Autoclubs fordern Klarheit über Biosprit-Pläne

ADAC und AVD bemängeln fehlende Inhalte bei der von der Bundesregierung geplanten Erhöhung von Biosprit-Anteilen. «Ist die Umweltverträglichkeit gleich Null, macht die Sache keinen Sinn», sagte AVD-Pressesprecher Sven Janssen der Autogazette.

Von Thomas Flehmer

ADAC und der Automobilclub von Deutschland (AVD) fordern inhaltlich klare Vorgaben bei der von der Bundesregierung geplanten Erhöhung der Ethanolbeimischung von zehn Prozent ab dem 1. Januar 2009. «Sowie die Hersteller als auch die Politik müssen jetzt ihre Hausaufgaben machen und klare Fakten schaffen», sagte Sven Janssen, Pressesprecher des AVD, der Autogazette. Bisher seien die Autofahrer angesichts ungeklärter Gewährleistungsrisiken in höchstem Masse irritiert, ob sie ihr Fahrzeug mit dem höheren Anteil an Ethanol noch ohne Schäden betanken könnten

Bis zu 20 Prozent aller Fahrzeuge betroffen

Während der Verband der Automobilindustrie (VDA) behauptet, E10 wäre nur für rund ein Prozent des Fahrzeugbestands ungeeignet, ist diese Zahl aus sicht des ADAC unhaltbar. «Unsere Recherchen bei den Herstellern haben ergeben, dass bei den deutschen Marken weit mehr Fahrzeuge betroffen sind, als der VDA angibt», so ADAC-Präsident Peter Meyer.

Besonders ältere Fahrzeuge seien für die Betankung ungeeignet, ergänzt der AVD. Janssen spricht von einer Grauzone «zwischen 160.000 und zehn Millionen Fahrzeugen», die nicht mit E10 betankt werden können. Diese müssten dann das bis zu 15 Cent teurere SuperPlus tanken. Insgesamt waren zum Januar 2008 49,3 Millionen Autos in Deutschland zugelassen.

Knackpunkt Umweltverträglichkeit

Viele verunsicherte Mitglieder, die sich in den vergangenen Tagen bei den Clubs meldeten, reagieren deshalb ziemlich argwöhnisch. Sie vermuten in dem Vorhaben der Bundesregierung einen Zusammenhang mit der vom Bundesfinanzhof als verfassungswidrig angesehenen Pendlerpauschale. Sollte diese Pauschale kippen, könnte auf der anderen Seite die Mehrwertsteuer für das teure SuperPlus frisches Geld in die Kasse spülen. «Diese unheilige Allianz von Industrie, Mineralölwirtschaft und Politik gegen die Autofahrer sollte sofort gestoppt werden», sagt Meyer.

Janssen fordert deshalb die Hersteller auf, ihre Modelle, die den Biosprit vertragen, zu benennen. Zum anderen müsse eine nachvollziehbare Kalkulation der CO2-Bilanz erstellt werden, die auch die Auswirkung auf die Nahrungsmittelproduktion verdeutlicht. «Wenn nur wenige Fahrzeuge den Biosprit tanken können, ist die Umweltverträglichkeit gleich Null. Dann macht die ganze Sache keinen Sinn», so Janssen.

Aufwändige Untersuchungen

Bereits auf Hochtouren laufen die Prüfungen der Motorenpalette bei den Herstellern. So haben unter anderem VW und Audi allen Produkten ab Baujahr 1992 bis auf wenige Ausnahmen die Eignung erteilt. Auch Mercedes ist gerüstet. «Die überwiegende Mehrheit aller Mercedes-Benz und Smart-Benziner ist für den Einsatz von E10 geeignet. Ausnahme sind einige Fahrzeuge im
Oldtimerbereich und Fahrzeuge der ersten Direkteinspritzer-Generation», so Pressesprecherin Verena Müller zur Autogazette.

«Bei Ford sind alle Modelle ab 2002 mit Ausnahme des Ka für die E10-Betankung geeignet», sagte Ford- Kommunikations-Direktor Wolfgang Riecke der Autogazette. Dagegen laufen noch die Prüfungen älterer Modelle, «aber hier sieht es schon ganz gut aus.»

Bei Opel laufen noch umfassende Untersuchungen. «Diese schließen aufwändige Test- und Validierungsprogramme ein, besonders im Bereich des Kraftstoff-Versorgungssystems. Wir können daher eine detaillierte Aussage über die E10 -Tauglichkeit unserer Fahrzeuge erst dann treffen, wenn diese Untersuchungen komplett abgeschlossen sind. Bisher konnten wir lediglich die Fahrzeuge mit 2.2 Liter Benzin-Direkteinspritzer als nicht E10-tauglich identifizieren», so Michael Taube von der Produktkommunikation von Opel.

Zeit bis Mitte März

Auch bei den Importeuren laufen die Prüfungen. Hier besteht zum Teil die Schwierigkeit, dass die deutschen Probleme in den jeweiligen Zentralen des Hersteller-Landes keine oberste Priorität besitzen oder die Prüfungen so umfangreich sind, weil die Hersteller sich nach allen Seiten von etwaigen Schadensklagen absichern wollen. Einigkeit besteht aber darin, dass die aktuellen Modelle für die Betankung von E10 geeignet sind.

Bis Mitte März sollten aber alle Prüfungen abgeschlossen sein. Dann will die Bundesregierung die Erhöhung des Biokraftstoffes beschließen.

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