GM dementiert intern Opel-Verkaufspläne

Vertrauliches Telefonat

GM dementiert intern Opel-Verkaufspläne
GM-Chef Dan Akerson © dpa

Tagelang ließ GM Gerüchte über Verkaufspläne für die Tochter Opel unkommentiert. Nun beschwichtigt GM-Boss Akerson zumindest intern: Es gebe im Moment keine Gespräche mit Interessenten. Ein Versprechen für die Zukunft klingt anders.

Hoffnung für rund 40.000 Opelaner in Europa: Zumindest intern hat die US-Mutter General Motors (GM) inzwischen Spekulationen um einen geplanten Verkauf der defizitären Tochter Opel zurückgewiesen. Unternehmenskreise bestätigten am Dienstag einen Bericht des «Handelsblatts», wonach GM-Boss Dan Akerson Opel-Chef Karl-Friedrich Stracke in einem vertraulichen Telefonat zugesichert hat, dass «es derzeit weder Gespräche noch Kontakte mit anderen Herstellern über einen Verkauf» gebe. Einen Treueschwur für die Zukunft gab es nach dpa-Informationen aber nicht: Akerson hält sich für die Zukunft alle Optionen offen.

Interesse aus China

Nach Medienberichten über angebliche Verkaufspläne hatte GM in der vergangenen Woche für Unruhe gesorgt, weil der Konzern auf ein klares Dementi verzichtet hatte. Das brachte Detroit die Kritik des Opel-Betriebsrates, aber auch der Bundesregierung ein. Wie vor zwei Jahren, als GM vor der Pleite stand und Opel verkaufen wollte, schaltete sich selbst Kanzlerin Angela Merkel (CDU) postwendend in die Debatte ein.

Als mögliche Opel-Käufer werden vor allem chinesische Autobauer gehandelt, aber auch VW. Zu den möglichen Interessenten soll mit dem chinesischen Autobauer BAIC auch ein alter Bekannter gehören: BAIC hatte Opel vor zwei Jahren schon einmal übernehmen wollen. Die Chinesen waren aber nicht zum Zuge gekommen und im Bieterwettkampf frühzeitig ausgeschieden.

Bedeutendes Entwicklungszentrum

Beobachter halten es auch jetzt für unwahrscheinlich, dass GM mit Opel auch sein technisches Wissen an einen Wettbewerber auf dem riesigen chinesischen Wachstumsmarkt verkaufen könnte. Bisher versperrt GM den Zugang Opels zu wichtigen Automärkten wie China, um den Kannibalismus unter mehreren Konzern-Marken zu verhindern. Hingegen drängt der Hersteller seit einiger Zeit mit der Marke Chevrolet nach Europa, dem Heimatmarkt Opels.

Das «Wall Street Journal» hatte berichtet, Akerson und andere hochrangige GM-Manager seien bereit, Opel zu verkaufen, wenn es ein attraktives Angebot gebe. Das sei derzeit aber nicht der Fall. Allerdings ist Opel im Konzernverbund weiterhin vor allem wegen seines Entwicklungszentrums bedeutend. Opel-Modelle werden unter anderem Markenname auch außerhalb Europas verkauft, etwa das Flaggschiff Insignia als Buick Regal in Nordamerika.

Gewinne erst 2012

Akerson hatte mehrfach angedeutet, dass er unzufrieden mit den anhaltenden Verlusten bei Opel ist. Zuletzt habe er sich aber positiv geäußert und Opel bescheinigt, bei der Umsetzung des Sanierungsplans und auf dem Weg zurück in die Gewinnzone über Plan zu liegen, betonte der Opel-Gesamtbetriebsratsvorsitzende Klaus Franz.

Opel will nach einem Milliarden-Verlust im Vorjahr 2011 zumindest operativ die Gewinnschwelle erreichen. Nach den Kosten für die laufende Restrukturierung wird aber noch einmal ein Minus von 500 Millionen Euro erwartet. 2012 sind kräftige Gewinne geplant. (dpa)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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