Luxus gegen die Krise

Die Neuheiten in der Oberklasse

Der Krise zum Trotz wird derzeit besonders die teure Oberklasse mit neuen Modellen überflutet. Den Luxuskarossen wird aber auch eine Verantwortung für die gesamte Branche zuteil.

Von Thomas Geiger

Überall gibt es derzeit - wenn überhaupt - nur gebremstes Wachstum. Und die Zulassungszahlen der Autohersteller rauschen in den Keller. Doch während viele Kunden vermehrt nach Kleinwagen verlangen, trumpft die Industrie mit neuen Modellen für die Oberklasse auf: Porsche Panamera, Jaguar XJ, Audi A8, Aston Martin Rapide und die Erweiterung des Angebots beim 7er BMW und der Mercedes S-Klasse wirken auf den ersten Blick vollkommen am Markt vorbei geplant. Doch das vorschnelle Urteil könnte trügen, mahnen Experten. Denn in vielen Regionen wachse die Nachfrage nach den Dickschiffen weiterhin - und ohne neue Luxusmodelle hätten es auch neue Technologien schwerer.

Paradigmenwechsel gefragt

Allerdings müsse sich die Oberklasse neu definieren, sagt Christoph Stürmer vom Marktbeobachter IHS Global Insight in Frankfurt. «Wenn diese Fahrzeuge nur auf die Kombination von Luxus und Leistung setzen, also zu viel von allem bieten, könnten sie zunehmend in eine exotische Nische driften - auf einem wesentlich niedrigeren Absatzniveau als heute.» Als Alternativen nennt er die in China bereits etablierten Langversionen der gehobenen Mittelklasse. «Ebenso eine ernstzunehmende Gefahr sind die schönen viertürigen Coupés.» Ein Paradigmenwechsel sei gefragt, so Stürmer: «Die Oberklasse muss zur technologischen und konzeptionellen Avantgarde werden, die unmittelbar einleuchtende Innovationen auf höchstem Niveau einführt.»

Viele Hersteller haben das offenbar bereits erkannt und gehen neue Wege: Nicht umsonst baut Porsche mit dem Panamera eine Mischung aus Sportwagen und Limousine und ergänzt das Konzept mit Öko-Zutaten wie einer Start-Stopp-Automatik: Das vorläufige Basismodell für 94.575 Euro bietet 294 kW/400 PS, erreicht 280 km/h und verbraucht im Normzyklus 10,8 Liter (CO2-Ausstoß: 256 g/km).

Audi A8 im nächsten Jahr

Der Audi A8 wird im kommenden Jahr neu aufgelegt Foto: Audi

Auch Aston Martin will Geschäftsleuten eine Alternative zu Spitzensportler und Luxuslimousine bieten und bringt deshalb den Rapide in Stellung. Wo der Panamera nur sechs oder acht Zylinder bekommt, gibt es bei den Briten erstmal nur einen V12-Motor und knapp 368 kW/500 PS.

Die Hersteller der etablierten Luxuslimousinen bereiten sich schon auf die neuen Konkurrenten vor. So arbeitet Audi mit Hochdruck am Nachfolger des A8. «Unser neues Flaggschiff kommt im nächsten Jahr», bestätigt ein Firmensprecher in Ingolstadt. Vorgesehen sind dafür dem Vernehmen nach Motoren vom Sechs- bis Zwölfzylinder sowie eine gewichtsoptimierte Aluminium-Karosserie. Die sei so leicht, dass der A8 auch ohne Hybridantrieb zu einem der sparsamsten Autos in dieser Klasse werde, lassen die Ingolstädter bereits durchblicken.

«Champion der Luxusklasse»

Die achte Generation des XJ feiert am 9. Juli Premiere Foto: Jaguar

Vor Audi erneuert Jaguar den XJ. Das Auto wird im Juli präsentiert und ab Dezember verkauft, sagt Deutschlandchef Jeff Scott in Schwalbach im Taunus. Auch das Topmodell der Briten hält der Alu-Karosserie die Treue. Neben neuen Benzin-Direkteinspritzern und erstarkten Dieseln verspricht Scott ein revolutionäres Design.

BMW wiederum erweitert die 7er-Modellpalette im Herbst um einen 400 kW/544 PS starken Zwölfzylinder. Zum Jahreswechsel soll eine Hybridvariante folgen. Und Mercedes hat die S-Klasse überarbeitet. Wichtigste Neuheit zur Modellpflege sind nicht die neuen Scheinwerfer und Rückleuchten, die Blue-Efficiency-Version des Basisdiesels oder die neuen Sicherheits- und Komfortsysteme. Auch bei den Stuttgartern dreht sich alles um den Hybridantrieb: Er drückt den Verbrauch des 220 kW/299 PS starken Topmodells auf 7,9 Liter und macht die S-Klasse laut Mercedes mit einem Ausstoß von 186 g/km zum «CO2-Champion in der Luxusklasse.»

Innovationsträger und Technologieträger

Der neue 7er BMW Foto: BMW

Selbst wenn der Markt für Luxuslimousinen nach Berechnungen des Prognoseunternehmens CSM in Bad Homburg weltweit im vergangenen Jahr um 22 und in diesem Jahr bereits um 17 Prozent gefallen ist, spielen diese Fahrzeuge eine wichtige Rolle: «Sie sind die Innovationstreiber und Technologieträger der Branche», erläutert CSM-Analyst Henner Lehne.

«Luxus-Autos bieten den letzen Stand der Technik, vor allem bei Sicherheit, Fahreigenschaften und Bordunterhaltung.» Solange die Wohlhabenden bereit seien, dafür tiefer in die Tasche zu greifen, würden Luxus-Fahrzeuge weiter gebaut und verkauft. (dpa/tmn)

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