Mit dem VW Jetta auf Aufholjagd

Automarkt USA

Der VW-Konzern bringt in den USA den neuen Jetta auf den Markt. Mit der Limousine wollen die Wolfsburger durchstarten – und sich ihrem Ziel annähern, bis 2018 eine Million Autos in den Staaten zu verkaufen. Davon ist man derzeit indes noch meilenweit entfernt.

Von Frank Mertens

Martin Winterkorn hatte auch schon einmal bessere Tage. Da stand der VW-Boss zu Wochenbeginn bei strahlendem Sonnenschein im kalifornischen Palo Alto unter freiem Himmel an einem Stehtisch und beantwortete leicht mürrisch die Fragen der ihn umringenden Journalisten.

Minuten zuvor hatte Winterkorn in seiner Rede zum wiederholten Mal in diesem Jahr zum Besten gegeben, dass der VW-Konzern gedenke bis zum Jahr 2018 nicht nur weltgrößter Autobauer zu werden, sondern bis dahin auch Weltmarktführer bei der Elektromobilität. In acht Jahren, so glaubt Winterkorn, werde der Anteil der E-Autos am Gesamtabsatz des Konzerns einen Anteil von drei Prozent ausmachen. Eine wichtige Rolle zum ökologisch führenden Autohersteller spielt dabei der Forschungsstandort in Palo Alto. Hier im Silicon Valley hat das Electronic Research Laboratory (ERL) seinen Sitz.

Batterien günstiger machen

Die Aufgabe der 100 Mitarbeiter im ERL liegt dabei u.a. neben der Entwicklung von Fahrassistenzsystemen vor allem auf der Batterieentwicklung – und hier geht es neben Aspekten wie der Sicherheit und der Reichweite vor allem um die Kosten. Sie müssen drastisch sinken, soll die E-Mobilität wirklich zu einem Massenphänomen werden. Derzeit kostet eine Kilowattstunde rund 500 bis 1000 Euro. Consumerzellen, an denen das ERL arbeitet und die beispielsweise im E-Auto Tesla zum Einsatz kommen, nur 200 Euro. Der Weg geht also bereits in die richtige Richtung.

VWs noch Exoten

Martin Winterkorn Foto: dpa

Trifft das auch auf das Geldverdienen in den USA zu? Derzeit noch nicht. Ab wann man denn auch auf diesem wichtigen Markt Geld einnehmen werde, wollte dann eine deutsche Journalistin von Winterkorn wissen. «In Kürze», antwortet der gereizt. Um dann schnell hinterher zu schieben. «Sie glauben doch nicht, dass ich Ihnen das jetzt verraten werde.»

Kostenvorteile für VW wird das neue Werk in Chattanooga im US-Bundesstaat Tennessee bringen, in das der Konzern eine Milliarde investiert hat. Die Produktion im Dollar-Raum macht den Autobau für VW deutlich attraktiver. In seinem neuen Werk wird VW dann auch sein neues Mittelklassemodell bauen, das mitten im Sweet-Sport des Wettbewerbs liegen wird.

Wichtige Rolle für den Jetta

Auf dem Weg zu schwarzen Zahlen wird zunächst aber der neue Jetta eine wichtige Rolle spielen, den es ab 2012 auch als Hybridmodell geben wird. Es ist der Topseller der Wolfsburger in den USA, ein typisches Brot-und-Butter-Auto. In den Staaten kommt die neue Generation jetzt auf den Markt, in Deutschland im kommenden Jahr. Weltweit hat sich der Jetta seit 1979 bislang 9,6 Millionen Mal verkauft. In den USA entfallen auf ihn pro Jahr rund 100.000 Autos. In den ersten sechs Monaten diesen Jahres haben sich über 43.000 Kunden in den Staaten für den Jetta entschieden. Auf den Jetta ruhen entsprechend etliche Hoffnungen.

Ein anderes Problem hofft Winterkorn auch bald gelöst zu haben, die Nachfolge von Stefan Jacoby nämlich, dem bisherigen USA-Chef. Der hat den Konzern Richtung Volvo verlassen. Sein Nachfolger soll in Kürze bekannt gegeben werden.

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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