«Wollen in China dauerhaft stärkste Premiummarke sein»

Audi-Vertriebsvorstand Peter Schwarzenbauer

«Wollen in China dauerhaft stärkste Premiummarke sein»
Audi-Vertriebschef Peter Schwarzenbauer. © Audi

Der Ingolstädter Autobauer Audi eilt von Rekord zu Rekord. Im Interview mit der Autogazette spricht Vertriebsvorstand Peter Schwarzenbauer über die Absatzziele in China und darüber, weshalb man nicht immer Erster sein muss.

Die VW-Tochter Audi hat ihre Absatzerwartung für den chinesischen Markt erhöht. «Ursprünglich haben wir mit 280.000 Autos geplant, nun rechnen wir für dieses Jahr mit 300.000 Fahrzeugen. Damit wird China für uns der mit Abstand größte Markt», sagte Audi-Vertriebsvorstand Peter Schwarzenbauer im Interview mit der Autogazette.

Händlernetz in China wird ausgebaut

Wie Schwarzenbauer hinzufügte, rechne er auf dem chinesischen Markt mit weiterem Wachstum für die Marke. «Wir werden in China weiter wachsen und wollen unsere zweite Million innerhalb von nur drei Jahren erreichen.» Schwarzenbauer will Audi in China dauerhaft zur stärksten Premiummarke machen. Zur Erreichung dieses Zieles setzt Schwarzenbauer auf den Ausbau des Händlernetzes. «Aktuell sind wir mit unserem Handelsnetz selbst in vielen Millionenstädten noch gar nicht vertreten, in manchen Gegenden ist Premium noch völlig unbekannt. Hier setzen wir jetzt verstärkt an und werden unser Vertriebsnetz bis 2013 von aktuell 180 Händlern auf 400 ausbauen.»

Temporäre Messehalle kein Größenwahn

Die Audi-Halle auf der IAA dpa

Autogazette: Herr Schwarzenbauer, neigt Audi mittlerweile eigentlich zum Größenwahn?

Peter Schwarzenbauer: Bestimmt nicht. Wie kommen Sie darauf?

Autogazette: Durch Ihren Messeauftritt auf der IAA. Für einen zweistelligen Millionenbetrag haben Sie sich eine temporäre Messehalle mit integrierter Teststrecke errichten lassen. Ist das nicht arg übertrieben?

Schwarzenbauer:
Das Gebäude hat eine klare Mission: Es ermöglicht neue, überraschende Begegnungen mit der Marke. Begegnungen, die stärker denn je geprägt sind von Dialog und dem eigenen, unmittelbaren Erlebnis. Zum Beispiel auf unserer Teststrecke, wo bis zum Ende der IAA rund 20.000 Messebesucher die Möglichkeit nutzen werden, Elektromobilität hautnah zu erleben. Und wenn Sie sich die reine Ausstellungsfläche anschauen, dann werden Sie feststellen, dass wir uns da in einem ähnlichen Rahmen wie in den Vorjahren befinden.

Autogazette: Wird es denn eine nachhaltige Nutzung der Messehalle geben?

Schwarzenbauer: Sie ist ein extrem vielseitiges Forum für die Marke, weit über die IAA hinaus: Vom Audi Urban Future Summit im Vorfeld der IAA bis hin zu unserem Kooperationsprojekt mit der Frankfurter Buchmesse, die im Oktober stattfinden wird. Und auch danach können Teile des Gebäudes zu anderen Anlässen eingesetzt werden – dank einer intelligenten modularen Konstruktion.

«Wir wachsen auch im kommenden Jahr»

Der Audi-Vorstand vor dem A2 Concept Audi

Autogazette: Wirtschaftsexperten erwarten für 2012 eine Stagnation des Wachstums. Audi spricht unterdessen unverändert von weiteren Absatzrekorden. Sehen Sie keine Risiken auf sich zukommen?

Schwarzenbauer: Wir gehen davon aus, dass wir auch im kommenden Jahr wachsen werden, solange sich die eine oder andere Gewitterwolke auf den Märkten nicht doch zum Sturm auswächst. Weiteren Schub erwarten wir uns von besonders für Europa wichtigen Volumenmodellen, die 2012 neu auf dem Markt sein werden: etwa der Audi Q3, die A6-Familie und der A1-Fünftürer.

Autogazette: Wie ernüchternd ist für Sie denn die Nachfrage nach dem A1?

Schwarzenbauer: Bei der Markteinführung des A1 hatten wir uns für dieses Jahr 100.000 Autos vorgenommen, inzwischen liegt unser Ziel für 2011 bei 120.000 Autos. Wir sind damit sehr zufrieden.

Autogazette: Der A1 ist für Sie also eine Erfolgsgeschichte?

Schwarzenbauer: Erst recht mit Blick auf seine Eroberungsrate: 80 Prozent der Käufer eines A1 haben zuvor nie einen Audi gefahren. Das ist ein hervorragender Wert.

Autogazette: Wo wollen Sie denn Ende des Jahres beim Gesamtabsatz landen? Bleibt es bei den genannten 1,3 Millionen Autos?

Schwarzenbauer: Die ersten acht Monate sind für Audi wesentlich besser gelaufen als geplant, wir verzeichnen aktuell den höchsten Auftragsbestand unserer Unternehmensgeschichte. Unser Absatzziel für 2011 haben wir deshalb von 1,2 auf 1,3 Millionen Autos erhöht.

«Rechnen in China mit 300.000 Autos»

Audi Urban concept dpa

Autogazette: Wie viele Autos wollen Sie in diesem Jahr in China verkaufen?

Schwarzenbauer: Ursprünglich haben wir mit 280.000 Autos geplant, nun rechnen wir für dieses Jahr mit 300.000 Fahrzeugen. Damit wird China für uns der mit Abstand größte Markt.

Autogazette: Für die Jahre 2011 bis zum Jahr 2013 haben Sie für China mit insgesamt einer Million Fahrzeugen geplant. Wie viele Autos sollen es denn in den folgenden Jahren werden, jeweils 350.000 Autos?

Schwarzenbauer: Wir werden in China weiter wachsen und wollen unsere zweite Million innerhalb von nur drei Jahren erreichen. China ist ein ausgesprochen attraktiver Markt, und wir wollen hier dauerhaft die stärkste Premiummarke sein.

Autogazette: Dass sich auch in China das Wachstum abschwächt, tangiert Sie nicht?

Schwarzenbauer:
Dass das Wachstum der vergangenen Monate nicht einfach fortgeschrieben werden kann, überrascht niemanden. Wir gehen jedoch davon aus, dass Premium auch in China weiter überproportional zulegen wird. Heute wächst der Gesamtmarkt um rund zwölf Prozent, der Premiummarkt dagegen um etwa 38 Prozent. Und auch regional bietet sich noch enormes Wachstumspotenzial: Aktuell sind wir mit unserem Handelsnetz selbst in vielen Millionenstädten noch gar nicht vertreten, in manchen Gegenden ist Premium noch völlig unbekannt. Hier setzen wir jetzt verstärkt an und werden unser Vertriebsnetz bis 2013 von aktuell 180 Händlern auf 400 ausbauen.

«Sind in China für nächste Etappe gut aufgestellt»

Der Audi A8 Audi

Autogazette: Werden Sie in China aufgrund des Wachstums Ihre Kapazitäten weiter ausbauen müssen?

Schwarzenbauer: Wir haben gerade erst unsere Produktionskapazitäten im Werk Changchun auf 300.000 Fahrzeuge ausgebaut und sind damit für die nächste Etappe gut aufgestellt. Besonders starkes Wachstum verzeichnen wir bei den Importfahrzeugen wie dem Q7, dem TT und unserem Flaggschiff, dem A8.

Autogazette: Bis zum Jahr 2020 will Audi zwei Millionen Fahrzeuge absetzen und damit zum erfolgreichsten Premiumhersteller aufsteigen. Dieses Ziel hat auch Mercedes, beeindruckt Sie das nicht?

Schwarzenbauer: Es zeigt, wie nahe wir heute zusammenliegen. Unter den deutschen Premiummarken herrscht ein sportlicher Wettbewerb. Dass dabei jeder Sportler Olympiasieger werden will, sorgt für höhere Leistungen – und tut dem Wettbewerb um die besten Lösungen nur gut. Ich bin davon überzeugt, dass die Premiummärkte genug Platz für den weltweiten Erfolg von Audi, BMW wie auch Mercedes bieten. Für Audi geht es dabei nicht um ein reines Volumenrennen: Wir wollen gleichzeitig eine dauerhaft hohe Profitabilität erreichen, als die Premiummarke schlechthin wahrgenommen werden und der attraktivste Arbeitgeber sein.

«Geht nicht darum, der Erste zu sein»

Der Audi R8 etron Audi

Autogazette: Sind Sie eigentlich etwas neidisch auf die Kollegen von Daimler, die gerade den Preis für den Elektro-Smart bekannt gegeben haben, während Sie noch immer kein Elektroauto anbieten können?

Schwarzenbauer: Jede Marke muss die Lösungen finden, die zu ihr passen. Wir glauben, dass es weniger darum geht, der Erste im Markt zu sein, als die Erwartungen der Kunden an das E-Auto am besten zu erfüllen.

Autogazette: Wann kann denn Ihr Kunde endlich mit einem E-Auto rechnen?

Schwarzenbauer: Der Audi R8 e-tron kommt als unser erstes rein elektrisches Fahrzeug Ende 2012. Mit dem Q5, dem A6 und dem A8 bringen wir in den kommenden Monaten die breiteste Palette an Power-Hybriden auf die Straße. Ab 2014 starten wir dann auf breiter Front mit den Plug-in-Hybriden, denn sie werden in dieser Entwicklungsphase der Batterietechnologie den höchsten Kundennutzen bieten.

Das Interview mit Peter Schwarzenbauer führte Frank Mertens

Vorheriger ArtikelCitroen lädt C-Zero in einer Stunde auf
Nächster ArtikelHorex ohne Kompressor 2012 an den Start
Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

Keine Beiträge vorhanden