchstgeschwindigkeit von 156 Stundenkilometern fortzusetzen.

Alltagswerte statt Optik

Der Innenraum des VW Crafter wirkt noch recht steril VW Nutzfahrzeuge

Im Innenraum kommen die Motorengeräusche zwar gut vernehmlich an, stören aber nicht die Nutzfahrzeugatmosphäre. Die verwendeten Plastiken und Sitze liegen im Gegensatz zum ebenfalls zur Nutzfahrzeugsparte zählenden Caddy eine Stufe tiefer. Dafür wurde die Instrumententafel der neuen Unternehmensdesign-Sprache ebenso angepasst wie die Front. Während im Innern die optischen Veränderungen deutlich sichtbar sind, bleiben die Veränderungen am weiterhin wuchtigen Kühlergrill und Scheinwerfern auch aus finanziellen Gründen Stückwerk.

Doch egal, beim Crafter zählen die günstigen Alltagswerte mehr als die Optik. So wurden neben dem Verbrauch, dem Leergewicht auch die Servicekosten gesenkt. Zu Beginn der Markteinführung Ende Juni verspricht VW zudem noch beim Abschluss einer Zweijahres-Garantie ein kostenloses drittes Garantiejahr bis zu einer Laufleistung von 250.000 Kilometern. Denn hauptsächlich über den Preis und die Kosten lässt sich die zweite Million schneller schaffen.

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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