Verbrauchsangaben der Hersteller ein Drittel zu niedrig

Studie des International Council on Clean Transportation

Verbrauchsangaben der Hersteller ein Drittel zu niedrig
Die Spritpreise sind gesunken. © dpa

Die Verbrauchsangaben der Autobauer haben nichts mit der Realität zu tun. Im Schnitt weichen sie um ein Drittel von der Realität ab, so eine Studie des International Council on Clean Transportation.

Viele Autos verbrauchen einer Studie zufolge mehr Sprit, als die Hersteller angeben. Der tatsächliche Spritverbrauch vieler Autos liegt im Schnitt um ein Drittel höher, wie eine am Sonntag veröffentlichte Untersuchung des International Council on Clean Transportation (ICCT) ergab. Die Kluft zwischen dem offiziellen und dem realen Verbrauch sei so groß wie noch nie, heißt es darin weiter. Noch vor zehn Jahren habe sie bei etwa 10 Prozent gelegen. Den Autoren zufolge muss ein durchschnittlicher Autofahrer deswegen Mehrkosten für Kraftstoff von rund 450 Euro pro Jahr verkraften.

Verbrauch wird nach NEFZ ermittelt

Der Verband der Automobilindustrie (VDA) verwies auf die anerkannten Testverfahren und erinnerte zudem an die Unterschiede zwischen Kraftstoffverbrauch unter Laborbedingungen und dem Verbrauch im realen Straßenverkehr. Der tatsächliche Verbrauch können dadurch sowohl über als auch unter dem Normverbrauch liegen. Derzeit werden mit Hilfe des "Neuen Europäischen Fahrzeugtests" (NEFZ) die CO2-Verbräuche der Fahrzeugflotten gemessen. Das EU-Parlament will aber 2017 ein weltweit vergleichbares Testverfahren einführen. "Die neue Testprozedur wird eine Reihe der Probleme des heutigen Verfahrens beheben", so Studienautor Peter Mock.

Für die Untersuchung hat der International Council of Clean Transportation (ICCT) nach eigenen Angaben die Daten für mehr als eine halbe Million Fahrzeuge untersucht. "Sämtliche uns vorliegende Datenquellen bestätigen, dass die Lücke zwischen dem von Herstellern veröffentlichten Kraftstoffverbrauch und dem tatsächlich vom Kunden festgestellten Verbrauch seit Jahren zunimmt", so Mock weiter. Diese steigende Diskrepanz erschwere auch das Erreichen künftiger CO2-Ziele.

Mit jedem neuen Modell wird Unterschied größer

Auffällig sei auch, dass mit jeder neu auf den Markt kommenden Fahrzeuggeneration der Unterschied zwischen offiziellem und realem Spritverbrauch in der Regel sprunghaft ansteige. Nach Ansicht des VDA hat der Fahrer selbst den größten Einfluss auf den Verbrauch. Durch vorausschauendes Fahren mit wenig Beschleunigungs- und Bremsphasen könne er den Spritverbrauch sehr gering halten. Weiteren Einfluss hätten Faktoren wie Witterung, Beladung oder auch der Einsatz von Klimaanlage oder Sitzheizung. Im NEFZ seien etwa letztere nicht berücksichtigt, weil nicht alle Wagen eine solche Ausstattung hätten.

Die Grünen-Bundestagsfraktion forderte die Bundesregierung auf, dafür zu sorgen, dass das neue Testverfahren 2017 auch tatsächlich realisiert werde. "Die Tricksereien der Autohersteller beim Spritverbrauch müssen schnellstens ein Ende haben", erklärte der Verkehrsexperte Stephan Kühn am Sonntag. "Verbrauchszahlen müssen der Wahrheit entsprechen und die Bundesregierung darf nicht versuchen, hier Kriterien wieder aufzuweichen."

Kritik an der immer höher werdenden Differenz kommt auch vom Verkehrsclub Deutschland (VCD). „Die steigende Differenz lässt den Schluss zu, dass Autohersteller die Schlupflöcher der gegenwärtigen Vorschriften zur Verbrauchsmessung immer schamloser ausnutzen, um die Angaben zu schönen“, sagte Michael Müller-Görnert, beim VCD Referent für Verkehrspolitik. „Die Betrogenen sind am Ende nicht nur die Verbraucher und die Umwelt – auch dem Staat entgehen aufgrund der Tricksereien rund 240 Millionen Euro pro Jahr bei der Kfz-Steuer und das für jeden neuen Fahrzeugjahrgang.“

Für den VCD käme man mit dem neuen Testverfahren, dem Worldwide Harmonized Light Vehicles Test Procedure (WLTP), dem Anliegen realistischer Verbrauchswerte schon einem großen Schritt näher. Der WLTP soll ab 2017 gelten. (AG/dpa)

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