Mit einem Ausblick auf seinen Oberklasse-Anspruch in einer vernetzten Autowelt stellt Volvo in Frankfurt auf der IAA seine Studie „Concept You“ vor. Besonders profitabel war Volvo nie, jetzt aber ist Apple der Maßstab.
Von Markus Henrichs
Einen Ausblick auf das kommende Flaggschiff möchte Volvo mit seiner auf der IAA (bis 25. September) vorgestellten Studie "Concept You" geben. Optisch knüpft die große Limousine mit ihren dynamisch gezeichneten Schrägheckformen an das in Schanghai gezeigten Studie "Concept Universe" an. Die Verwendung von edlen Naturmaterialien wie der mit einem handgeknüpften Wollteppich belegte Holzfußboden sollen Wohlfühlfaktor vermitteln. Im Mittelpunkt steht aber die in den Volvo-Modellen von morgen zum Einsatz kommende Infotainment-Technik.
Ohne Knöpfe
Intuition ist Trumpf, wenn es nach den schwedischen Entwicklern geht. Möglich machen soll dies die sogenannte "Smart-Pad-Technik". Statt wie bisher an vielen kleinen Knöpfchen herumspielen zu müssen, soll sich der Autofahrer auf Anhieb zurecht finden. Denn statt zu "fummeln", wird im zukünftigen Volvo "getoucht": an einem Bildschirm am oberen Bereich der Mittelkonsole sowie einem weiteren zwischen den beiden Einzelsitzen im Fond.
Bedienung auf Blickkontakt
Der Touchscreen an der Mittelkonsole beispielsweise wird erst dann aktiv, wenn der Fahrer den Blick auf ihn richtet. Ansonsten verbleibt er im Ruhemodus. Eine für die Insassen nicht sichtbare Infrarot-Kamera erkennt dies anhand der Augenbewegungen des Fahrers. Auch kann das System identifizieren, ob Fahrer oder Beifahrer sich ihm zuwenden. Bestimmte Funktionen, wie der Internetzugang, können unterwegs nur vom Beifahrer aktiviert werden. Das System erkennt automatisch, wer es gerade bedient", sagt Volvo-Designer Peter Horbury.
Sein Chef Stefan Jacoby dürfte das Interesse der IAA-Besucher mit Wohlwollen sehen. Seit seiner Amtsübernahme vor gut einem Jahr hat der ehemalige VW-Manager immer wieder betont, Volvo müsse der „Apple unter den Autoherstellern“ werden.
Vernetzte Autowelt
Auch eine aktuelle, anlässlich der IAA vorgestellte Studie der Unternehmensberatung Oliver Wyman sieht in der Fahrzeugvernetzung die Zukunft. Die Verfasser rechnen damit, dass bis 2016 rund 80 Prozent aller weltweit verkauften Autos vernetzt sein werden. Die Zahl der Autofahrer in Westeuropa, die mit vernetzten Autos unterwegs sind, soll laut den Verfassern der Studie von aktuell 6,4 Millionen auf dann 48 Millionen anwachsen.
Autofahrer können im täglichen Fahrbetrieb von intelligent vernetzten Autos auf vielfältige Weise profitieren. Dazu gehören beispielswiese schnelle Hilfe bei Unfällen über ein automatisches Notrufsystem, rasche Fahrzeugortung im Fall eines Diebstahls oder Hilfe bei der Parkplatzsuche.
Tatsache sei jedenfalls, so die Bilanz von Matthias Bentenrieder, Automobilexperte in Reihen der Unternehmensberatung, dass "in den kommenden fünf Jahren rund um das vernetzte Fahrzeug die Post abgeht". (mid)