«Der Weg ins Elektrozeitalter ist hart»

VW bündelt Forschungsaktivitäten

Zur Marktdurchdringung der Elektromobilität müssen die Batteriekosten schnell sinken. Derzeit liegen sie pro Kilowattstunde zwischen 500 und 1000 Euro. Zuviel, wie VW-Chef Martin Winterkorn sagt.

Von Frank Mertens

Seit dem Autosalon in Genf im März dieses Jahres weiß man es: Der Volkswagen-Konzern will auch im Bereich der Elektromobilität eine Schlüsselrolle einnehmen. So sollen bei Europas größtem Autobauer im Jahr 2018 bereits drei Prozent aller jährlichen Verkäufe auf Elektroautos entfallen. Doch der Weg ins Elektrozeitalter ist lang und hart, wie VW-Boss Martin Winterkorn sagt.

Batteriekosten größtes Hindernis

Vor allem die derzeit hohen Batteriekosten sind das größte Hindernis für eine schnelle Marktdurchdringung. So lägen heute die Batteriekosten pro Kilowattstunde zwischen 500 und 1000 Euro. Zuviel, sagt Winterkorn. «Ein Golf würde bei dieser Summe allein für die Batterie zwischen 12.500 und 25.000 Euro mehr kosten. «Das sind Summen, die kein Kunde bereit ist zu zahlen», sagte der VW-Chef in Palo Alto im US Bundesstaat Kalifornien.

«Deshalb müssen die Batterien nicht nur kleiner und leichter, sondern auch günstiger werden.» Mit Verweis auf Umfragen sagte Winterkorn, dass der Kunde bereit sei, für Autos mit Alternativen Antriebe höchstens 3000 Euro mehr zu bezahlen.

Consumerzellen sind günstiger

Chef-Designer Walter de' Silva, Schauspieler Ralf Moeller und Martin Winterkorn (v.l.n.r.) Foto: dpa

Deshalb ist der VW-Konzern seit geraumer Zeit dabei, sein Know-how bei der Batterietechnologie mit Partnern wie Sanyo, Toshiba, Bosch-Samsung und BYD zu erweitern. Neben dem E-Mobility-Center in Isenbüttel in der Nähe von Wolfsburg kommt dabei dem «Electronic Research Labarotory» (ERL) in Palo Alto eine wichtige Rolle zu. Im ERL, der außerhalb Wolfsburg größten Forschungseinrichtung, arbeiten derzeit über 100 Mitarbeiter. Es kümmert sich dabei unter anderem um die verschiedenen Speicherkonzepte. Im Focus steht dabei die Lebenszeit, die Sicherheit, die Zuverlässigkeit und natürlich die Kosten der Batterien.

Derzeit geht es den Forscher in Palo Alto bei den Lithium-Ionen-Batterien um den Wettbewerb zwischen selbst entwickelten Batteriezellen und den aus den Notebooks bekannten Consumerzellen, die beispielsweise auch Tesla in seinen Fahrzeugen zum Einsatz bringt. Mit 200 Euro pro Kilowattstunde sind sie derzeit preislich das Maß der Dinge. Doch ob die Consumerzellen, auch bekannt als 186050-Zellen, wirklich für die Massenproduktion im Automotivebereich geeignet sind, müssen die VW-Forscher im ERL erst noch herausfinden. Doch auch so glaubt VW-Entwicklungsvorstand Ulrich Hackenberg daran, dass die Batteriepreise schon bald deutlich geringer werden und die Elektromobilität so einen deutlichen Schub erhält.

Hoffen auf Anreizsysteme

Winterkorn beim Vortrag Foto: VW

Nachdem VW in diesem Jahr bereits den Touareg Hybrid auf den Markt gebracht hat, folgen nach und nach weitere Modelle mit Alternativen Antrieben. So kommt 2012 der Jetta Hybrid, von dem im September die neue Generation auf den Markt eingeführt wird. 2013 folgen der E-Up und der Golf Blue e-motion, die ersten Elektroautos von VW. Bis dahin hofft Winterkorn darauf, dass auch Anreizsysteme des Staates für den Erwerb von E-Autos ausgelobt werden. «Ohne Förderung wird es nicht gehen.»

Auch die anderen Marken des Konzerns seien in der Spur, wie Winterkorn sagt. So bringe Audi Ende des Jahres das Kompakt-SUV Q5 als Hybridvariante heraus, zugleich arbeitet man auch an einem Hybriden für den A8, das Flaggschiff der Ingolstädter. Und auch die Entwicklung der Elektro-Baureihe, die bei den Ingolstädtern e-tron heißt, laufen auf Hochtouren. Das trifft auch auf Porsche zu, den Familienneuzugang aus Zuffenhausen. Hier arbeitet man bei der Hybridtechnologie neben dem Cayenne auch an dem Porsche 918 Spyder.

Wichtiges Jahr 2013

Folgt man einer gerade erst in Berlin vorgelegten Studie von EurotaxSchwacke, dann wird es auch ab dem Jahr 2013 in Deutschland die von den Herstellern gewünschten Kaufanreize wie beispielsweise in Frankreich geben. Hier hat die Regierung für den Kauf eines E-Autos 5000 Euro ausgelobt.

«Geschehe dies indes später als 2013, laufe Deutschland Gefahr, bei den Marktanteilen der E-Mobilität im europäischen Vergleich hinterherzulaufen», hat EurotaxSchwacke-Geschäftsführer Michael Bergmann in der Vorwoche gesagt.

Das erreichbare Elektroauto

Keine Angst vor dem iOn Foto: Peugeot

Doch bei VW versucht man durch die Bündelung der Forschungsaktivitäten auch ohne staatliche Incentives schnell zu günstigeren Batteriepreisen zu kommen. Volkswagen werde dann auch der Hersteller sein, der jedem Kunden erreichbare Elektroautos anbieten werde, so Winterkorn. Dass die ausländische Konkurrenz den deutschen Herstellern und zuvorderst VW bei der E-Mobilität davon läuft, glaubt Winterkorn übrigens nicht. «Ich kenne die Preise und den Entwicklungsstand der Batterien, die für die Konkurrenz nicht anders sind als für uns.»

Dass Peugeot den elektrisch angetriebenen Kleinwagen iOn Ende des Jahres für eine monatliche Leasinggebühr von 500 Euro anbieten wird, beunruhigt den Konzernchef deshalb nicht. Einen Wettbewerbsvorteil vermag er deshalb auch nicht ausmachen. Für Winterkorn gibt es deshalb auch an seinem Ziel nichts zu revidieren, Volkswagen bis zum Jahr 2018 weltweit zum ökologisch und ökonomisch führenden Hersteller zu machen.

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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