Saab auf Volvos Spuren

Chinesen übernehmen Tarditionsmarke

Saab auf Volvos Spuren
Saab-Chef Victor Muller erleichtert © dpa

Die Pleitegeier doch noch verscheucht: Saab ist wenige Stunden vor der Weichenstellung zur Insolvenz in chinesische Hände übergegangen. Zwei relativ unbekannte Autounternehmen wollen mit der schon lange siechenden Edel-Marke aus Schweden vor allem daheim punkten.

Zwei Käufer aus China und eine Einigung in allerletzter Minute bewahren den schwedischen Autohersteller Saab vor der drohenden Pleite. Wie Saabs mittelloser bisheriger Eigner Swedish Automobile N.L. (Swan) am Freitag mitteilte, wollen der Pekinger Autohersteller Youngman (60 Prozent) und das Großhandelsunternehmen Pang Da (40 Prozent) alle Anteile an Saab für 100 Millionen Euro übernehmen.

Bis zu 300.000 Saabs für China geplant

Damit soll nach Volvo als Tochter von Geely auch der zweite schwedische Autohersteller in chinesische Hände übergehen. Youngman und Pang Da hatten schon im Sommer mit dem in Doppelfunktion agierenden Saab- und Swan-Chef Victor Muller ihren Einstieg als Teileigner ausgehandelt.

Muller sagte zu der Einigung über eine Komplett-Übernahme wenige Stunden vor einem Gerichtsentscheid über Sanierung oder Insolvenz: «Fantastisch. Damit ist die Zukunft von Saab gesichert.» Die neuen Eigner würden den Absatz von 200.000 bis 300.000 Saab pro Jahr in China innerhalb der kommenden fünf Jahre anstreben.

Bis zu acht Wochen Wartezeit

Gleichwohl bestätigte Muller, dass vor dem Inkrafttreten des Verkaufs Behörden-Genehmigungen in China und Schweden sowie die Zustimmung der Europäischen Investitionsbank (EIB) und von General Motors (GM) als früherem Saab-Eigner eingeholt werden müssten. Das werde «bis zu acht Wochen dauern». Youngman und Pang Da äußerten sich zunächst nicht über ihre Pläne.

Im Stammwerk Trollhättan mit 3500 Beschäftigten stehen die Bänder schon seit April aus Geldmangel still. Von den Chinesen im Sommer zugesagte Überbrückungshilfen für Lohn- und Gehaltszahlungen sowie den dringend überfälligen Neustart der Produktion blieben weitgehend aus. Deshalb hatte der im September von einem Gericht eingesetzte Zwangsverwalter Guy Lofalk den Abbruch des Sanierungsverfahrens beantragt. In diesem Fall wäre eine Pleite wohl unausweichlich geworden. Lofalk zog seinen Antrag kurz vor der Entscheidung zurück.

Saab wurde Anfang letzten Jahres von GM nach knapp 20 überwiegend verlustreichen Jahren an den kleinen niederländischen Sportwagenhersteller Spyker Cars mit Muller an der Spitze verkauft. Spyker benannte sich später in Swan um. Muller erklärte, er sehe seinen Platz auch nach dem Verkauf an China weiter bei Saab: «Ich werde ganz sicher dicht am Unternehmen bleiben.» (dpa)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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