Volvos langer Weg zum Elektroauto

Volvo C30 Drive Electric

Noch sind die Ansprüche unerfüllbar. Aber der schwedische Hersteller Volvo hat klare Vorstellungen, wann er Alltag und Elektroauto zusammen führt.

Von Markus Heinrichs

Anders als Volumenhersteller wie Ford oder Audi überspringt Volvo bei seinem jüngsten "Null-Emissions-Projekt" den Zwischenschritt mit den Hybridmodellen. Und legt mit dem C30 Drive Electrice in reines Elektroauto nach. Oberste Prämisse: In Sachen Sicherheit,Platzangebot und Fahrkomfort soll es dem Kompaktklässler mit Verbrennungsmotor in nichts nachstehen. Tut das E-Mobil auch nicht. Denn zumindest auf den ersten Blick gleicht der elektrisch angetriebene C30 seinem konventionell motorisierten Bruder wie ein Ei dem anderen. Abmessungen und äußere Erscheinung sind identisch,von der dezent im Kühlergrill versteckten Lade-Schnittstelle für das Aufladen an der heimische Steckdose sowie speziellen Rundinstrumenten wieder Ladestands- und Reichweitenanzeige einmal abgesehen.

300 Kilogramm schwerer

Das ausgerechnet der Kompaktklässler den Grundstein für den Aufbruch in die abgasfreie Mobilität legen soll, kommt nicht von ungefähr: Mit einem Gesamtgewicht von regulär rund 1.300 Kilogramm ist der C30 das leichteste Fahrzeug in der aktuellen Produktpalette. In der E-Version, die rund 300 Kilogramm mehr auf die Waage bringt, gibt es also vergleichsweise wenig Masse, die vom 82 kW/111 PS leistenden Elektromotor bewegt werden will. Zugleich ist der C30 ein am Markt etabliertes und bei der Volvo-Klientel beliebtes Modell. Die Fahrleistungen jedenfalls überzeugen jetzt schon.

Gewöhnungsbedürftiger "D"-Modus

Ein Ladevorgang des Volvo C30 Drive Electrik dauert bis zu acht Stunden Volvo

Die crashsicher außerhalb der Hauptverformungszonen unter dem Fahrzeugboden verbauten 24 kWh speichernden Lithium-Ionen-Akkus beschleunigen die zur Testfahrtbereitstehende Vorserienversion in beachtlichen 10,5 Sekunden von null auf 100 km/h, die Höchstgeschwindigkeit beträgt 130 km/h. Bei optimalen Wetterbedingungen soll eine Reichweite von 150 Kilometern machbar sein. In der Endfassung des schwedischen E-Mobils werden vier Automatik-Fahrstufen zur Verfügung stehen, von denen zwei für Vortrieb sorgen. Gewöhnungsbedürftig: Nimmt man im "D"-Modus den Fuß vom Gas, bremst der zur Energierückgewinnung eingesetzte Generator die Fahrt wie eine Motorbremse herunter. Wird dagegen "H" wie "Highway"-Betrieb vorgegeben, "segelt" das Auto ohne spürbaren Widerstand, aber auch ohne Extra-Energieschub über die Fahrbahn.

Klare Preisvorstellungen

Der Volvo C30 Drive Electric Volvo

Und wie bei Fahrzeugen dieser Antriebsart üblich, sieht man auch dieses Modell, bevor man es hört. Stumme Zeugen dafür sind die verdutzten Gesichter vor der Windschutzscheibe vorbeiflanierender Fußgänger. Ein Manko sind bei Elektroautos stets die Preise. Doch nach Willen der Preisgestalter in der Göteborger Zentrale soll kein Mensch für das E-Fahrzeug mehr bezahlen als für vergleichbare, konventionell angetriebene Autos. Im Falle des C30 mit Verbrennungsmotor beginnt der Preis bei 19.900 Euro. Angesichts der horrend teuren Speichertechnik dürfte das derzeit allerdings noch ein reichlich unrealistischer Einstiegspreis in die Welt der E-Mobilität sein. Das weiß man auch bei Volvo. Folglich haben sie sich entschlossen, Privatleuten ihren Elektro-C30 gar nicht erst zum Kauf anzubieten. Stattdessen sollen ihn zunächst Firmenkunden für drei Jahre leasen können. Im zweiten Quartal 2011 soll die Kleinserienproduktion für eine Testflotte von zunächst 1 000 Fahrzeugen anlaufen.

Erschwingliche Preise ab 2020

Die in dieser Zeitgesammelten Erfahrungen sollen einfließen in die Entwicklung einer neuen Generation von ausdauernden und bis zu 75 Prozent günstigeren Energiespeichern. Diese, so der Plan von Volvos Produktmanagern, könnten dann ab 2020 leistungsstärkere Elektroautos endlich zu erschwinglichen Preisen unters "fahrende Volk" bringen. Klingt unrealistisch? Vielleicht ist es das auch. Aber auch im hohen Norden wird man ja wohl noch träumen dürfen. (mid)

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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