«Mercedes-Benz wird am Ende als Marke führend sein»

Mercedes-Vertriebschef Joachim Schmidt

«Mercedes-Benz wird am Ende als Marke führend sein»
Mercedes-Vertriebschef Joachim Schmidt schaut zuversichtlich ins Jahr 2012. © Daimler

Mercedes-Benz sieht sich auf dem besten Weg, bis 2020 führender Premiumhersteller zu werden. Im Interview mit der Autogazette spricht Vertriebschef Joachim Schmidt über Absatzerwartungen, China und die Wettbewerber.

Der Autobauer Daimler hat seine Absatzerwartung für seinen Kleinwagen Smart angehoben. «Nachdem wir Anfang des Jahres für Smart mit 90.000 plus x kalkuliert haben, werden wir dieses Ergebnis sogar klar übertreffen. Wir peilen für Smart nun einen Absatz um die 100.000 Fahrzeuge an», sagte Mercedes-Vertriebschef Joachim Schmidt im Interview mit der Autogazette.

Ab 2014 kommt auch der Smart-Viersitzer

Schmidt stellte zudem klar, dass es neben dem in Kooperation mit Renault gebauten Smart Fortwo wie geplant auch einen Viersitzer geben wird. «Der neue Smart-Viersitzer wird zusammen mit dem Zweisitzer ab dem Jahr 2014 auf den Markt kommen. Beide Fahrzeuge wird es dann auch als Elektroversion geben.»

Eine Krise sieht Schmidt im kommenden Jahr auf die Autoindustrie nicht zukommen. «Wir stellen derzeit keine Auswirkungen fest, die Auftragseingänge und die Bestellungen unserer Händler deuten nicht auf eine Krise hin. Was die Automobilmärkte anbelangt gehen wir davon aus, dass beispielsweise die USA und die BRIC-Staaten weiter wachsen werden.»

«Lassen uns von Momentaufnahmen nicht beeinflussen»

Das Forschungsfahrzeug Mercedes F 125 auf der IAA dpa

Autogazette: Herr Schmidt, Sie vermelden von Monat zu Monat einen Absatzerfolg nach dem anderen. Doch bei der Profitabilität liegen BMW und Audi vor Ihnen. Wird das Ende des Jahres auch so sein?

Joachim Schmidt: Wir haben uns für Mercedes-Benz Cars ein Renditeziel von zehn Prozent gesetzt, das wir ab 2013 nachhaltig erreichen wollen. Auf dem Weg dorthin lassen wir uns von Momentaufnahmen bei unseren Wettbewerbern nicht beeinflussen.

Autogazette: Sie können nicht erkennen, dass die Konkurrenz in dem einen oder anderen Bereich besser ist als sie?

Schmidt: Natürlich beobachten wir die Konkurrenz. Dabei sehe ich, dass wir hervorragende Voraussetzungen haben, bis Ende des Jahrzehnts der führende Premiumhersteller zu sein – und zwar bei Produkt, Marke, Profitabilität und Absatz.

Autogazette: Audi-Rupert Stadler ließ unlängst wissen, dass er bis 2020 zwei Millionen Autos verkaufen wolle. Wie viele Autos sollen es bis dahin bei Ihnen sein?

Schmidt: Wir halten es für wenig sinnvoll, über einen so langen Zeitraum hinweg eine konkrete Zahl zu nennen. Wir haben uns bereits für 2014 mit einem Absatzziel von 1,5 Millionen und 2015 mit 1,6 Millionen Mercedes-Benz Pkw positioniert. Die Weichen dafür haben wir schon gestellt. Allein in den nächsten vier Jahren bringen wir zehn zusätzliche Modelle auf den Markt. Wir verfügen zudem über eine hervorragende Vertriebsstruktur, bauen unsere Aktivitäten in wichtigen Wachstumsmärkten weiter aus und werden unsere Marke weiter stärken. Damit schaffen wir die Voraussetzungen, 2020 führend beim Absatz zu sein.

Autogazette: Laut der Wachstumsstrategie «Mercedes-Benz 2020» wollen Sie bis dahin führender Premiumhersteller werden. Entsprechend müssen Sie ein Ziel über zwei Millionen angepeilt haben?

Schmidt: Wie gesagt: wir halten es nicht für zielführend, hier genaue Stückzahlen zu nennen. Schauen wir doch erst einmal, wo die Wettbewerber bis dahin stehen. Ich bin fest davon überzeugt, dass Mercedes-Benz am Ende als Marke führend sein wird.

«Ohne Fragen haben wir derzeit noch Lücken»

Dieter Zetsche neben der neuen B-Klasse dpa

Autogazette: Obwohl Sie über Lücken im Angebot verfügen...

Schmidt: ...ohne Frage haben wir beim Produktangebot derzeit noch Lücken, so fehlt uns beispielsweise noch ein kleiner Geländewagen wie ihn BMW mit dem X1 hat und auch im Segment des Audi A1 haben wir kein Produkt. Aber wie schon erwähnt, wir bringen in den nächsten vier Jahren zahlreiche zusätzliche Modelle – allein drei davon im Kompaktsegment. Zusammen mit unserer hervorragenden Vertriebsstruktur haben wir also die Voraussetzungen, auch die meisten Autos zu verkaufen.

Autogazette: Nach den ersten acht Monaten konnten Sie weltweit mehr als 867.000 Fahrzeuge verkaufen. Welches Ergebnis erwarten Sie Ende des Jahres, mehr als 1,35 Millionen Fahrzeuge?

Schmidt: Ja, wir erwarten für Mercedes-Benz und Smart über 1,35 Millionen Fahrzeuge. Nachdem wir Anfang des Jahres für Smart mit 90.000 plus x kalkuliert haben, werden wir dieses Ergebnis sogar klar übertreffen. Wir peilen für Smart nun einen Absatz um die 100.000 Fahrzeuge an, womit wir gemessen am Lifecycle des Fahrzeugs sehr zufrieden sind. Dass wir so viele Smart mit nur einem Modell verkaufen können zeigt, wie attraktiv dieses Auto ist. Es zeigt auch, dass urbane Mobilität gefragt ist. Zugleich haben wir mit der dritten Generation des Elektro-Smart einen wichtigen Schritt gemacht. Sie kommt nächstes Jahr auf den Markt und damit haben wir ein weiteres Ass im Ärmel.

Autogazette: Weil Ihre Konkurrenz bei der Elektromobilität nichts im Angebot hat?

Schmidt: Genau. Unsere Kernwettbewerber haben bislang noch kein Elektrofahrzeug auf dem Markt. Wenn wir den Smart electric drive ab dem Frühjahr kommenden Jahres bereits in der dritten Generation herausbringen, wollen wir davon auch eine fünfstellige Stückzahl ab dem ersten vollen Jahr der Verfügbarkeit verkaufen. Dieses Auto wird das Stadtbild prägen, die Elektromobilität wird damit für das urbane Umfeld für jedermann zugänglich. Der Kunde kann auch die Batterie mieten, so dass er hier überhaupt kein Risiko hat.

Autogazette: Rechnen sich der Verkaufspreis von unter 19.000 Euro und knapp 70 Euro Leasinggebühr für die Batterie inklusive Mehrwertsteuer für Sie überhaupt?

Schmidt: Sonst würden wir es nicht machen.

Autogazette: Es gibt ja auch strategische Überlegungen.

Schmidt: Für uns ist es sicherlich ein Vorteil, dass die Batterie aus eigener Produktion aus Kamenz kommt.

«Erwarten positive Absatzimpulse für Smart»

Der Smart Electric Drive Daimler

Autogazette: Der neue Smart fortwo, der in Kooperation mit Renault gebaut wird, wird erst ab 2014 auf den Markt kommen. Wie wollen Sie es hinbekommen, dass bis dahin der Absatz nicht komplett einbricht? Mit Sondermodellen und besonderen Lackierungen allein wird das nicht zu machen sein.

Schmidt: Zunächst einmal läuft der Smart derzeit sehr gut, seit Jahresbeginn haben wir ein Verkaufsplus von rund sieben Prozent – damit sind wir sehr zufrieden. Grundsätzlich denken wir darüber nach, den Smart nach der sehr erfolgreichen Markteinführung in China eventuell auf weiteren Märkten einzuführen. Außerdem ist für uns das Thema Elektroantrieb ganz entscheidend. Ab nächstem Jahr erwarten wir davon positive Absatzimpulse für die Marke Smart.

Autogazette: Sehen Sie im kommenden Jahr angesichts der stagnierenden Konjunktur Probleme auf die Autoindindustrie zukommen?

Schmidt: Wir stellen derzeit keine Auswirkungen fest, die Auftragseingänge und die Bestellungen unserer Händler deuten nicht auf eine Krise hin. Was die Automobilmärkte anbelangt gehen wir davon aus, dass beispielsweise die USA und die BRIC-Staaten weiter wachsen werden. Trotz allem beobachten wir die Situation natürlich weiter genau.

«Bis 2015 peilen wir 300.000 Autos in China an»

Der Mercedes SLS AMG E-Cell Daimler

Autogazette: 2010 lag Ihr Absatz in China bei 148.400 Einheiten, nach acht Monaten sind es in diesem Jahr etwas mehr als 120.000. Erscheinen am Ende des Jahres 180.000 Autos realistisch zu sein.

Schmidt: Wir wollen dieses Jahr in China mindestens 20 Prozent wachsen, halten also einen Absatz in dieser Größenordnung für realistisch.

Autogazette: Und wie schaut Ihre Mittelfristplanung aus?

Schmidt: Bis 2015 peilen wir in China einen Absatz von 300.000 Autos an.

Autogazette: Wird sich vor diesem Hintergrund die lokale Produktion ändern müssen?

Schmidt: Sicherlich, bis zum Jahr 2015 sollen zwei Drittel unserer Fahrzeuge lokal in China produziert werden. Derzeit liegt der Mix noch bei einem Drittel zu zwei Dritteln.

Autogazette: Mittlerweile haben auch andere Hersteller wie BMW und VW erkannt, dass ein Autobauer auch Mobilitätsdienstleister sein muss und drängen ins Carsharing-Geschäft. Beunruhigt Sie das mit Blick auf Car2Go?

Schmidt: Überhaupt nicht. Schließlich sind wir auf diesem Gebiet Vorreiter und sehr erfolgreich. Wir glauben, dass Carsharing ein Modell ist, das für die Stadt und damit auch für smart prädestiniert ist. Es ist zudem ein Feld, in dem der Absatz des smart weiter gesteigert werden kann.

Autogazette: Stimmt es eigentlich, dass der ursprünglich in Kooperation mit Renault geplante Viersitzer nicht mehr kommen wird?

Schmidt: Diese Gerüchte kenne ich nicht. Der neue Smart-Viersitzer wird zusammen mit dem Zweisitzer ab dem Jahr 2014 auf den Markt kommen. Beide Fahrzeuge wird es dann auch als Elektroversion geben.

Autogazette: Wie wichtig ist ein Smart-Viersitzer für Ihre Strategie 2020?

Schmidt: Unser Ziel, bis dahin die Nummer eins zu sein, wollen wir allein mit Mercedes erreichen. Der Smart-Viersitzer wird uns natürlich Absatzimpulse für die Marke Smart und damit für unser Geschäftsfeld Mercedes-Benz Cars bringen. Und es ist auch nicht auszuschließen, dass wir vom Smart einmal mehr machen als nur diese zwei Autos, dazu gibt es aber derzeit keine Pläne.

Das Interview mit Joachim Schmidt führte Frank Mertens

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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