VW muss auf Porsche länger warten

Zu hohe rechtliche Hürden

VW muss auf Porsche länger warten
Das Scheichtum Katar steigt bei Porsche aus. © dpa

Keine Fusion von VW und Porsche mehr in diesem Jahr: Die Hürden auf dem Weg in die Zukunft unter einem Dach sind derzeit zu hoch. Zwar bleiben beide Autobauer bei dem Plan. Doch wann er umgesetzt wird, ist erst einmal ungewiss.

Herber Rückschlag für die Fusionspläne von Volkswagen und Porsche: Die bereits eng miteinander verbandelten Autobauer werden nicht mehr wie ursprünglich vorgesehen dieses Jahr zusammengehen. Das teilten die Volkswagen AG und der Dachkonzern Porsche Automobil Holding SE am Donnerstagabend mit. Damit sei das geplante Zusammengehen jedoch nicht endgültig geplatzt. Beide Seiten halten an ihren generellen Plänen für einen «integrierten Automobilkonzern» fest. Wann und wie dieses Ziel nun erreicht werden könne, steht jedoch in den Sternen. Für die Porsche SE bedeuten die verschobenen Pläne rote Zahlen in der Bilanz.

Weitere Möglichkeiten werden geprüft

Ziel war bisher gewesen, dass die Fusion noch 2011 unter Dach und Fach gebracht wird. Die dafür bevorzugte Variante - der beide Seiten nun eine Absage erteilten - war gewesen, dass die Porsche SE und die VW AG miteinander verschmolzen werden. Die SE bündelt unter ihrem Dach die Mehrheit am Porsche-Sportwagengeschäft (Porsche AG) und auch eine Beteiligung von gut 50 Prozent an der Volkswagen AG.

Plan B für die Fusion ist, dass die Wolfsburger sich die Porsche AG komplett in ihren Konzern holen. Bisher hält Europas größter Autobauer knapp die Hälfte an ihr. Nun sollen auch weitere Möglichkeiten geprüft werden. Details dazu teilten die Unternehmen nicht mit.

Schadensersatzklagen aus den USA

Hintergrund des komplizierten Zusammengehens sind die Altlasten des früheren Übernahmekampfes der beiden heutigen Partner. Die Schwaben hatten sich beim Versuch, VW zu übernehmen, mächtig verhoben - am Ende hatte die Porsche SE 11,4 Milliarden Euro Schulden. Eine Folge sind bis heute anhängige Schadensersatzklagen von Anlegern in den USA. Zudem laufen hierzulande derzeit noch Ermittlungen gegen Teile der früheren Porsche-Chefetage, der die Staatsanwaltschaft Untreue vorwirft. Dieses Verfahren ziehe sich nun deutlich länger hin als zunächst angenommen, was auch einen Ausschlag für den Aufschub gegeben habe. Neben diesen juristischen Risiken gibt es auch etliche steuerliche Hürden.

Die Volkswagen AG schrieb: «Aufgrund der noch immer bestehenden rechtlichen Hürden ist eine Quantifizierung der wirtschaftlichen Risiken im Rahmen einer Verschmelzung (...) aus Sicht von Volkswagen zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht möglich.» Und der Partner Porsche teilte mit: «Die Unternehmen können sich derzeit nicht darüber verständigen, wie diejenigen Risiken für Zwecke der Verschmelzung zu bewerten sind.» VW will sich keine unnötigen Lasten ins Haus holen, die sich später womöglich in den Büchern wiederfinden.

Porsche rutscht in rote Zahlen

Die verschobenen Pläne haben auch einen großen Effekt auf die Bilanzen der Konzerne: Im Zuge des Plans B räumten sich beide Seiten Kaufoptionen ein: VW könnte Ende 2012 den Rest der Porsche AG übernehmen. Vereinbarungen dieser Art müssen in den Bilanzen bewertet werden. Für Porsche heißt der Aufschub nun: In den Büchern müssen die VW-Kaufrechte im Wert nach unten korrigiert werden - auf der Gegenseite bei VW ist es das positive Gegenteil. Die Stuttgarter teilten daher am Donnerstag auch mit, dass «ein negatives Konzernergebnis für die ersten drei Quartale des Geschäftsjahres 2011» die Folge sei. (dpa)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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