VW Beetle: Neuerfindung des Ur-Käfers

Marktstart im Oktober

Der Käfer ist das Herz der Marke VW. Nun schicken die Wolfsburger ab Oktober den neuen Beetle zu ihren Händlern. Was die Neuauflage der Ikone kann, zeigt unser Test mit dem 2.0 TSI.

Von Frank Mertens

Der Chef ließ es sich nicht nehmen, selbst zur Präsentation des VW Beetle nach Berlin zu kommen. Schließlich wurde in der Hauptstadt nicht irgendein Auto vorgestellt, sondern der Nachfolger des Ur-Käfers. Das Auto also, das wie kein anderes für die Marke Volkswagen steht.

Mit fast 22 Millionen verkauften Exemplaren gehört das 1938 erstmals auf den Markt gekommene Modell zu den drei erfolgreichsten Autos aller Zeiten. Und der neue Beetle "steht in der legendären Tradition des Käfers, einer Ikone, eines weltweiten Sympathieträgers", sagte VW-Boss Martin Winterkorn. Der VW Beetle werde vor allem in den USA ein weiterer und wichtiger Baustein für die Wachstumsoffensive der Wolfsburger sein, fügte Winterkorn hinzu. Er erwartet, dass mit 50 Prozent der Verkäufe die USA der Topmarkt für den Beetle bleibt, dahinter komme dann aber schon der Boommarkt China.

Das Orginal neu erfinden

Und was ist mit Europa? Hier lief der Absatz des 1998 auf den Markt gekommenen New Beetle bislang eher bescheiden, doch das soll jetzt (natürlich) anders werden. Mit seiner neuen Form, seinem maskulinen Auftritt, soll der Beetle neue Zielgruppen auch in Europa ansprechen. Damit das gelingt, stand das Team um Chefdesigner Klaus Bischoff vor der schlichten Aufgabe, das Original neu zu erfinden.

Das Cockpit des neuen VW Beetle VW

Entsprechend verwundert es nicht, dass sich die Designer am Ur-Käfer orientiert haben, sich für eine flachere Seitenlinie mit weniger Rundungen entschieden haben. "Für uns galt es, die Tugenden des Käfers in die Neuzeit zu übertragen", sagt Klaus Bischoff. Ob die flache Seitenlinie gelungen ist, bleibt wie vieles im Leben Geschmackssache, auch beim neuen Beetle. Den einen gefällt die Silhouette, die anderen empfinden sie als arg gedrungen.

Doch ein neues Auto darf auch anecken, muss polarisieren. Denn Kult alleine macht noch kein gutes Auto, wie VW-Chefentwickler Ulrich Hackenberg treffend feststellte. Doch ist der neue Beetle nun ein gutes Auto geworden? Ja, das kann man sagen.

Topmotor mit 200 PS

Der Neue braucht sich nicht zu verstecken, vor allem dann nicht, wenn er mit dem 2.0 TSI-Motor mit 200 PS unterwegs ist, dem bisherigen Topaggregat im Angebot, das zugleich auch über einen Heckspoiler verfügt. Der Vierzylinder-Turbomotor verrichtet auch im Golf-GTI seine Arbeit und stellt ein maximales Drehmoment von satten 280 Newtonmetern zur Verfügung. Damit beschleunigt der 4,28 Meter langen Beetle in recht flotten 7,5 Sekunden auf Tempo 100. Seine Spitzengeschwindigkeit endet bei 223 km/h. Seine Kraft entfaltet der Beetle dabei dank des tadellos funktionierenden Sechsgang-DSG ausgesprochen souverän.

Die Seitenline des VW Beetle VW

Genauso wenig zu beanstanden ist die direkt ansprechende Lenkung, die dem Fahrer eine gute Rückmeldung gibt. Als Durchschnitts-Verbrauch stellt VW für seine Topmotorisierung 7,7 Liter in Aussicht, was einem CO2-Ausstoß von 179 Gramm pro Kilometer entspricht. Diese Verbrauchsangabe ist aber nur dann zu halten, wenn man denn seinen Gasfuß im Zaum hält, ansonsten werden es fast zehn Liter. Die Topvariante steht übrigens mit 27.100 Euro in der Preisliste – von einem Volkswagen – wie einst dem Ur-Käfer – kann damit also längst keine Rede mehr sein. Ob den Kunden der Retro-Touch soviel Geld wert ist, wird sich weisen müssen.

Basiskäfer ab rund 17.000 Euro

Doch es geht auch günstiger. Der Einstieg in die Beetle-Welt beginnt mit dem 1.2 TSI mit 105 PS bei 16.950 Euro. Kurz nach dem Marktstart soll es auch einen 2.0 TDI mit 140 PS und einen 1.6 TDI mit 105 PS geben. Der kleine Diesel, dann ausgestattet mit BlueMotion Technologies, soll gerade einmal 4,3 Liter verbrauchen. Start-Stopp gibt es bislang leider nicht im Angebot, es soll aber folgen.

Das Heck des VW Beetle VW

Gibt es nichts, was im Beetle stört? Doch, natürlich. Da ist zunächst einmal der zu geringe Platz im Fond. Dort können Großgewachsene nur mit Qualen sitzen, diese beiden Sitze bleiben dann doch eher Kindern vorbehalten. Daneben würde man sich auch über mehr Ablageflächen freuen. Zugleich sind die vorhandenen Abblagen in den Türen doch arg schmal ausgefallen. Die Instrumente sind sachlich gestaltet, entsprechend intuitiv zu bedienen – so wie man es auch aus anderen VW-Modellen kennt. Gerade in so einem kultigen Wagen wie dem Beetle hätte man sich über etwas mehr Pepp gefreut.

Eine Nettigkeit hat VW für Nostalgiker parat. Sie können sich – gegen einen Aufpreis von 49 Euro – den landestypischen Spitznamen ihres Gefährts aufs Hinterteil setzen lassen. Da kann dann je nach Land und Geschmack entweder Käfer, Beetle, Vocho, Coccinelle, Fusca, Maggiolino oder einfach nur Volkswagen zu lesen sein.

Bilderschau VW Beetle


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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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